Der Unterschied zwischen autistischem und „klassischem“ Burnout

Der Unterschied zwischen autistischem und „klassischem“ Burnout
Teilen oder merken

Burnout ist ein Zustand der extremen emotionalen, körperlichen und mentalen Erschöpfung. Doch nicht jeder Burnout ist gleich und besonders für neurodivergente Menschen, wie Autist*innen, kann ein autistischer Burnout eine ganz andere Dimension haben als ein klassisches Burnout-Syndrom.

Klassischer Burnout: Stress durch Überlastung

Der „klassische“ Burnout tritt häufig auf, wenn Menschen über einen längeren Zeitraum hinweg zu viel Stress erleben – sei es durch berufliche Anforderungen, soziale Erwartungen oder emotionale Belastungen. Er entsteht durch eine anhaltende Diskrepanz zwischen Anforderungen und verfügbaren Ressourcen.

Typische Ursachen:

  • Chronische Überarbeitung
  • Perfektionismus & hoher Leistungsdruck
  • Emotionale Erschöpfung durch Stress
  • Fehlende Erholung & Abgrenzung

Symptome:

  • Emotionale Erschöpfung, Antriebslosigkeit
  • Reduziertes Engagement & Zynismus
  • Konzentrationsprobleme
  • Schlafstörungen, Kopfschmerzen, innere Leere

 

Die Lösung liegt oft in einer besseren Balance zwischen Arbeit und Erholung sowie strukturiertem Stressmanagement und bewusstem Setzen von Grenzen.

Autistischer Burnout: Systemüberlastung durch Maskierung & Reizüberflutung.

Der autistische Burnout hat eine andere Ursache als der klassische Burnout: Er entsteht nicht (nur) durch Stress und Überarbeitung, sondern durch andauernde soziale Anpassung, sensorische Überlastung und chronische Erschöpfung durch das Navigieren einer neurotypischen Welt.

Autist*innen müssen oft „maskieren“ – das bedeutet, sie unterdrücken ihre natürlichen autistischen Verhaltensweisen (z. B. Stimming, direkte Kommunikation oder Rückzugsbedürfnisse), um in sozialen Kontexten besser akzeptiert zu werden. Diese Dauermaskierung ist hochgradig erschöpfend und kann zu einem Zusammenbruch des gesamten Systems führen.

Typische Ursachen:

  • Jahrelange Maskierung und soziale Anpassung
  • Überreizung durch Lärm, Menschenmengen und unvorhersehbare Situationen
  • Dauerhafte Unterdrückung eigener Bedürfnisse
  • Mangel an echtem Verständnis und Akzeptanz im Umfeld
  • Stress durch unauthentisches Verhalten in sozialen Kontexten

Symptome:

  • Extreme Erschöpfung, oft begleitet von kognitivem Zusammenbruch („Shutdowns“)
  • Verlust grundlegender Fähigkeiten (z. B. Schwierigkeiten mit Sprache, Selbstorganisation)
  • Stärkere sensorische Überempfindlichkeit
  • Emotionale Taubheit oder starke emotionale Schwankungen
  • Verstärkte Rückzugsbedürfnisse, bis hin zur Isolation

Während sich viele Menschen mit klassischem Burnout durch Pausen und Selbstfürsorge langsam erholen, brauchen autistische Menschen tiefgehende und langfristige Anpassungen, um sich von einem autistischen Burnout zu regenerieren.

Wichtige Unterschiede auf einen Blick

Merkmal

Klassischer Burnout

Autistischer Burnout

Ursache

Überarbeitung, Dauerstress, emotionale Belastung

Chronische Maskierung, soziale Anpassung, sensorische Überforderung

Typische Symptome

Erschöpfung, Zynismus, Schlafprobleme, reduzierte Leistungsfähigkeit

Extreme Erschöpfung, kognitive Beeinträchtigung, sensorische Überempfindlichkeit, soziale Isolation

Dauer

Oft erholt man sich mit strukturierten Pausen und Stressreduktion

Kann Monate bis Jahre dauern, erfordert oft tiefgreifende Veränderungen im Lebensstil

Erholung

Erholung durch Urlaub, Therapien, Stressmanagement

Erholung nur durch radikales Senken der Anpassungsanforderungen, weniger soziale Interaktion, Abbau von sensorischem Stress

Wie kann man sich von einem autistischen Burnout erholen?

Da autistischer Burnout oft tiefgehender und systemischer ist, braucht die Erholung mehr als nur eine kurze Pause. Wichtige Schritte sind:

  1. Maskierung reduzieren – sich erlauben, wieder authentisch autistisch zu sein, statt sich neurotypisch anzupassen
  2. Reizüberflutung minimieren – Rückzugsorte schaffen, sensorischen Stress abbauen
  3. Energiehaushalt aktiv managen – bewusste Regeneration, keine Überforderung mehr
  4. Soziales Umfeld anpassen – sich mit Menschen umgeben, die neurodivergente Bedürfnisse verstehen und akzeptieren
  5. Langfristige Veränderung statt kurzfristiger Erholung – keine Rückkehr in toxische oder überfordernde Strukturen

Autistische Burnouts sind keine „normalen“ Burnouts – sie sind oft das Ergebnis von jahrzehntelanger Anpassung an eine Welt, die nicht für neurodivergente Menschen gemacht ist. Eine echte Erholung ist nur dann möglich, wenn Autist*innen langfristig ihre Umgebung so gestalten können, dass sie nicht ständig gegen ihre eigene Natur kämpfen müssen.

Während ein klassischer Burnout durch Überarbeitung und Stress entsteht, ist ein autistischer Burnout ein tiefer neurologischer Shutdown, ausgelöst durch Jahre der Anpassung und Reizüberflutung. Er erfordert keine kurzen Pausen, sondern eine echte, langfristige Veränderung im Lebensstil.

Herzlichst

Anne

Lies dazu auch: 

 

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Mehr zum Thema