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Autoren
Anne Heintze
Harald Heintze
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Neurospicy: Ein Plädoyer für eine neue Sicht auf Neurodiversität
Neurospicy: Ein Plädoyer für eine neue Sicht auf Neurodiversität. Wenn du an das Wort „neurodivers“ denkst, was kommt dir in den Sinn? Für viele Menschen schwingen Begriffe wie „Störung“ oder „Behinderung“ mit. Besonders beim Autismus ist diese Perspektive noch tief verankert, geprägt von medizinischen Diagnosen wie „Autismus-Spektrum-Störung“.
Doch für mich als Autistin mit Schweregrad 1, hochbegabt, hochsensibel und hochfunktional, fühlt sich diese Terminologie nicht nur falsch an – sie widerspricht meiner Erfahrung und meinem Selbstbild.
Ich möchte das reframen.
Warum nicht eine neue Sprache schaffen, die Neurodiversität positiv, kreativ und lebendig beschreibt?
Der Begriff „neurospicy“ – neuro-würzig – gefällt mir besonders gut.
Er trägt die Vielfalt und Individualität neurodiverser Menschen in sich. Oder wie wäre es mit „neurokreativ“ oder „neuropikant“? Begriffe, die statt Defiziten Besonderheiten hervorheben.
Denn genau das sind wir: außergewöhnlich, facettenreich, und ja, manchmal auch ein bisschen scharf gewürzt.
Eine Perspektive ohne Störfaktoren
Natürlich möchte ich betonen, dass dies meine persönliche Perspektive ist. Es gibt Autisten, die Unterstützung im Alltag brauchen, und ihre Bedürfnisse müssen ernst genommen werden.
Sie verdienen Mitgefühl, Hilfe und Respekt – nicht weniger, aber auch nicht mehr als jeder andere Mensch.
Doch ich spreche hier über eine andere Seite des Spektrums: die hochfunktionalen Autisten, die gelernt haben, ihre Besonderheiten nicht als Schwäche, sondern als Stärke zu leben.
Ich selbst habe lange gebraucht, um dorthin zu kommen. Die ersten 35 Jahre meines Lebens waren geprägt von Anpassung, Überforderung und dem Gefühl, „falsch“ zu sein.
Doch als ich vor 15 Jahren endlich verstand, dass ich Asperger-Autistin bin, veränderte sich alles.
Ich begann, mein Leben so zu gestalten, dass es zu mir passte – mit meinen Stärken und Grenzen. Heute lebe ich ein erfülltes, erfolgreiches Leben, ohne die Alltagsprobleme, die ich früher hatte. Mein Anneautismus ist keine Last mehr, sondern eine Besonderheit – so normal und unaufgeregt wie lockige Haare oder eine Körpergröße von 1,90 Meter.
Mut zur Selbstentdeckung: Neurospicy oder hochsensibel?
Besonders Frauen möchte ich mit diesem Artikel ermutigen, sich selbst besser zu verstehen. Viele von uns leben maskiert, verstecken ihre Besonderheiten und erklären ihre Schwierigkeiten mit Hochsensibilität oder anderen Labels.
Ich möchte dich ermutigen, einen Schritt weiterzugehen. Frage dich: Könnte es sein, dass du nicht „nur“ hochsensibel bist, sondern autistisch?
Die Diagnose „Autismus“ ist kein Urteil, sondern eine Befreiung. Sie schenkt dir das Wissen, warum du bist, wie du bist. Und mit diesem Wissen kannst du beginnen, dein Leben so zu gestalten, dass es für dich funktioniert – nicht für andere, nicht für die Gesellschaft, sondern für dich.
Neurodiversität als Stärke
Neurodiversität ist weder Störung noch Behinderung. Es ist eine andere Art, die Welt zu erleben. Für mich fühlt es sich würzig an: mal süß, mal scharf, mal pikant – aber immer besonders.
Der Begriff „neurospicy“ bringt das für mich auf den Punkt.
Warum sollten wir uns mit Begriffen definieren lassen, die uns kleiner machen, als wir sind?
Es ist an der Zeit, dass wir Neurodiversität neu denken. Nicht als Problem, sondern als Chance. Nicht als Schwäche, sondern als Stärke. Und nicht als Last, sondern als einen Teil unserer einzigartigen Persönlichkeit. Egal, wo du auf dem Spektrum stehst, du bist wertvoll und besonders. Und genau das macht dich zu dem, was du bist: unvergleichlich du.
Ich hoffe, ich habe das Geschenk deiner Zeit verdient.
Herzlichst,
Anne