Toleranz für hochbegabte Erwachsene

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Hochbegabte Erwachsene haben Beachtung verdient

In einer Welt, die sich am Durchschnitt orientiert und in der der Wert eines Menschen fast ausschließlich anhand seiner erbrachten Leistungen gemessen wird, werden Personen außerhalb der Norm oft ignoriert und ausgegrenzt. Sie werden als “nicht voll funktionstüchtige Wesen“ wahrgenommen.

Warum gibt es eigentlich so wenig Verständnis für die Hochbegabten?

Es ist verständlich, das viele hochbegabte Erwachsene ihre jeweiligen und von Natur aus positiven Eigenschaften deshalb wie ein negatives (da unerwünschtes) Paket mit sich herumtragen. Sie erleben ihre Begabungen eher als Belastung, die es zu verstecken gilt, als eine Gabe, die ausgelebt und verfeinert werden könnte.

Unglaube

Ich habe viele Klienten erlebt, deren Hochbegabung im Erwachsenenalter nicht nur nicht als „hoch“ angesehen wurde (weder von sich selbst, noch vom Umfeld), sondern, die im Gegenteil einfach nicht glauben konnten, dass sie von etwas MEHR haben, als zu wenig, wie es ihnen oft jahrzehntelang vorgeworfen wurde.

Manchmal haben sie einen IQ-Test absolviert und denken immer noch, es müsse ein Irrtum sein. Diese Menschen mit besonderen intellektuellen Fähigkeiten wurden von ihrem Umfeld (ähnlich wie körperlich oder geistig eingeschränkte/behinderte Personen) entweder mit Samthandschuhen angefasst oder mit abwertender Überlegenheit behandelt.

Anderssein

Beides drängt den hochbegabten Menschen, der sich mit seinem “Anderssein“ nicht abfinden kann und will (bzw. sich dadurch nicht abwerten lassen möchte) nur noch weiter in seine eigene (Gedanken)Welt. So werden oft die Ausübung des Berufs, aber auch die Anforderungen des Alltags, zu einer nur schwer zu bewältigenden und somit belastenden Aufgabe.

Doch anders als bei weniger bis gering begabten Menschen, die zwangsläufig unter die sozialen Fittiche unserer „so offenen und von Vorurteilen freien Gesellschaft (?!?!)“ genommen werden, besteht der Alltag von überdurchschnittlich begabten und darüber hinaus meist überaus sensiblen Individuen oftmals aus einem wahren Hindernislauf, wobei diese Hürden aus der undifferenzierten Meinung des unwissenden Umfelds entstehen.

Ein Mensch, der sich durch sein differenziertes Denken und Empfinden ohnehin von „allen Anderen“ unterscheidet, muss sich dann noch dem Willen dieses Umfelds anpassen und sich artig verbiegen, nur um ein anerkannter Teil einer im Grunde nicht existenten Gemeinschaft zu sein – denn der Sinn einer funktionierenden Gemeinschaft liegt eben in der gegenseitigen Toleranz aller ihrer Mitglieder.

Hier liegt der Hund begraben:

Statt sich auf die positiven Potenziale und Fähigkeiten der Hochbegabung bei Erwachsenen zu konzentrieren, werden diese im besten Fall als seltsame Sonderlinge, im schlimmsten Fall als untragbare Außenseiter ohne soziale Anpassungsfähigkeit abgestempelt. Bei Kindern ist das ganz anders: Kinder haben eine Lobby (ihre Eltern), Kinder werden gefördert, Kinder erhalten besondere Anreize um ihre Gabe leben zu können. Wer fördert die erwachsenen Hochbegabten? Wo ist ihre Lobby?

Logisch, oder?

Jedem Menschen, der über ein gewisses Maß an Vernunft und Einsicht verfügt, müsste klar sein, dass in einer Gruppe von zehn hochbegabten Personen, die aufgrund ihrer Andersartigkeit in ihrem normalen Umfeld selten Anerkennung, sondern meist Ablehnung erfahren, wesentlich mehr Potenzial steckt, als in einem Betrieb von 100 „reibungslos funktionierenden“ Individuen.

Allein schon deshalb kann sich dieses (aus Sicht der Gesellschaft) scheinbare Defizit durch den Umgang und Austausch mit Gleichgesinnten und Andersdenkenden zu einer anerkannten Begabung wandeln, denn es darf nicht sein, dass Menschen, die von Natur aus “anders ticken“, der Zugang zu ihren vorhandenen und den Durchschnitt überragenden Fähigkeiten verwehrt und ihnen somit der Weg zu ihrem persönlichen Glück verschlossen wird.

Nur gut, dass es zumindest bereits spezielle Coachingangebote für hochbegabte Erwachsenen gibt, nicht nur bei uns. So werden diese Talente gefördert und diese Personen in der ihnen eigenen Art und Weise individuell unterstützt, um das sein zu können, was sie sind: Menschen mit besonderen Fähigkeiten und Aufgaben.

Es gibt aber noch etwas, das hochbegabte Menschen tun sollten: Suche Gleichgesinnte, tausche dich aus!

Für viele Hochbegabte ist gerade der Kontakt zu anderen Hochbegabten äußerst wichtig. Der bedeutendste Effekt – vor allem für Betroffene mit Problemen im sozialen Bereich – ist die Einsicht, dass es noch andere „Andere“ gibt und man selber nicht „falsch“ ist. Hierdurch kann sich oft ein neues Selbstvertrauen bilden, was dann die Lebenssituation gewaltig verbessern kann. Zudem fällt die Interaktion mit anderen Hochbegabten auch oft leichter, weil hier keine (oder nur eine sehr geringe) Anpassung des Verhaltens nötig ist.

Abschließend noch ein Zitat von C.G. Jung (1875-1961), seines Zeichens weltbekannter Psychologe und Psychoanalytiker, der selbst ein meist auf sich alleingestellter Hochbegabter war: “Normal zu sein, ist das Ideal der Mittelmäßigen“.
Herzlichst
Anne

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