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Anne Heintze
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Der einzige Ort, an dem Neurodivergenz nicht erklärt werden muss – hier wird sie gefeiert, verstanden und zur Quelle deiner größten Stärke gemacht. Für alle Menschen, die anders besonders sind.
Neurogenes Zittern: Die Methode, mit der du Stress abbauen kannst
Was ist neurogenes Zittern und warum ist es so wichtig?
Zittern ist eine physiologische Reaktion, die durch rasche Muskelkontraktionen entsteht. Meistens passiert dies unwillkürlich, z. B. bei Kälte oder nach einer körperlich oder emotional überfordernden Situation. Was die wenigsten wissen: Das Zittern ist eine tief verankerte, evolutionär bewährte Methode des Körpers, um Anspannung und Stress loszuwerden. Im Tierreich ist es eine ganz normale und weit verbreitete Reaktion. Nach einer bedrohlichen Situation zittern viele Tiere sichtbar, um den entstandenen Stress aus ihrem Körper zu vertreiben und in einen entspannten Zustand zurückzufinden. Bei Menschen – insbesondere Erwachsenen – sieht das anders aus. Schon früh lernen wir, Zittern zu unterdrücken, weil es uns peinlich ist oder wir glauben, es wäre ein Zeichen von Schwäche. Doch genau hier setzt das Konzept des neurogenen Zitterns an: Die Idee ist, diese angeborene Fähigkeit des Körpers wieder zuzulassen und zu nutzen, um aufgestaute Anspannung und Stresshormone loszuwerden.Wie funktioniert neurogenes Zittern?
Die Methode des neurogenen Zitterns wurde besonders bekannt durch den Trauma-Therapeuten Dr. David Berceli. Er entwickelte die sogenannten „Tension and Trauma Releasing Exercises“ (TRE), also Übungen, die gezielt Muskelvibrationen und Zittern auslösen, um gespeicherten Stress und sogar Traumata zu lösen. Aber wie genau funktioniert das? Wenn wir unter Stress stehen, verspannt sich unsere Muskulatur. Diese Anspannung speichert sich tief im Körper ab, vor allem im Psoas-Muskel, der auch als „Angst-Muskel“ bekannt ist. Dieser starke Muskel zieht sich über die Lendenwirbelsäule bis zu den Oberschenkelknochen. Vielleicht kennst du das Sprichwort „Die Beine schlottern vor Angst“ – das kommt daher, dass bei Stress und Angst genau diese Region betroffen ist. Durch gezielte Übungen, die Zittern und Vibrationen in den Muskeln hervorrufen, wird diese Anspannung entladen. Eine der Basis-Übungen für neurogenes Zittern sieht so aus: Du legst dich bequem auf eine Matte, die Knie sind angewinkelt, und du stellst die Füße eng zusammen auf. Jetzt hebst du das Becken leicht an und lässt die Oberschenkel nach außen fallen. In dieser Position beginnt dein Körper meist von selbst zu zittern. Anstatt diese Reaktion zu unterdrücken, lässt du sie bewusst zu. Mit etwas Übung merkst du, dass sich das Zittern allmählich über den ganzen Körper ausbreitet und die Anspannung nach und nach abfällt.Was passiert im Körper während des neurogenen Zitterns?
Die positiven Effekte des neurogenen Zitterns sind tiefgreifend. Wenn dein Körper zittert, passiert Folgendes:- Die Durchblutung wird gefördert, was dazu beiträgt, Verspannungen und Blockaden in den Muskeln und Faszien zu lösen.
- Stresshormone wie Cortisol und Adrenalin werden abgebaut. Die Ausschüttung von Wohlfühlhormonen wie Dopamin, Serotonin und Oxytocin sorgt dafür, dass du dich nach einer Zitter-Einheit entspannt, gelöst und energetisch fühlst.
- Dein Nervensystem findet wieder ins Gleichgewicht, was bei chronischen Stresszuständen oft aus der Balance geraten ist.
Der Effekt ist messbar: Nach regelmäßigen Übungen berichten Menschen, dass ihre typischen Stresssymptome wie Kopfschmerzen, Schlafstörungen oder Muskelverspannungen merklich abnehmen. Auch Menschen, die unter Angstzuständen oder Prüfungsstress leiden, profitieren davon, da das Zittern hilft, die innere Unruhe zu beruhigen.
Der Zusammenhang zwischen neurogenem Zittern und Trauma
Wenn du an einer Traumafolgestörung leidest oder tief verwurzelte, unverarbeitete Traumata hast, solltest du vorsichtig mit dem neurogenen Zittern umgehen. In solchen Fällen empfiehlt es sich, die Übungen unter der Anleitung eines erfahrenen Trauma-Therapeuten auszuprobieren. Neurogenes Zittern kann verdeckte Traumata an die Oberfläche bringen oder emotionale Blockaden lösen, was zu intensiven körperlichen und emotionalen Reaktionen führen kann. Aber auch wenn du keine Traumata hast, erfordert es etwas Geduld und Achtsamkeit, dich an diese Methode zu gewöhnen. Dein Körper braucht Zeit, um zu lernen, sich beim Zittern vollkommen zu entspannen.
Wie lässt sich neurogenes Zittern in den Alltag integrieren?
Eine regelmäßige Praxis ist der Schlüssel zu nachhaltigen Ergebnissen. Am Anfang reicht es, zwei bis drei Mal pro Woche für etwa 15 Minuten zu üben. Besonders sinnvoll sind die Einheiten abends, vor dem Schlafengehen oder nach dem Sport, um die Muskulatur zu lockern. Aber auch ein aktiver Start in den Tag kann Wunder wirken: Morgens nach dem Aufstehen eine Runde tanzen oder sich kräftig durchzuschütteln, bringt deinen Körper in Schwung und gibt dir einen Energieschub. Diese Form des körperlichen Aufwachens aktiviert deinen Kreislauf, regt die Ausschüttung von Glückshormonen an und sorgt dafür, dass du stressresistenter in den Tag startest.
Falls du neurogenes Zittern in stressigen Situationen des Alltags nutzen möchtest, gibt es auch „abgeflachte“ Versionen der Übungen. Im Büro oder unterwegs reicht es oft, kurz innezuhalten, den Körper anzuspannen und dann bewusst zu entspannen. Der Körper beginnt dann häufig leicht zu vibrieren, was eine effektive Mini-Entladung von Stress bewirken kann.
Die wissenschaftlichen Hintergründe
Neurogenes Zittern ist in den USA längst ein anerkanntes Werkzeug in der Trauma- und Stressforschung. Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass Menschen, die regelmäßig TRE-Übungen machen, eine signifikante Reduktion von Stresssymptomen erleben. Besonders interessant ist der Einfluss auf die Hormonausschüttung: Die körpereigene Produktion von Dopamin und Serotonin wird angeregt, während das Stresshormon Cortisol sinkt. Das ist besonders wertvoll für Hochsensible und Menschen, die sich oft überfordert oder unter Druck fühlen.
Fazit: Stress einfach wegzittern – probiere es aus!
Neurogenes Zittern klingt im ersten Moment ungewöhnlich, aber es ist eine wirkungsvolle Methode, um sich von Stress und emotionaler Anspannung zu befreien. Gib dir selbst die Erlaubnis, diese natürliche Reaktion deines Körpers zuzulassen. Du wirst überrascht sein, wie schnell du die positiven Effekte spürst. Deine Muskulatur entspannt sich, deine Stimmung hebt sich, und dein Nervensystem kann sich regenerieren. Besonders hilfreich: Starte deinen Tag aktiv, indem du tanzt oder dich bewusst durchschüttelst – so legst du die Grundlage für mehr Energie und Wohlbefinden.
Hast du schon Erfahrungen mit neurogenem Zittern gemacht? Oder möchtest du es ausprobieren? Teile deine Gedanken und Erlebnisse in den Kommentaren – ich freue mich auf deine Meinung!
Ich hoffe, ich habe das Geschenk deiner Zeit verdient.
Herzlichst
Anne