Der Unterschied zwischen Hochsensibilität und Asperger-Autismus

Asperger-Autismus und Hochsensibilität: Der Unterschied
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Die Unterscheidung zwischen Hochsensibilität und Asperger-Autismus kann herausfordernd sein, da es zahlreiche Überschneidungen gibt – beispielsweise in der sensorischen Empfindlichkeit, der intensiven Wahrnehmung und dem Bedürfnis nach Rückzug. Dennoch gibt es einige Merkmale, die klarer der Hochsensibilität zugeordnet werden können und bei Asperger-Autismus in dieser Form nicht vorkommen.

Merkmale der Hochsensibilität

  1. Ausgeprägte emotionale Resonanz mit anderen

Hochsensible Menschen besitzen eine hohe Empathie und eine intuitive Fähigkeit, die Emotionen anderer zu „spüren“ oder nachzuempfinden. Dies geschieht oft unbewusst und intensiv. Menschen mit Asperger-Syndrom können zwar Empathie zeigen, haben jedoch häufig Schwierigkeiten, die Emotionen anderer intuitiv zu erkennen oder zu interpretieren.

  1. Feinfühlige Anpassungsfähigkeit

Hochsensible Personen passen sich oft automatisch an die Bedürfnisse und Stimmungen ihrer Umgebung an, um Harmonie zu bewahren. Dieses „sozial-chamäleonhafte“ Verhalten ist bei Hochsensibilität ausgeprägt, während Menschen mit Asperger-Autismus häufig Schwierigkeiten haben, soziale Normen oder subtile gesellschaftliche Hinweise zu verstehen und sich entsprechend anzupassen.

  1. Ästhetische Sensibilität

Hochsensible Menschen empfinden große Freude an Kunst, Musik, Natur oder anderen ästhetischen Erlebnissen. Diese ästhetische Empfindsamkeit geht oft mit einem tiefen Sinn für Schönheit und Verbundenheit einher. Bei Asperger-Autismus stehen eher konkrete Interessen oder Spezialgebiete im Vordergrund, und ästhetische Erlebnisse spielen oft eine weniger zentrale Rolle.

  1. Spontane soziale Intuition

Hochsensible Personen haben eine starke soziale Intuition und „spüren“, was in sozialen Situationen unausgesprochen geschieht. Bei Asperger-Autismus fehlt diese intuitive soziale Wahrnehmung häufig, was zu Missverständnissen in sozialen Interaktionen führen kann.

  1. Reaktive Stressbewältigung

Hochsensible Menschen reagieren intensiv auf Stress und ziehen sich bei Überforderung zurück, sind jedoch in der Regel flexibel und können nach einer Pause wieder auf ihre Umwelt zugehen. Bei Asperger-Autismus können Rückzug oder Abwehrmechanismen oft rigider sein und auf einer anderen inneren Logik beruhen.

  1. Differenzierte Wahrnehmung von Nuancen

Hochsensible Menschen nehmen sehr feine Nuancen in ihrer Umgebung wahr, seien es Veränderungen in Tonfall, Körpersprache oder Atmosphäre. Menschen mit Asperger-Syndrom fokussieren sich häufig stärker auf Details, aber weniger auf zwischenmenschliche Nuancen.

Die Wahrnehmung bei Hochsensibilität und bei Asperger-Autismus

Während Hochsensibilität eine besondere Verstärkung emotionaler und sozialer Wahrnehmung darstellt, liegt der Fokus bei Asperger-Autismus eher auf spezifischen Denk- und Verhaltensmustern sowie der andersartigen sozialen und sensorischen Verarbeitung. 

Entscheidend ist der Kontext: Hochsensible Menschen erleben ihre Wahrnehmung meist als emotional durchdrungen, während Menschen mit Asperger-Autismus ihre Umgebung oft sachlich oder systematisch interpretieren.

Allerdings können bestimmte Fähigkeiten auch antrainiert woher worden sein, das können vor allen Dingen Asperger Frauen besonders gut.

Gerade bei Frauen mit Asperger-Autismus sind Masking (soziales Tarnen) und Camouflage (das bewusste Nachahmen sozialer Verhaltensweisen) häufige Phänomene, die dazu führen können, dass sie auf den ersten Blick „sozial kompetent“ oder „einfühlsam“ wirken. Das macht die Unterscheidung zwischen Hochsensibilität und Asperger-Autismus noch komplexer.

Masking und Camouflage – ein Überblick:

  1. Soziale Intuition: Bei Frauen mit Asperger-Autismus kann durch jahrelanges Beobachten und Analysieren sozialer Muster eine scheinbare soziale Intuition entstehen. Sie lernen, Mimik, Gestik und typische Reaktionen zu imitieren, was jedoch nicht auf einer natürlichen emotionalen Resonanz basiert, sondern auf kognitiven Strategien.
  2. Empathie und Anpassungsfähigkeit: Auch hier kann Masking eine Rolle spielen. Viele Frauen mit Asperger-Autismus haben gelernt, sich anzupassen, um nicht aufzufallen. Dies geschieht oft durch das Kopieren sozialer Normen oder das bewusste „Übersetzen“ sozialer Signale. Dabei bleibt jedoch die emotionale Verbindung häufig oberflächlich, während hochsensible Menschen diese Anpassungen unbewusst und auf Basis einer starken emotionalen Resonanz durchführen.
  3. Emotionale Resonanz: Hochsensible Menschen reagieren auf Emotionen anderer oft unwillkürlich und intensiv, ohne dass dies antrainiert werden muss. Bei Asperger-Autismus hingegen erfordert der Zugang zu den Gefühlen anderer oft bewusste Anstrengung und bleibt weniger intuitiv.
 

Warum die Unterscheidung trotzdem wichtig bleibt:

  • Erschöpfung durch Masking:
    Frauen mit Asperger-Autismus, die Masking betreiben, erleben oft eine enorme Erschöpfung, da das ständige Anpassen viel Energie kostet. Hochsensible Menschen können sich ebenfalls überfordert fühlen, jedoch liegt die Ursache in einer Reizüberflutung, nicht in einem „Doppelleben“.

  • Innere Authentizität:
    Hochsensible Menschen fühlen sich in der Regel mit ihrem Verhalten im Einklang, auch wenn sie sich anpassen. Menschen mit Asperger-Autismus hingegen empfinden ihre Anpassung oft als anstrengend und unecht.

 

Während Masking bei Asperger-Autismus gewisse Ähnlichkeiten zu den Merkmalen der Hochsensibilität erzeugen kann, bleibt der Unterschied in der Intuition und der emotionalen Tiefenverarbeitung bestehen. 

Hochsensible Menschen handeln unbewusst und emotional verankert, während bei Menschen mit Asperger-Autismus eine bewusste Strategie hinter sozialen Verhaltensweisen stehen kann.

Um diese feinen Unterschiede klar zu erkennen, ist ein offenes, vertieftes Gespräch über die innere Erfahrung der Betroffenen entscheidend – und natürlich eine fundierte Diagnostik durch Fachleute.

Herzlichst,
Anne

 

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