Zwar geht der mit dem Trauma verbundene starke Schmerz äußerlich oft früher oder später vorbei, doch die Amygdala im Gehirn vergisst nichts und gleicht die nächsten negativen Erfahrungen stets mit den vorherigen Erlebnissen innerhalb des gleichen oder eines ähnlichen Kontextes ab. Durch wiederholte oder einzelne besonders intensive Traumata ist also auch eine Zerstörung des Urvertrauens möglich. In einem solchen Fall gilt für die betroffene Person dasselbe wie für diejenige, die nie ein solches Grundvertrauen aufbauen konnte: Es bedarf enorm vieler positiver Erfahrungen, um allmählich wieder vertrauen zu lernen.
Positive Erfahrungen schaffen durch Erfahrungsvertrauen und neues Urvertrauen
Immer wieder kommt es also auf positive Erfahrungen an. Sie erzeugen wahrhaftes Vertrauen, das sich vom reinen Glauben an jemanden oder etwas grundlegend unterscheidet. Das Erfahrungsvertrauen ist entstanden.
Menschen, die sich selbst misstrauisch begegnen, tragen eine große Angst des Versagens in sich. Ein geringes Selbstwertgefühl und Selbstzweifel sind die Folge und führen in der Regel auch dazu, anderen Personen grundsätzlich misstrauisch gegenüberzustehen. Zwar ist es möglich, mit innerlicher Arbeit einen gewissen „Glauben an das Gute“ zu entwickeln, doch echtes Vertrauen entsteht einzig und allein durch entsprechend positive Erfahrungen durch die Interaktion mit wichtigen Menschen und engen Bezugspersonen.
Vertrauen zu können ist in jedem Bereich des Lebens von enormer Wichtigkeit: Jede zwischenmenschliche Beziehung ernährt sich davon, egal ob die Protagonisten ein Säugling und seine Mutter, zwei romantisch Verliebte oder der einzelne Mensch und sein Selbst sind.
Ein gesundes Urvertrauen ist der sichere Weg zu positiver Ausstrahlung, einem starken Ich und erfüllenden Beziehungen. Ein starkes Ich führt zu einer positiven Ausstrahlung und somit zu erfüllenden Beziehungen, privat und beruflich. Selbst wenn das natürliche Urvertrauen fehlt, kann es durch kraftvolles Erfahrungsvertrauen wieder aktiviert werden.
Impuls: Finde Halt und baue so Erfahrungsvertrauen auf
So sieht dann auch die einfachste Übung für den Aufbau von Urvertrauen aus: Suche dir einfach mal ein Plätzchen, an dem du dich fallen lassen kannst. Ein Sessel mit hoher Lehne, Armlehnen und vielleicht sogar altmodischen Ohren ist dafür perfekt geeignet. Du lässt dich in den Sessel sinken und spürst, wie er dich hält. Du genießt den Halt, den der Sessel deinem Körper gibt, und nimmst bewusst wahr, wo dich das Sitzmöbel stützt. Wiederhole diese Übung jeden Tag für jeweils vier bis fünf Minuten. Du wirst bald spüren, wie dir das guttut.
Je mehr Erfahrungsvertrauen du entwickelst, desto mehr Vertrauen hast du in dich selbst. Du hast es nicht nötig, dich oder andere Menschen infrage zu stellen. Und du wirst auch in schwierigen Situationen nicht in Selbstzweifel versinken, sondern immer aus der schicksalhaften Situation lernen.
Mangelndes Urvertrauen wirkt sich letztendlich auch auf die Gesundheit negativ aus
Die anhaltenden schlechten Gefühle verursachen Stress, der das Immunsystem aus der Balance bringt. Die permanente Alarmbereitschaft durch Urmisstrauen mobilisiert alle Kräfte und entzieht dem Körper Energie. So nützlich der Fight-or-Flight-Modus evolutionsbiologisch ist, so schädlich ist er als Dauerzustand. Denn das Immunsystem reagiert erst einmal mit häufigen Infekten, wenn ihm die Luft ausgeht. Diese können sich zu chronischen Erkrankungen auswachsen oder zu Autoimmunerkrankungen werden.
Auch Krebs wird bisweilen mit zu viel Stress in Verbindung gebracht: Das Immunsystem sollte eigentlich die entarteten Zellen im Körper permanent beseitigen. Kann es seiner Aufgabe nicht mehr nachkommen, haben auch degenerierte Zellen wie Krebszellen die Chance, sich zu vermehren und auszubreiten.
Wenn du für dich selbst Stress reduzierst, kann dein Immunsystem dagegen wieder besser arbeiten
Es wird zuverlässig dafür sorgen, dass du gesund bleibst. Somit hängt das Urvertrauen auch mit deiner Gesundheit zusammen. Besonders für hochsensible Menschen ist dieser Aspekt wichtig, denn ihr Reizverarbeitungssystem wird durch zu viel Stress massiv gestört.
Herzlichst
Anne Heintze
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