Erlernte Hilflosigkeit und was du dagegen tun kannst

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Erlernte Hilflosigkeit – ein Begriff, der im ersten Moment seltsam klingt. Wozu Hilflosigkeit erlernen? Hinter diesem Begriff steht aber eine ernstzunehmende Erkenntnis. Eine Studie aus dem Jahr 1974 konnte beweisen werden, dass große Ähnlichkeiten zwischen der Depression eines Menschen und der durch Schmerzen, ständiger Angst und Krankheit in Laboren hervorgerufenen Hilflosigkeit bei Tieren bestehen – auch der Mensch fühlt sich dem Leben oder Situationen nicht gewachsen, hilflos, machtlos.

Natürlich lernt der Mensch seine Hilflosigkeit nicht freiwillig, ebenso wenig wie die Versuchshunde. Natürlich wirkt die erlernte Hilflosigkeit erschreckend und der Kampf dagegen aussichtslos. Ist er aber nicht, denn deine erlernte Hilflosigkeit kannst du überwinden.

Die Studie zu der erlernten Hilflosigkeit

Wie genau „erlernte Hilflosigkeit“ funktioniert, zeigt sich am besten am Beispiel des Experimentes, das der amerikanische Psychologe Prof. Dr. Martin Seligman (einer der meist zitierten Experten für Positive Psychologie) 1974 mit drei Gruppen von Hunden durchführte. Um die Auswirkung von aversiven Reizen auf das Verhalten und die Psyche zu untersuchen, fügte Seligman zwei der drei Gruppen Schmerzen durch Elektroschocks zu.

Ja, auch ich lehne Tierversuche ab und bin sicher, heute würden solche Versuche nicht mehr durchgeführt werden, aber heute geht es mir um die Ergebnisse von damals, die für zahlreiche Menschen extrem hilfreich sind.

Der Versuch zur erlernten Hilflosigkeit sah folgendermaßen aus:
  • Eine Gruppe der Hunde erhielt die Elektroschocks, konnte den Schmerzen aber entgehen, indem sie eine Vorrichtung betätigten, die die Elektroschocks abschaltete.
  • Die zweite Gruppe erhielt ebenfalls Elektroschocks, konnte aber nichts dagegen tun, um den Schmerz abzuwenden.
  • Die dritte Gruppe dagegen erhielt keine Elektroschocks.

In der zweiten Phase der Studie wurden allen Hunden der drei Gruppen Elektroschocks versetzt. Diesmal allerdings gab man allen Hunden die Gelegenheit, sich durch Flucht aus dem Raum vor den Schmerzen zu retten.

Das Ergebnis war verblüffend. Während die Hunde, die in Phase eins den Elektroschock mit einem Hebel abschalten konnten, sich relativ schnell in Sicherheit brachten, benötigte die dritte Gruppe, die in Phase eins keine Elektroschocks bekommen hatten, etwas länger, um herauszufinden, dass und wie sie sich retten konnten.

Einzig die zweite Gruppe der Hunde, welche in Phase eins des Experimentes den Elektroschocks nicht entgehen konnten, unternahmen keinerlei Versuche zu fliehen. Sie blieben an ihrem Platz und ließen die Schmerzen resigniert über sich ergehen. Nur selten traute sich einer dieser Hunde, sich selbst zu helfen und benötigte dazu viel Zeit.

Ziel dieses Experimentes war, die Entstehung von Depressionen zu erforschen, erlernte Hilflosigkeit beim Menschen zu beweisen und eine Therapie dagegen zu entwickeln.

Seligmans Experimente stießen auf geteilte Meinungen, die Studie war stark umstritten. Sie brachten im Gegenzug aber auch wichtige Erkenntnisse zur Behandlung von Depressionen.

Deutlich wurde mit dieser Studie, dass nicht alle Menschen gleichermaßen empfänglich für eine erlernte Hilflosigkeit sind. Manch eine Person, die durch Schicksalsschläge, Gewalt oder ähnliches Kontrollverlusten ausgesetzt waren, reagierten zwar auf die Situationen mit Trauer oder Wut, zeigten allerdings auch nach einiger Zeit keinerlei Form von erlernter Hilflosigkeit.

Neuste Forschung zur erlernten Hilflosigkeit

Die Erlernte Hilflosigkeit lässt sich im Gehirn lokalisieren, genauer gesagt im Hirnstamm, den Seligman rat brain nennt (DRN: Dorsal Raphe Nucleus). Zwischen dieser Struktur DRN und dem Großhirn (PFC: Präfrontaler Cortex) existiert ein Schaltkreis, der sozusagen wie ein „Ein-Aus-Schalter“ für die erlernte Hilflosigkeit wirken kann (Maier & Seligman, 2016).

Seligman bezeichnet diesen Schalter als “Hope Circuit”, auf Deutsch am besten übersetzt mit “Zuversichts-Schaltkreis”.

Wen es trifft, scheint eine Sache der Persönlichkeit zu sein.

Persönlichkeiten , die sich in ihrem Leben behaupten können, eine seelische Widerstandsfähigkeit haben und sich im Arbeitsleben durchsetzen, sind selbst nach vielen negativen Ereignissen somit weniger gefährdet, in den Kreislauf der erlernten Hilflosigkeit zu fallen, als sanfte, harmoniebedürftige, hochsensible Persönlichkeiten, die „ohne Feindschaften, konfliktfrei und ruhig“ ihr Leben bestreiten möchten.

Was genau ist eine „erlernte Hilflosigkeit“ und wie entsteht sie?

„Erlernte Hilflosigkeit“ ist die Bezeichnung der Art des Verhaltens, die manche Menschen in bestimmten Situationen entwickeln, zum Beispiel bei Gewalt oder bei Verlusten. Ein klassisches Beispiel für erlernte Hilflosigkeit ist das Verhalten, das viele Frauen in einer gewalttätigen Beziehung zeigen.

Versucht die Frau anfangs noch, sich der Bedrohung durch ihren Partner entgegenzustellen, verzeiht oder findet Ausreden, die das Verhalten ihres Partners entschuldigen, „lernt“ sie jedoch sehr schnell, das jede Reaktion auf die Brutalität eine noch heftigere Reaktion ihres Partners hervorbringt. Jede Gegenwehr verursacht mehr Gewalt, mehr Leid und noch mehr Trauer.

Das führt schließlich zu einer Opferhaltung. In ihrer eigenen Wahrnehmung sehen sich diese Frauen als hilf- und machtlos. Die Folgen sind schwere Depressionen, Angststörungen und eine Art Apathie.

Gedanken wie : „ich kann es ja sowieso nicht ändern“, oder „ich bin zu schwach, um mich zu wehren oder etwas zu ändern“, oder sogar eindeutige Schuldzuweisung an sich selbst wie: „Ich habe es nicht besser verdient, ich bin an meiner Situation selbst Schuld“ kommen auf und lassen sich nicht mehr vertreiben.

Nicht nur körperliche Gewalt führen in die erlernte Hilflosigkeit, sondern auch seelische. Darunter fällt auch Mobbing oder „bewusstes kleinhalten“ einer Person, sei es in einer Partnerschaft, am Arbeitsplatz, in der Schule oder Freizeit.

Betroffene, die in den Kreislauf der erlernten Hilflosigkeit geraten, resignieren und unternehmen nichts mehr, um an ihrer Situation etwas zu ändern. Experten gehen davon aus, dass speziell die Situationen oder Ereignisse, die die Betroffenen nicht kontrollieren können, zu einer veränderten Erwartungshaltung führen. Sie konnten eine bestimmte Situation nicht kontrollieren – massives Mobbing, Gewaltexzesse des Partners, Verluste – mussten sie hilflos über sich ergehen lassen, und befürchten nun, ähnlichen Situationen ebenso hilf- und machtlos ausgeliefert zu sein.

Ausschlaggebend bei der erlernten Hilflosigkeit ist also nicht der tatsächliche Verlust der Kontrolle, den du erfährst, sondern eine gestörte Wahrnehmung deiner Person in diesen Situationen.

Studien zur erlernten Hilflosigkeit haben drei Stufen entdeckt:
  • die Triebkraft, auf bestimmte Situationen oder Ereignisse zu reagieren, wird minimiert, stellenweise ganz abgeschaltet
  • die Betroffenen denken, dass Reaktionen sofort negative Konsequenzen nach sich ziehen
  • es entstehen Depressionen und Angststörungen

Verlerne Hilflosigkeit wieder mit MKKC®

Um die erlernte Hilflosigkeit zu überwinden, musst du dir eine Frage stellen: Gefällt dir dein Leben so wie du es jetzt führst, mit all den Ängsten und Depressionen? Mit den negativen Gedanken, dass du nichts an deiner Situation ändern kannst, du zu schwach bist, deine Wünsche nicht zählen?

Wenn die Antwort „nein“ lautet, wenn du unter deinem jetzigen Leben leidest, ist es an der Zeit, deine Einstellung zu dir selbst und zu deinem Leben zu ändern.

Wenn du in deiner erlernten Hilflosigkeit fest steckst, heißt das nicht, dass du tatsächlich vollkommen hilflos bist, sondern du bist nur gedanklich machtlos. Sobald du das erkennst, bist du auf dem richtigen Weg. Wir arbeiten hier konsequent auf den Grundlagen der Positiven Psychologie.

Lerne nährendes, hilfreiches Denken

Du kannst lernen, deine Gedanken, deine Denkweise wieder in eine für dich gesunde Richtung zu steuern. Das heißt wiederum nicht, dass du dich in das andere Extrem verwickeln darfst. Positives Denken darf nicht realitätsfremd werden. Wichtig ist beim positiven Denken jedoch das Maß der Dinge. Alles nur noch durch eine rosa-rote Brille zu sehen, alles nur noch positiv zu bewerten ist vom Ansatz her ebenso falsch wie das negative Extrem: „Alles ist schlecht, ich werde nie etwas ändern können, ich gebe auf!“

Sei realistisch und konstruktiv

Beim Überwinden deiner erlernten Hilflosigkeit geht es also nicht darum, auf eine komplett naive Art und Weise deine Zukunft auszumalen und Probleme unrealistisch „schön“ zu reden, sie zu leugnen, sondern darum, dir positiv darzustellen, dass du nicht hilflos bist, in deiner jetzigen Situation nicht machtlos ausharren musst.

Halt dich an dem Gedanken fest, dass du dein Leben ändern kannst, dass du Kontrolle über den Verlauf der Dinge erlangen kannst. Du musst nur den ersten Schritt wagen!

Für dich bedeutet das, Selbstverantwortung zu übernehmen.

Du musst anfangen, Entscheidungen für dich selbst zu treffen und die daraus entstehenden Konsequenzen zu tragen.

Für dich in der erlernten Hilflosigkeit klingt dies erschreckend, nicht machbar. Was, wenn du dich falsch entscheidest, Fehler machst?

Mit diesem Problem bist du nicht allein, denn durch die erlernte Hilflosigkeit zögern die Betroffenen aus Angst vor einer Fehlentscheidung ihre nötigen Schritte so lange hinaus, bis sich das Problem entweder von allein löst oder eine andere Person die Entscheidung für sie trifft.

Dieses Verhalten hält dich wiederum in deinem Teufelskreis fest, denn Entscheidungen, die von anderen für dich getroffen werden, entsprechen in der Regel nicht dem, was du dir erhofft oder gewünscht hast – du bist wieder einmal das Opfer.

Niemand ist perfekt, jeder macht Fehler oder trifft einmal eine falsche Entscheidung. Du musst nur wieder lernen, dass auch du Fehler machen und dass du deine Fehler eingestehen darfst und musst, ohne die Schuld auf andere abzuwälzen oder die Ursache dafür in deinem Umfeld zu suchen.

Coaching und Therapie bei erlernter Hilflosigkeit

Neben den oben genannten Tipps zum „verlernen“ der erlernten Hilflosigkeit gibt es für dich die Möglichkeit von Coaching oder Therapie. Adressen von passenden Therapeuten oder Coaches in deiner Stadt findest du durch Empfehlung oder im Internet.

Achte bei der Wahl deines Wegbegleiters darauf, dass du dich in seinem oder ihrem Beisein und in der Praxis wohl und entspannt fühlst. Eine gewisse Aufregung beim ersten oder zweiten Termin ist normal und vergeht schnell. Wichtig ist, dass du glaubst Vertrauen entwickeln zu können und dass Sympathie zwischen dir und deinem „Hilflosigkeitsvertreiber“ besteht.

Voraussetzung für eine erfolgreiche Veränderung ist, dass du bereit dazu bist, den ersten Schritt, der dir wahrscheinlich Angst macht, zu wagen. Du musst bereit dazu sein, dein eigenes Leben zu leben, es zu bestimmen und zu führen und nicht das Leben, welches dir bisher von anderen Personen wie den Partner oder der Gesellschaft vorgegeben wurde.

Herzlichst
Anne

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