Leidest du unter Echoismus oder ist es Hochsensibilität?

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Der noch junge Begriff „Echoismus“ ist aus dem griechischen Mythos von Echo und Narziss entlehnt, woher auch der Begriff „Narzissmus“ stammt. 

Nach einem Fluch kann die Nymphe Echo nicht mehr für sich selbst sprechen, sondern nur noch die letzten Worte dessen wiederholen, was andere zu ihr sagen. Sie beginnt, mit ihrer Stimme auch ihr Selbstgefühl zu verlieren. Wie Echo haben auch Menschen mit Echoismus Schwierigkeiten, ihre Gefühle und Wünsche mitzuteilen. Viele hochsensible Menschen leiden unter Echoismus, ohne es zu wissen.

Was ist Echoismus?

Echoismus wird als das Gegenteil von Narzissmus angesehen. Zentral für das Dasein eines Echoisten ist die Befürchtung, narzisstisch zu wirken. Sie fürchten sich davor, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen oder eine Last für andere zu sein.

Ein Echoist ist warmherzig und sehr bescheiden oder bemüht sich sehr, so zu wirken. Auch Hochsensibilität wird häufig in Bezug auf Echoismus erwähnt. Der Begriff wurde von dem Psychologen und Narzissmus-Experten Craig Malkin geprägt.

Hochsensible Menschen mit Charakterzügen des Echoismus neigen dazu, von Persönlichkeitstypen wie Narzissten ausgenutzt zu werden.

Narzisst oder Echoist – die Geschichte von Narziss und Echo

Narzisst und Echoist haben ihre Namen aus der griechischen Mythologie. Narziss verliebte sich in sein Spiegelbild und war davon so besessen, dass er Nahrung und Ruhe vernachlässigte und schließlich starb. Aber nur wenige kennen die tragische Geschichte von Echo.

Echo war dazu verdammt, die letzten Worte zu wiederholen, die jemand an sie richtete. Als sie sich in Narziss verliebte, konnte sie ihn immer nur wiederholen. Nachdem sie ihre Fähigkeit verliert, zu interagieren und ihre Gedanken mitzuteilen, beginnt Echo selbst zu verblassen. Von Narziss zurückgewiesen, trauerte sie und starb.

Wie Echo zeigen Echoisten diese Eigenschaften:
  • Oft können sie Lob nicht gut annehmen
  • Aufmerksamkeit wollen sie nicht, lehnen sie gar ab
  • Sie tun alles, um andere nicht zu belasten
  • Sie sind sehr darauf konzentriert, die Bedürfnisse anderer zu erfüllen
  • Es ist ihre Überzeugung nur Zuneigung zu bekommen, wenn sie die Wünsche anderer erfüllen
  • Sie haben Schwierigkeiten, Grenzen zu ziehen oder eigene Bedürfnisse durchzusetzen
  • Sie befürchten, dass das Äußern von Meinungen oder Bedürfnissen zu Verlusten führt
  • Selbstvorwürfe und Selbstkritik sind häufig
  • Es gibt oft Schwierigkeiten, eigene Vorlieben und Abneigungen zu erkennen
  • Um keinen Preis wollen sie egoistisch erscheinen
  • Von anderen verlangen sie sehr wenig
  • Sie haben ein hohes Maß an Empathie und sind oft hochsensibel

Narzisst, Echoist und Hochsensibilität

Ein Narzisst, der ein starkes Bedürfnis nach Bewunderung und Anerkennung hat, landet häufig in einer Beziehung mit einem Echoisten. In vielerlei Hinsicht sind Echoisten und Menschen, die hochsensibel sind, der Traum eines Narzissten.

Narzisstische Verhaltensweisen sind stark darauf ausgerichtet, die emotionalen Bedürfnisse des Narzissten zu befriedigen, mit wenig oder gar keiner Rücksicht auf andere. Der Drang, sich wichtig zu fühlen und die Kontrolle zu haben, überlagert jeden Sinn für die Bedürfnisse der anderen.

Hochsensible Personen hingegen sind sich des physischen, mentalen und emotionalen Zustands der Menschen um sie herum in einzigartiger Weise bewusst. Sie werden oft – bewusst oder unbewusst – daran arbeiten, dass sich die andere Person wohler fühlt.

Eine tolle Kombination?

Für einen Narzissten ist Hochsensibilität und Echoismus die ideale Kombination, denn er genießt es, umsorgt zu werden. Eine der Herausforderungen von Hochsensibilität ist, dass es sich nicht abstellen lässt. Hochsensible Menschen sind die ersten, die die schwarze Wolke bemerken, die über einem narzisstischen Zuhause hängt.

Sie können oft schon beim Betreten des Raumes erkennen, wenn sich Ärger zusammenbraut, selbst wenn die Dinge äußerlich ruhig erscheinen. Sich dieser Schwingungen hochsensibel bewusst zu sein, kann Betroffene so belasten, was wiederum zu dem Druck führt, alles in Ordnung zu bringen.

Bist du denn eigentlich hochsensibel?

Vielleicht bist du dir noch nicht ganz sicher, ob du zu den hochsensiblen oder hochsensitiven Menschen gehörst. Eine Klärung kann da sehr hilfreich sein. Hierfür haben wir diesen kostenlosen Test entwickelt.

 

So erkennst du Echoismus

Ein Echoist ist an diesen charakteristischen Merkmalen zu erkennen:

  1. Sie fürchten sich davor, Raum einzunehmen: Ein Echoist vermeidet jedes echte oder eingebildete Rampenlicht. Selbst eine subtile Anerkennung der Leistungen oder Bedürfnisse gibt ihnen das Gefühl, selbstsüchtig und schuldig zu sein. Sie bilden sich bei der kleinsten Anerkennung ein, wie ein Narzisst zu wirken.
  2. Geringes Selbstwertgefühl: Echoisten haben oft ein geringes Selbstwertgefühl und fühlen sich oft ängstlich, erschöpft und deprimiert. Ihre Stärke liegt darin, sich um andere Menschen zu kümmern und deren Probleme zu lösen. Das führt oft bis zu dem Punkt, bis sich ihr Leben und ihre Identität fast nur noch darum dreht.
  3. Doppelmoral: Echoisten glauben, dass es für andere in Ordnung ist, Wünsche zu haben. Für sich selbst sehen sie es als Schwäche an, Bedürfnisse zu haben. Einem Echoist fällt es schwer, Zuwendung und Zuneigung anzunehmen.
  4. Keine Grenzen: Echoisten haben schwache Grenzen oder sind sich nicht einmal bewusst, dass sie welche haben dürfen. Sie sagen Ja, auch wenn sie Nein meinen. An diesem Punkt überschneidet sich der Echoismus mit der Hochsensibilität. Hochsensibel zu sein bedeutet nicht nur, eine Menge Mitgefühl, sondern auch weniger natürliche „Filter“ zu haben. Wer hochsensibel ist, neigt dazu, sehr empfindlich gegenüber Geräuschen, Gerüchen und übermäßigem Reden zu sein. So wie Menschen der Kategorie „Hochsensibilität“ haben Echoisten die Gabe der Intuition: Sir kümmern sich um andere und haben tiefes Mitgefühl für sie, ohne dabei klare eigene Grenzen ziehen zu können.
  5. Bewusst zurückhaltend: Echoisten legen viel Wert darau, zu zeigen, wie wenig arrogant sie sind – oft zu ihrem Nachteil. Sie reden zum Beispiel über Erfolge und setzen ihre eigenen Ansichten herab. Ihre Sprache ist zaghaft und zögerlich, gespickt mit verbalen Weichmachern wie „irgendwie“ oder „könnte sein“, die ihre Kommunikation und Präsenz schmälern.
  6. Interaktionen mit neidischen Verwandten: Echoismus kann in der Erziehung verwurzelt sein kann. Wenn zum Beispiel die Eltern von Stolz abrieten oder Zurückhaltung vorlebten, könnten die Kinder dazu heranwachsen, genauso zu sein. Es gibt andere Fälle von Eltern, die insgeheim neidisch auf die Talente und Leistungen ihres Kindes sind und sie deshalb angreifen, wenn sie im Rampenlicht stehen. Das trifft vor allem auf Vielbegabte oder Hochbegabte zu. Echoismus kann auch durch Angriffe von neidischen Geschwistern gesät werden. In einem Versuch, sich selbst zu schützen, vermeiden (hochsensible) Echoisten es, hervorzustechen und greifen zu sabotierenden Verhaltensweisen wie dem Abbruch des Studiums oder dem Ablehnen von Beförderungen.
  7. Sie bitten sehr selten um Hilfe: Für Echoisten gilt die Regel, dass sie nichts brauchen. Es ist zwar in Ordnung, bemerkt zu werden, aber nur im Zusammenhang mit dem, was sie für andere tun. Es ist eine unbewusste Strategie, um Ablehnung zu vermeiden und sich von den eigenen Ansprüchen und Sorgen abzulenken.

Woher kommt Echoismus?

Echoismus wird als Bewältigungsmechanismus gesehen – ein Werkzeug, um zu überleben. Dazu gehören Betroffene, die früh erfahren mussten, dass die eigenen Bedürfnisse und persönlichen Ziele anderen unangenehm sind. Die Angst, positive Wertschätzung zu verlieren, kann dazu führen, dass du das tief sitzende Bedürfnis hast, dich auf andere zu konzentrieren, damit diese dir weiterhin Anerkennung entgegenbringen.

Wie andere Bewältigungsmechanismen ist auch der Echoismus eng mit den Erfahrungen verbunden, die du als Kind mit deinen Eltern und Bezugspersonen gemacht hast. Eltern mit narzisstischen Zügen sind ein häufiger Auslöser und Hochsensibilität ein Verstärker.

Wie waren oder sind deine Eltern?

Für diejenigen, die lange gelernt haben, nicht über ihre Bedürfnisse zu sprechen oder Aufmerksamkeit zu suchen, können diese unterdrückenden Muster sich vertraut und sogar sicher anfühlen. Eltern, die ihre Kinder dafür kritisieren, dass sie träumen oder stolz auf ihre Leistungen sind, können die Entwicklung des Echoismus fördern.

Die Erfüllung ihrer Bedürfnisse ließ dir wenig Raum, deine eigenen zu äußern, sodass du schließlich den Kontakt zu dem verloren hast, was du einst für dich selbst wolltest. Vielleicht hattest du Angst, dass deine Bedürfnisse deine Eltern noch mehr verärgern würden. Infolgedessen hast du alles getan, um sie nicht zu belasten – auch wenn das bedeutete, dass deine Grundbedürfnisse unerfüllt blieben.

Wie du als Echoist heilen kannst

Natürlich betrachten wir Echoismus ebenso wie Hochsensibilität nicht als eine psychische Erkrankung oder Persönlichkeitsstörung, im Gegensatz zum krankhaften Narzissmus. Dennoch kann Echoismus einen erheblichen Einfluss auf deine geistige Gesundheit, dein emotionales Wohlbefinden und deine Fähigkeit haben, gesunde Beziehungen aufzubauen und zu pflegen.

Es ist auch erwähnenswert, dass das Fehlen positiver Aufmerksamkeit zu Einsamkeit, Isolation und Depression beitragen kann. Jetzt erfährst du, wie du damit umgehen kannst, ein Echoist zu sein und wie du einen gesunden Narzissmus aufbaust:

1. Erkenne, was dich einzigartig macht
Mache eine ehrliche Bestandsaufnahme dessen, was du bereits erreicht hast und worauf du stolz sein kannst. Es ist normal, bei dieser Frage etwas ratlos zu sein. Frage einmal deinen engsten Kreis: „Was kann ich eurer Meinung nach gut?“ und „Wie würdest du mich einem völlig Fremden vorstellen?“.
2. Identifiziere, wie sich Echoismus in deinem Leben zeigt

Wenn du als Echoist erkennst, wie sich Echoismus in deinem Verhalten zeigt, kannst du leichter damit beginnen, diese Merkmale anzugehen. Wenn die Dinge schlecht laufen, gibst du dir selbst die Schuld? Sich selbst die Schuld zu geben, ist nur ein weiterer Weg, um zu vermeiden, seine Bedürfnisse auszudrücken. Tief in deinem Inneren hast du das Gefühl, dass du keine eigenen Wünsche haben, geschweige denn, dass du sie äußern solltest.

Anstatt nach deinen Fehlern zu suchen, versuche, deine wahren Gefühle zu erkennen, egal ob es sich dabei um Ärger, Enttäuschung oder Angst handelt. Es kann einige Zeit dauern, bis du dich wohl dabei fühlst und diese Emotionen mit anderen teilen kannst.

3. Baue unterstützende Beziehungen auf und stärke sie

Gerade in Beziehungen mit Personen der Kategorie „Narzisst“ blieb dir nicht genug Raum, um deine Identität und deine persönlichen Ansichten zu erkunden. Energie in Freundschaften mit Menschen zu stecken, die dich ermutigen, deine Gefühle und Bedürfnisse mitzuteilen und dich als einzigartiges Individuum auszudrücken, helfen dir, die Gewohnheit der Selbstverleugnung zu durchbrechen.

Vielleicht fällt es dir schwer, dich plötzlich zu öffnen, nachdem du jahrelang deine Gefühle versteckt hast. Sich zunächst auf kreativen Wegen auszudrücken, kann dazu beitragen, dass du dich mit deinen eigenen Bedürfnissen wohler fühlst. Ein Tagebuch zum Beispiel kann eine großartige Möglichkeit sein, dich mit deinen Gefühlen zu verbinden. Das gibt dir die Möglichkeit, sie später gründlicher zu erforschen.

Und nun?
Ein Echo ist ein körperloser Schall – es hat keine Form und keine eigenen Bedürfnisse. Im Gegensatz dazu verdient jeder Mensch die Möglichkeit, seine grundlegenden Bedürfnisse auszudrücken und emotionale Unterstützung von anderen zu suchen, ohne Angst vor Ablehnung zu haben. Es kann einige Zeit dauern, bis sich dies natürlich und angenehm anfühlt, aber mit Übung und professioneller Unterstützung kann es gelingen.

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Kommentare

15 Responses

  1. Eine Frage bitte: Warum ist Narzissmus eine krankhafte Persönlichkeitsstörung, aber Echoismus nicht? Danke im Voraus für die Antwort!

  2. Danke für diese tollen Beitrag. Für alle die sich fragen wie sie ihren echoismus ablegen können.

    1. Erwarte nichts von einer anderen person
    2. Bewerte nicht eine andere person
    3. Lass niemals jemanden in frage stellen was du wert bist.
    4. wenn jemand mit dir reden will, dann rede. wenn jemand dich ignoriert dann ignorire, stelle sicher das niemand sich das recht nimmt mehr von dir zu erwarten als sie selbst bereit sind dir zu geben. sie bekommen was sie geben, mehr icht!
    5. die andere person hat 1x chance bei dir, eine! nicht mehr! alles andere ist missbrauch! anderfalls sagst du der person damit nur das du es nicht wert bist und schwach bist und im besten fall noch das du es nicht anders verdient hast weil du es ja mit dir machen lässt. nein! keine rechtfertigungen keine erklärungen du bist ihnen nichts schuldig! du weißt doch schließlich auch wie du dich zu verhalten hast um nicht zu verletzten, das selbe recht nimmst du dir auch. du wirst dadruch einige meschen verlieren, lass die fallen! aber die die dir bleiben, das sind die die es wert sein könnten mit dir zeit verbringen zu dürfen. ja richtig „zu dürfen“.
    6. wertschätze, deine fortschritte jeden tag, auch die dinge die du eh schon für dich machst ganz gleich wie unbedeutent und selbstverständlich sie auch sein mögen, hier geht es um dich und du bist liebenswert, du genügst, du bist kein bewunderer, du suchst keine annerkennung von außen. also lass dich auch nicht bewerten, du machst das doch auch nicht!
    7. es ist nicht egosistsch wenn du an erster stelle kommst, das nennt man „selbstliebe“, denn wenn du dich nicht selbst achtest & liebst, dann kannst du auch niemand anderen lieben und dich wird auch niemand lieben & respektireen weil niemand deine grenzen kennt. dein spiel deine regeln.

    alles was dann in die beziehung einfließt ist bedinungslos und du hast eine funktionale beziehung, weil die menschen die dann noch da sind, dich nicht bewerten und nichts von dir erwarten xD.

    narzissten haben dann automatisch keine platz mehr in deinem leben und du musst dich auch nicht mehr vor emotionalen missbrauch schützen, weil das dein verhaltenskodex für dich macht, da diese psychopathen schon im vorfeld enttarnt und für dich aussortirert werden, sie helfen dir sogar dabei, weil sie auf grund ihrer emotionalen behinderung nicht dazu in der lage sind die oben genannten punkte zu erfüllen. als ehmaliger echoist war es sehr schwer für mich, mich an diese dinge zu halten, aber das bekommst du hin, weil ich das auch geschafft habe und ich habe zu vor alle echoisten punkte erfüllt. verhaltenstherapie und psychatrie, kognitives training, helfen da sehr, liebe grüße.

  3. Hi zusammen,
    ich möchte mich gerne auch bei euch für diesen Beitrag bedanken.
    Leider bin ich erst jetzt darauf gekommen – allerdings scheint Echoismus allgemein in der westlichen Welt der Psychotherapie und Persönlichkeitsentwicklung jetzt erst aufzukommen (wie man bspw. auch an den gerade einmal 117 Beiträgen zum Hashtag Echoismus auf Instagram sehen kann).

    Danke euch und liebe Grüße!
    Sophia

    1. Danke, liebe Sophia!
      Ja, es gibt noch viel Aufklärungsbedarf und ich freue mich, wenn dieser Artikel dazu beitragen kann.
      Herzlichst
      Anne

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