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Anne Heintze
Harald Heintze
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Gaslighting – Psychoterror in Beziehungen bewältigen
Gaslighting ist der Begriff für eine besondere Form der emotionalen Manipulation. Durch gezielte Äußerungen und Handlungen erzeugen Täter zunächst starke Selbstzweifel, wodurch das Selbstbewusstsein in Mitleidenschaft gezogen wird. Letztlich droht der Verlust der eigenen Identität. Die psychische Gewalt gilt als Missbrauch. Ich erkläre, wie du Gaslighting erkennen kannst.
Grundlagen des Gaslightings
Der Begriff Gaslighting bezeichnet ein bestimmtes Verhalten zur Manipulation von Dritten. Im Jahr 1938 verarbeitete der britische Dramatiker Patrick Hamilton diese Vorgehensweise in seinem Theaterstück „Gas Light“. Es behandelt die gezielte Manipulation einer Frau. Der Täter, ihr Ehemann, bestreitet über einen längeren Zeitraum, dass wahrnehmbare Gegenstände wie die titelgebende Gaslaterne existieren. Er bringt sein Opfer dazu, die eigene Wahrnehmung in Frage zu stellen, was die Betroffene fast in den Wahnsinn führt.
Durch den auf das Theaterstück basierenden Hollywood-Film „Gaslight“ (1944) erlangte die manipulative Technik größere Bekanntheit. In der Folge wurde der Begriff auch in psychologischer Fachliteratur verwendet.
Seitdem beschreibt Gaslighting die Bemühungen eines Täters, der die Wahrnehmung der Realität in Frage stellt, um sein Opfer zu manipulieren. Die gezielte Desorientierung führt zur Untergrabung und Deformation von Betroffenen, welche die Zerstörung der Identität erleben müssen.
Die Grundlage für Gaslighting ist ein Vertrauensverhältnis zwischen Täter und Opfer.
In der Beziehungsstruktur existiert eine Machtposition, die Gaslighter ausnutzen, um das Opfer in Abhängigkeit zu halten. Je mehr die Betroffenen sich selbst misstrauen, desto stärker erfolgt die Hinwendung zum Täter. Im Rahmen der Destabilisierung unterwerfen sich Opfer, die der Gaslighter in der Folge nach seinen Vorstellungen verformt.
Gaslighting und Narzissmus
Häufig üben narzisstische Persönlichkeiten das zum Realitätsverlust führende Gaslighting aus. Als prominentes Beispiel solch eines Narzissmus, der mit manipulativen Methoden arbeitet, gilt der amerikanische Präsident Donald Trump. Der Spiegel-Journalist Marc Pitzke brachte den populistischen Egozentriker mit dem Gaslighting in Verbindung. Der bekannte CNN-Moderator Don Lemon ordnete den US-Präsidenten im März 2020 in gleicher Weise ein.
Grundsätzlich neigen Narzissten durch ihre Persönlichkeit zur Manipulation des persönlichen Umfelds. Aufgrund der eigenen Unsicherheit ist der Drang nach Kontrolle oft ausgeprägt. Ihre Unsicherheiten überspielen Narzissten mit einem übersteigerten Selbstbewusstsein, wobei sie meist einen gefährlichen Charme besitzen. Dadurch entsteht in kurzer Zeit eine Vertrauensbasis zwischen Täter und Opfer. So liegt es nahe, dass narzisstische Persönlichkeiten für ihre Manipulationen die Techniken des Gaslightings nutzen, um das entstehende Abhängigkeitsverhältnis immens zu verschärfen.
Was die Opfer meist als Form der Freundschaft empfinden, ist für den Narzissten immer nur ein reiner Selbstzweck. Die Individualität von Dritten empfinden solche Persönlichkeiten als Gefahr. Daher erfolgt der stetige Versuch, die Kontrolle zu erlangen und auszubauen.
Im Falle von zwischenmenschlichen Beziehungen ist das Gaslighting eine effektive Methode für narzisstische Persönlichkeiten. Die Täter manipulieren durch Unwahrheiten ihr Umfeld. Um es berechenbar und stabil zu gestalten, nutzen Gaslighter wiederkehrende Mittel der Manipulation.
Es geht nicht nur um Missbrauch und Manipulationen in vermeintlichen Freundschaften.
Allerdings lässt sich Gaslighting vielfach in Paarbeziehungen beobachten. Wie du Anzeichen für Gaslighting erkennst, verraten wir dir im folgenden Abschnitt.
Anzeichen für Gaslighting
Ich beschreibe dir die wichtigsten sieben Symptome, durch die sich der emotionale Missbrauch erkennen lässt. Wenn du erkennst, dass einer oder mehrere Punkte auf dein Gegenüber zutreffen, solltest du dich so schnell wie möglich in große emotionale Distanz begeben.
Gaslighting ist schließlich sehr gefährlich. Die Opfer der Manipulationen erleiden häufig psychische Erkrankungen wie eine Depression. Manchmal kommt es bei Betroffenen sogar zu Dissoziationsstörungen.
Verbreiten von Unwahrheiten
Gaslighter versuchen oft, ihre Opfer in großer Negativität darzustellen. Gegenüber Dritten dämonisieren die Täter die Betroffenen, wobei sie auch Unwahrheiten verbreiten. Durch solche Lügen manipulieren Gaslighter ihre Umwelt zum Nachteil des Opfers. Die von den Lügen betroffene Person gerät in der Folge in zunehmende Erklärungsnot, was zur Hinwendung zum Täter führt.
Wiederkehrende Beschuldigungen
Ihre Lügen wiederholen Gaslighter stetig gegenüber dem Opfer. Die wiederkehrenden Unwahrheiten, zum Beispiel über vermeintliche Persönlichkeitsmerkmale, hören Betroffene so häufig, dass sie die Geschichten glauben, wobei sie die eigene Wahrnehmung infrage stellen.
Rasante Eskalationen
Ihrer verwerflichen Handlungen sind sich Gaslighter bewusst. Sie leugnen ihr Fehlverhalten aber dauerhaft. Daher eskalieren unkontrollierbare Situationen häufig. Im Zuge der Eskalation behauptet der Täter, dass die Betroffene nicht zurechnungsfähig sei, weil sie Dinge nicht richtig erkennen würden. Dass das Opfer zunehmend an der eigenen Wahrnehmung zweifelt, liegt auch an solchen wiederkehrenden Konflikten.
Erzeugung von Abhängigkeiten
Gaslighter besitzen manipulative Fähigkeiten zur Erniedrigung ihres Gegenübers. Daraus resultiert die Macht, dem Opfer vermeintliche Nähe, Geborgenheit und Sicherheit zu schenken. Die Täter wollen aber immer entscheiden, was Betroffene zu welcher Zeit fühlen. Das funktioniert für die Täter im Wechselspiel aus Erniedrigungen und Zuneigungsbekundungen.
Schüren von falschen Hoffnungen
Den Betroffenen machen Gaslighter im Verlauf der Beziehung immer wieder falsche Hoffnungen. Die Opfer sollen das Gefühl haben, dass sich die zukünftige Beziehung besser gestaltet, wenn sie sich den Wünschen, Vorstellungen und Realitäten des Gaslighters unterordnen. Die Täter arbeiten häufig mit wohlmeinend klingendelnden Floskeln: „Ich bin da und helfe dir“, ist ein Beispiel für die Phrasen von Gaslightern.
Kontrolle durch Dominanz
Durch die emotionale Manipulation kontrollieren Gaslighter die Betroffenen komplett. Die Täter benötigen das Gefühl, die andere Person zu dominieren. Aus diesem Grunde versuchen Gaslighter immer, das Opfer auf einem gleichbleibend hohen Level von Unsicherheiten, Zweifeln und Ängsten zu halten.
Umformung der Identität
Ihre Opfer manipulieren Gaslighter oft über einen langen Zeitraum. In dieser Phase verfeinern die Täter ihre manipulativen Techniken bis zur Perfektion. Letztlich geht es bei diesem Missbrauch um eine Umformung der Identität, wobei sich von einer klassischen Gehirnwäsche sprechen lässt.
Betroffene meist Frauen
Es ist auffällig, dass vor allem weibliche Personen unter Gaslighting leiden. Kulturell neigen viele Frauen dazu, sich gegenüber Männern gefügig zu machen. Zwar gibt es durch die fortschreitende Emanzipation schrittweise Verbesserungen, doch das Gaslighting wird nach Ansicht von Psychologen auch in der Zukunft nicht verschwinden. Schließlich nutzt die Manipulationstechnik uralte Grundbedürfnisse des Menschen aus.
Weil alle Menschen soziale Wesen sind, erfolgt der Abgleich der eigenen Wahrnehmung stets im direkten Vergleich mit weiteren Personen. Was früher von Wichtigkeit war, um damalige Gefahren besser zu erkennen, ist als Mechanismus immer noch tief in der menschlichen Psyche verankert. Nach Ansicht vieler Psychologen stellt er die Basis für das Gaslighting dar.
Zwar sind besonders viele Frauen vom Gaslighting betroffen, allerdings gibt es auch weibliche Täterinnen. Außerdem kommt der Missbrauch nicht nur in Paarbeziehungen, sondern in anderen sozialen Strukturen vor. Familienbeziehungen oder Freundschaften können gewiefte Gaslighter ebenfalls manipulieren, dominieren und kontrollieren. Weil es auf Führungsebene viele Narzissten gibt, ist das Gaslighting im Berufsleben angekommen.
Gaslighting am Arbeitsplatz
Viele Menschen verbringen große Teile ihres Lebens am Arbeitsplatz. Für einen Täter bleibt oft genügend Zeit, um Opfer bei der gemeinsamen Arbeit zu manipulieren. Für Betroffene entsteht in dieser Zeit ebenfalls ein hoher Leidensdruck. Oftmals erkennen sie zu spät, welchen Manipulationen sie ausgeliefert sind. Im schlimmsten Fall sorgen entstehende Ängste oder Schamgefühle für eine Arbeitsunfähigkeit.
Daher ist es wichtig, dass Menschen ein Gespür für mögliches Gaslighting am Arbeitsplatz entwickeln. Wenn Betroffene die Manipulationen im beruflichen Umfeld frühzeitig erkennen, können sie besser reagieren.
Am Arbeitsplatz gilt es, gleichfalls auf wiederkehrende Phrasen zu achten, durch die Täter die eigene Wahrnehmungen manipulieren. „Das habe ich nie gesagt“ ist ein gutes Beispiel für solch eine Phrase. Immer stellen die Täter vorherige Ereignisse wie Arbeitsprozesse anders dar, um ihre Opfer zu manipulieren.
Wenn derartige Aussagen wiederholte Anwendung finden, spricht vieles für gezieltes Gaslighting. Weil die Täter dazu neigen, ihr Opfer zu isolieren, fällt den Betroffenen ein Abgleich mit Dritten aber zunehmend schwer. Letztlich glauben Betroffene auch am Arbeitsplatz den Aussagen des Täters, wobei ein Realitätsverlust auftreten kann, der zu weiteren Erkrankungen der Psyche führt.
Falls Betroffene bemerken, wie das eigene Selbstbewusstsein nachlässt und die Zweifel an der eigenen Wahrnehmung zunehmen, sollten sie sich unbedingt Rat bei Dritten holen. Neben der Hilfe durch Freunde, Familie oder Bekannte bieten Psychotherapeuten eine professionelle Einordnung an.
Der Kontakt mit Dritten ist besonders wichtig, um die durch Täter erzeugte soziale Isolation zu durchbrechen. Durch den Austausch mit Dritten registrieren viele Betroffene schließlich, in welcher Lage sie sich befinden. Wenn du Gaslighting erleben musst, solltest du ebenfalls Hilfe von Dritten suchen. Was du außerdem tun solltest, verraten wir dir im folgenden Abschnitt.
Vorgehen bei Gaslighting
Falls Betroffene von Gaslighting die Manipulationen erkennen, ist der schwerste Schritt getan. Die Erkenntnis wiegt für die Betroffenen schwer. Eine Unterstützung durch das soziale Umfeld ist in der Folge daher weiterhin wichtig.
Zusätzlich gilt es, soziale Distanz zum Täter herzustellen. Nach Ansicht von Psychologen sind folgende Maßnahmen hilfreich:
- Abstand zum Täter halten
- Keine Konfrontationen suchen
- Andere Beziehungen eingehen
- Den Täter als solchen akzeptieren
- Die Manipulationen durchschauen
- Gemeinsame Vergangenheit loslassen
Viele Experten sind der Auffassung, dass ein weiteres Mittel hilfreich ist, um Gaslighting zu erkennen. Sie empfehlen, ein klassisches Tagebuch zu führen. Betroffene halten beispielsweise fest, welches Ereignis zu welchem Zeitpunkt stattfand.
Im Tagebuch ist zudem Platz für die Worte, die in dem jeweiligen Moment fielen. Wenn Täter die eigene Wahrnehmung infrage stellen, hilft das Tagebuch dabei, die Realitäten weiterhin zu erkennen.
Für eine bessere Zukunft, die frei von Manipulationen ist, kann es sehr hilfreich sein, sich genauer über das Gaslighting zu informieren. Durch solches Wissen sind potenzielle Betroffene besser gegen zukünftige Manipulationsversuche gewappnet.
Solches Wissen hilft nur bedingt, wenn weiterhin Kontakt zum Täter besteht. Falls sich das Gaslighting im Beruf ereignet, kann es aus diesem Grunde sehr sinnvoll sein, den Arbeitgeber zu wechseln. Der Bruch der Beziehung ist notwendig, wenn die Freundschaft oder die Liebe eigentlich Gaslighting war.
Das eigene Selbstbewusstsein aufbauen und sich Hilfe holen: das sind die besten Methoden, die dir wirksam gegen das Gaslighting helfen können.
Doch auch im Anschluss gilt es, die Augen offenzuhalten. Weil sich Gaslighter weiterhin im privaten oder beruflichen Umfeld ihre Opfer suchen, ist eine gewisse Vorsicht immer empfehlenswert.
Herzlichst,
Anne