Asperger und Sexualität: Na klar – warum auch nicht?

Asperger und Sexualität
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Menschen, die unter Asperger-Autismus leiden, sind zumeist sehr intelligent und sie sind durchaus auch erotisch „begabt“.

Bei dem Asperger-Autismus handelt es sich um eine „milde Form“ des Autismus. Mit dem Asperger-Autismus kann man sich nicht so gut in andere Menschen hineinfühlen, entwickelt aber oft eigene Sonderinteressen. Das Problem liegt langfristig darin, dass ein Asperger Autist mit einem geringeren Einfühlungsvermögen (Empathie), schwieriger eine Beziehung zu anderen Menschen aufbauen kann, mit denen er auch gerne eine sexuelle Verbindung hätte.

Woher kommt Autismus?

Wie Autismus aus biologischer Sicht entsteht, ist noch immer nicht ganz bekannt, man weiß nur, dass es kein „Heilmittel“ gibt. Auch genaue Zahlen zur Häufigkeit von Autismus in Deutschland gibt es noch nicht, allerdings geht man von einer weltweiten Prävalenz von 0,6 bis 1 Prozent aus. Auffällig ist, dass Jungen viermal häufiger betroffen sind als Mädchen.

Autismus bei Frauen

Es gibt viele Gründe dafür, dass Autismus bei Frauen weniger häufig diagnostiziert wird. Der Hauptgrund dafür ist, dass Frauen und Mädchen besser darin sind, ihre Probleme zu überspielen.

Eine andere, jedoch sehr umstrittene Theorie besagt, es gäbe einen „weiblichen Autismusphänotyp“ (Erscheinungsform), der nicht mit dem üblichen Profil männlicher Betroffener übereinstimmt. Die meisten Bewertungsmethoden basieren jedoch auf Letzteren und werden bei der Untersuchung von Frauen nicht immer angepasst.

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Sexualität ist aber auch für Aspies wichtig

Sexualität ist für jeden Menschen wichtig, auch für Asperger-Autisten. Hormonausschüttungen sind verantwortlich für die Sehnsucht nach körperlicher Nähe und Geschlechtsverkehr. Für Menschen, die nicht unter dem Asperger-Autismus leiden, ist es zumeist auch nicht ganz einfach, den passenden Partner für eine sexuelle Beziehung zu finden.

Solltest du als Asperger-Autist eine befriedigende sexuelle Beziehung suchen, kann dies noch schwieriger sein. Die meisten Menschen suchen in einer Beziehung nicht nur Wärme, sondern auch Anteilnahme, um sich sexuell frei entfalten zu können. Sobald ein anderer Mensch, der als Sexualpartner infrage kommen würde, feststellt, dass sein Gegenüber eher wenig Empathie zeigen kann, kann es sein, dass es zu einem Rückzugsverhalten kommt. Und das macht die Sexualität für Aspies nicht gerade einfach.

Hochsensible Menschen empfinden anders und Asperger Autisten empfinden anders. Du kannst hier einen kostenlosen Hochsensibilitätstest machen.

Anteilnahme und Mitgefühl gibt anderen häufig das Gefühl geliebt und geachtet zu werden

Es ist daher sehr wichtig, dass du über deinen Asperger-Autismus sprechen kannst, damit dem eventuellen Beziehungspartner klar wird, dass deine geringe Empathie nicht mit mangelndem Interesse oder nicht vorhandener Liebe gleichzusetzen ist.

Lerne auch über Sex, Erotik und deine Wünsche zu sprechen

Mithilfe ausführlicher Gespräche kannst du erreichen, dass Menschen, die dir viel bedeuten, mehr über Asperger-Autismus erfahren und dann verstehen können, warum du manchmal anders reagierst als erwartet. Erst wenn andere dein Verhalten verstehen können, besteht die Möglichkeit, dass du so geliebt wirst, wie du bist. Du musst daher lernen, über deine eigenen Empfindungen und Sehnsüchte sprechen zu können.

Das ist nicht immer einfach, da man schon in der Kindheit lernt über seine Empfindungen im Sexualbereich nicht offen zu sprechen. Erfahrungen zeigen, dass Gespräche im Beziehungs- und Sexualbereich oft einfacher zu führen sind, wenn eine neutrale dritte Person anwesend ist. Beziehungscoaches können dein Verhalten nicht nur kompetent analysieren, sondern auch erklären.

Liebes- oder Sexualbeziehungen zwischen Menschen mit und ohne Asperger-Autismus sind nicht selten. 

Schaut man sich allerdings persönliche Berichte über die Entstehung und Entwicklung von Liebes- und Sexualbeziehungen an, wird häufig auf die Beratung eines Coaches zurückgegriffen. So kannst du deinem Partner/in von Anfang an die Chance geben, dich richtig zu verstehen.

Du hast dann ebenfalls die Möglichkeit deine Wünsche, Vorstellungen und Sehnsüchte in Worte zu fassen. Derartige Verständigungsprobleme kommen allerdings auch bei Paaren vor, bei denen niemand unter dem Asperger-Autismus leidet. Du brauchst dir daher keinerlei Gedanken zu machen, wenn du fremde Hilfe in Anspruch nimmst.

Das körperliche Empfinden ist bei jedem anders

Um eine befriedigende sexuelle Beziehung haben zu können, muss dir selber klar sein, welche körperlichen Berührungen du als angenehm empfindest und welche nicht. In jeder sexuellen Beziehung ist es wichtig, dass sich beide Partner mitteilen, welche Art von Zärtlichkeiten sie besonders mögen und erregen. Ebenso sollten die sexuellen Abneigungen von Anfang an besprochen werden.

Das sexuelle Empfinden ist bei jedem Menschen anders. 

Daher reicht es oft nicht aus, dass man sich nett, sympathisch und anziehend findet, man sollte auch die gleichen sexuellen Neigungen haben. Dies kann man nur herausfinden, wenn man gelernt hat, offen über seine Gefühle und Empfindungen zu sprechen. Sollte dir das schwerfallen, mach dir keine Gedanken, – das kannst du leicht lernen. Wenn du es willst.

Ebenso normal ist es, dass manche Menschen häufig Lust auf Sex haben und andere weniger häufig. 

Hierbei handelt es sich um ganz normale Verhaltensweisen, die in allen Beziehungen immer wieder einmal vorkommen. Solltest du das Verhalten und die Empfindungen von deinem Partner/in einmal nicht verstehen können, ist es das Beste, dieses sofort zu hinterfragen. Sollte dir auch das schwerfallen, kannst du dich mit deinem Partner/in darauf einigen, dass diese/er dir die eigenen Empfindungen, Wünsche und Sehnsüchte deutlich mitteilt, wenn bei ihm/ihr der Eindruck entsteht, dass du es nicht wahrnehmen kannst

„Ich hatte schon immer Probleme damit, Zeichen wahrzunehmen“, sagt die 27-jährige Erin. Sie arbeitet in der Wohltätigkeitsbranche und identifiziert sich als queere autistische Autorin und Aktivistin. „Wenn ich eine Person mag, dann mag ich sie so richtig. Aber ich weiß nie, wie ich das kommunizieren soll. Manche Autist*innen sind sehr gut in Liebesdingen. Ich hatte noch nie eine richtige Beziehung, aber ich habe mich mal mit einer Frau, die ich sehr mochte, auf einen Kaffee getroffen und ihr erzählt, dass ich noch nie wirklich gedatet habe. Sie antwortete nur: ‚Oh okay, das müssen wir schnellstens ändern, oder?‘ und ludt mich zu sich zum ‚Lernen‘ ein. Am Ende haben wir tatsächlich die ganze Zeit was für die Uni gemacht, weil ich einfach nicht geraffte habe, dass sie mit mir flirtete! Ich habe sie nie wieder gesehen. Ich glaube, sie dachte, ich sei ein bisschen komisch.“ (Quelle refinery29)

Gespräche sind in jeder Beziehung wichtig

Egal, ob nun einer der Partner unter Asperger-Autismus leidet oder nicht. Die meisten Paare müssen mit der Zeit erst einmal lernen, die eigenen Bedürfnisse in Worte zu fassen. Solltest du da anfangs Schwierigkeiten haben geht es dir nicht anders als vielen anderen Paaren. Wichtig ist nur, dass du erkennst, wie wichtig Gespräche sind, damit keine Missverständnisse zwischen dir und deinem Partner/in entstehen.

So kannst du lernen, eine für alle Beteiligten befriedigende Beziehung zu führen, die vielleicht sogar von langer Dauer ist. Wie lange eine sexuelle Beziehung halten wird, kann niemand im Voraus sagen, auch bei anderen Paaren nicht.

Kommentare

15 Antworten

  1. Mir würde der Text besser gefallen, wenn nicht Asperger-Menschen mit dem Verb leiden in Verbindung gebracht wird, – sondern besser „leben“!!
    Asperger-Menschen sollen und wollen nicht leiden, sondern mit ihrer Besonderheit leben.

  2. Mein 24 Jähriger Sohn hat Das Aspergersyndrom. Er ist ausgezogen. Er meldet sich nicht. Ich warte ab und zu, wenn er von der Arbeit kommt. Er ist abweisebd und läuft einfach weiter. Wie soll ich mich verhalten.
    Bei def letzten begegnung fragte ich, wieso bisst du immer so abweisend gegen mich.
    Wie soll ich mich verhalten.
    Gerne erwarte ich Ihre Antwort.
    Freundliche Grüsse
    Sandra Brunner

    1. Ein Asperger kann mit dem Begriff „abweisend“ nichts anfangen.

      Laden Sie ihn zu seinem Lieblingsessen ein.
      Was sind seine Spezialinteressen?? Interessieren Sie sich dafür.

      Kommunizieren sie mit ihm über elektronische Medien und thematisieren Fakten, nicht Gefühle.

    2. Ich habe auch am liebsten so wenig wie möglich Kontakt zu meiner Mutter, aus dem einfachen Grund das sie mir nicht meinen Freiraum gibt, versteht das ich nicht andauernd reden will über Freunde, Beziehungen oder den Job oder mich andauernd umarmen oder Körperkontakt herstellen möchte.
      Wie wär’s mit einem monatlichen Essen?
      Es ist planbar und mit Zeitstempel, vielleicht klappt das ja auch für euch so .

  3. @Lou

    Sehr kluger Hinweis.

    Zumal es ja auch einen Graubereich gibt zwischen „normal“ und „behindert“. Was ist mit denen, wo es noch nicht zur Diagnose ‚Asperger‘ reicht, die aber eben trotzdem irgendwie auffallen mit ihren Eigenarten? Weil die keine Ausrede haben, haben sie Pech gehabt?

    Es kann einfach nicht sein, dass ein Mensch sich rechtfertigen muss, wenn er so ist, wie er ist. Menschen sollten sich rechtfertigen müssen, wenn sie sich anders geben, als sie tatsächlich sind!

  4. Ich finde einiges hier extrem fies beschrieben. Aspergern wird hier gesagt, dass sie nicht auf Verständnis und Akzeptanz hoffen dürfen, außer sie rechtfertigen sich – in dem sie ihre Behinderung als Grund nennen. Blödsinn. Ein Verständnis für Eigenheiten, das nur durch das Gefühl von „er/sie/x ist halt behindert“ kommt, ist KEIN Verständnis. Wir müssen unbedingt weg von dem Rechtfertigungsdruck unserer Gesellschaft. Die Aussage „Man ist gut, wenn man normal ist, oder wenn der Arzt gesagt hat, dass es Gründe fürs Anderssein gibt“ ist absolut giftig für unsere Gesellschaft.

  5. Ich musste als Autist mit Asperger Syndrom in der Pubertät die Sexualität ohne Hilfe für mich verstehen lernen. Mein Leben lang lernte ich dazu und es machte mir riesig Freude, die Mädels zum „Jubeln“ zu bringen wie auch selber zu erleben und mit Ihnen zu schmusen. Einmal plante und erlebte ich mit 22 eine Wochenende nur im Bett. War so schön und unvergeßlich, smile! Heute bin ich bald geschiedener Rentner, der immer noch schnellen Diskofox und eine Art West Coast Swing tanzt. Es geht mir etwas wie dem Franzosen Alain-Xavier Wurst in Deutschland mit seinem Buch „Zur Sache Cherie“, aber ich freue mich auf meine letzte Zukunft als 3. Lebensdrittel mit Reisen und Genuß…. und ich grinse schon wieder. Alles Gute und Liebe, Euch Lesern

    1. Ich habe mit 50 Jahren erfahren, dass ich Aspie bin. Leider kann ich mir erst jetzt erklären, warum ich solche Wochenenden im Bett oder von mir mit Glück beseelte Frauen nicht erleben konnte. Es war kein schönes Leben mit diesen Umständen der Einsamkeit umd umso schmerzhafter ist die Erfahrung, dass ich gewissermaßen in dem hohen Alter entweder neu anfangen muss oder so trist und frustriert wie es heute ist, weiterleben.

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