Was ist Reframing im Coaching und wie funktioniert das?

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Dir hilft es bestimmt auch in einigen Situationen, Sachverhalte und Dinge von einer neuen Perspektive heraus zu betrachten. Sinn macht dies vor allem dann, wenn du aktuell an einem Punkt in deinem Leben stehst, an dem es scheint, als würdest du einfach nicht mehr vorwärts kommen – egal, wie sehr du dich auch anstrengst. Dieser Perspektivwechsel nennt sich auch Reframing.

In der Psychologie hat diese Methode sogar einen Namen: Reframing

Hier treten die Vorteile des Effektes einer Umdeutung zutage. In Situationen, in denen du es schaffst, Sachverhalte in einem komplett neuen Zusammenhang zu betrachten, bist du der Lösung deines Problems oft schon viele Schritte näher, als zuvor. Nicht nur in Lebenssituationen, die krisenbehaftet sind, erweist das Reframing wertvolle Dienste, sondern kann auch ganz grundsätzlich dazu beitragen, dass du in deinem Leben eine größere Zufriedenheit und eine positivere Einstellung an den Tag legen kannst.

Die Definition des Reframings: Ein methodisches Umdeuten

Der Begriff des Reframings stammt aus dem Englischen. Auf Deutsch übersetzt bedeutet es soviel wie: den Dingen einen neuen Rahmen geben, da „Frame“ im Englischen Rahmen bedeutet. Der Ursprung des Reframings liegt in der systematischen Familientherapie und ist auch in dem Themengebiet des NLP, den neurolinguistischen Programmieren, bekannt. Auch im Coaching nutzen wir diese Methode sehr erfolgreich.

Eine Familientherapeutin aus Amerika, Virginia Satir, wird häufig als Begründerin dieser Methode erwähnt. Zu der Weiterentwicklung des Konzepts des Reframings haben allerdings noch viele weitere Forscher und Wissenschaftler beigetragen, wie beispielsweise der britische Universalgelehrte Gregory Bateson oder der Psychologie Milton H. Erickson aus Amerika. Deshalb ist es kaum möglich, den Reframing-Ansatz auf nur eine einzige Person zurückzuführen.

Menschen üben sich jeden Tag im Reframing – ganz unbewusst

Es geschieht häufig, dass sie es in ihrem Alltag gar nicht bemerken. Menschen nehmen Interpretationen von Ereignissen vor. Diese Interpretationen basieren auf speziellen Zuschreibungen, Erwartungen oder Denkmuster. Du bettest deine Erfahrungen im Alltag also wörtlich in einen „Rahmen“ ein.

Die Folge davon ist von deiner ganz persönlichen Tagesform abhängig, denn das Reframing kann sowohl positiv als auch negativ verlaufen. Im Laufe der Zeit wird es zu einer großen Belastung, wenn das negative Framing, also das negative Deuten von Erfahrungen und Situationen, überhandnimmt. Denn dadurch wird eine Einengung vorgenommen, die immer nur bestimmte Aspekte einer Situation wahrnimmt.

Positives Denken kann dir dabei helfen, aktiv etwas daran zu verändern.

Im Grunde handelt es sich dabei ebenfalls um eine Variante des Reframings. Durch das positive Denken betrachtest du Situationen und Erfahrungen dann nämlich unter positiven Vorzeichen. Und dies kann einen sehr großen und vor allem positiven Einfluss auf dein Leben haben, da das Reframing im Alltag wesentlich häufiger praktiziert wird, als dir bewusst ist.

Grundlage für das Reframing

Durch das Reframing ist es möglich, einem Geschehen oder einer bestimmten Situation einen neuen Sinn oder eine andere Bedeutung zu verleihen. Dafür muss der Versuch unternommen werden, auf die Situation aus einem anderen Kontext heraus zu blicken. Die folgenden Beispiele machen dir dies vielleicht noch deutlicher:

Wenn du eine Sache betrachtest, dann hängt die Art dabei von unterschiedlichen Faktoren ab. Hier spielen deine grundsätzliche Einstellung zum Leben oder auch deine Tagesform eine große Rolle. Ein Glas kann beispielsweise als halb leer oder als halb voll gesehen werden – dieses Beispiel wirst du sicher kennen, da es sehr populär ist. Im Glas ist allerdings immer genau gleich viel Wasser vorhanden. Erst deine Perspektive verleiht dem Sachverhalt eine vollkommen neue Facette.

Konkrete Beispiele für das Reframing

Wenn am Morgen im Büro der Chef seinen Angestellten direkt unfair von der Seite anmault, muss dies beispielsweise nicht direkt persönlich genommen werden. Die Situation könnte auch so betrachtet werden, dass der Chef sich am Morgen wahrscheinlich mit seiner Frau gestritten oder einfach schlecht geschlafen hat.

Auch eine Absage für einen Job zu erhalten, kann von dir auf zwei unterschiedliche Arten gesehen werden. Vielleicht wird es so nicht nötig, dass du umziehen musst und dir wird dadurch viel Kummer erspart, da du deine gewohnte und liebgewonnene Umgebung nicht verlassen musst.

Reframing im narrativen Coaching

In vielen Märchen, Fabeln und Geschichten kommen Reframings zum Einsatz, die plötzlich eine neue Perspektive aufzeigen: aus gut wird böse und umgekehrt. Bekannt ist die Fabel vom Fuchs, der nicht an die Trauben kam, und sie mit einem Reframing einfach als zu sauer erklärte, damit er sich mit der Situation wieder besser abfinden konnte. Vielleicht kennst du aber auch diese Geschichte, die Ananda gerne im Zusammenhang mit der Erklärung von Karma verwendet.

Eine Reframing-Geschichte: Der Bauer und das Pferd

Eine sehr alte chinesische Taogeschichte erzählt von einem Bauern in einer armen Dorfgemeinschaft. Es heisst, diese Geschichte habe sich vor vielen Jahren im alten China zugetragen.

Ein Bauer war im Ort gut angesehen. Besonders bewundert wurde er von allen für sein prächtiges Pferd. Ein wunderschöner Hengst, stark und elegant. Die Dorfbewohner sagten zu ihm:
“Was für ein Glück du hast, so ein schönes Pferd zu besitzen!”
Der Bauer sagte nur “Glück oder Unglück, wer weiß das schon?”

Eines Tages war das Pferd plötzlich verschwunden. Die Dorfbewohner versammelten sich um den leeren Stall und klagten “Wie wirst du die Feldarbeit schaffen ohne das Pferd? Du Armer, jetzt hast du nichts mehr! Was für ein Unglück!”
Der Bauer sagte nur “Glück oder Unglück, wer weiß das schon?”

Nach einigen Tagen hörten die Dorfbewohner das Geräusch von vielen Hufen. Der Hengst kehrte zurück und mit sich brachte er eine kleine Herde von Wildpferden. Die Dorfbewohner eilten zum Bauern und riefen aufgeregt “du hattest Recht, es war kein Unglück dass das Pferd weggelaufen ist. Jetzt ist es wieder da und bringt all diese anderen Pferde mit. Was für ein Glück!”
Der Bauer sagte nur “Glück oder Unglück, wer weiß das schon?”

Der einzige Sohn des Bauern begann nun, die Wildpferde einzureiten. Dabei wurde er eines Tages abgeworfen und verletzte sich so schwer, dass sein Bein völlig zertrümmert wurde. Die Dorfbewohner gingen zum Bauern und klagten “Du Ärmster! Dein Sohn wird nie mehr arbeiten können. Wer wird für dich im Alter sorgen und deine Felder bestellen? Was für ein Unglück!”
Der Bauer sagte nur “Glück oder Unglück, wer weiß das schon?”

Kurze Zeit später begab es sich, dass der Kaiser einen Krieg begann und Boten in die Dörfer schickte, um alle diensttauglichen Männer einzuziehen. Die Dorfbewohner hatten große Angst, sie wussten dass viele von ihnen ihre Söhne nie wieder sehen würden. Sie weinten und sprachen zum Bauern “Weil dein Sohn nicht mehr laufen kann, bleibt er dir erhalten. Was für ein Glück du hast!”

Der Bauer sagte nur “Glück oder Unglück, wer weiß das schon? Geht nach Hause und verbringt die Zeit mit euren Liebsten, solange sie noch bei euch sind.

Ist Reframing eine Bewältigungsstrategie oder ist sie Realitätsverweigerung?

Natürlich gibt es bezüglich des Reframings auch kritische Stimmen. Die Kritiker werten das Konzept lediglich als eine Verweigerung der Realität und somit als eine Art des Selbstbetruges. Denn, durch die Nutzung des Reframings kann wohl auch die schwerste und unangenehmste Situation irgendwie noch schöngeredet werden.

Allerdings würde es sich dann nicht mehr um das eigentliche Reframing handeln. Denn, mit dem Reframing wird nicht das Ziel verfolgt, unangenehme und belastende Gefühle komplett zu verdrängen und somit ständig in einer rosa Welt zu leben, in der du dich immer wohlfühlst.

Dann würden nämlich die wichtigen Funktionen, die Gefühle wie Wut oder Trauer haben, nicht mehr erfüllt werden können. Das Ziel, welches du mit dem Reframing verfolgen kannst, ist vielmehr, dass du eine gesunde Balance zwischen deinen Emotionen schaffst.

Hirnwindungen, die durch zu viel negative Gefühle und Emotionen blockiert werden, können mit Hilfe des Reframings wieder aktiviert werden. Du hast sicherlich auch schon einmal in deinem Leben – oder wahrscheinlich schon mehrmals – eine schlechte Nachricht erhalten. Wahrscheinlich warst du in der akuten Situation kaum noch in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen.

Dies ist auch der Grund, warum in der Umgangssprache davon gesprochen wird „etwas gegen den Kopf“ zu bekommen. Dein Gehirn wird in einer solchen Situation von einer Welle an Stresshormonen überflutet. Deshalb fällt dir das klare Denken in diesem Moment sehr schwer.

Ein Großteil der Menschen neigt dazu, sich auf die schlechten Dinge zu fokussieren.

Hierbei wird dann nur das Offensichtliche beachtet, also die Fakten, vor denen nicht die Augen verschlossen werden können. Dagegen vergessen die Menschen kleine Erfolge oder erfreuliche Situationen, die sich vor kurzer Zeit ereignet haben, sehr schnell wieder.

Hier kannst du wieder einen Bezug zu der beispielhaften Situation herstellen, in der du eine Absage für deinen Traumjob erhalten hast. Es würde sich in dieser Situation tatsächlich um eine Art des Selbstbetruges handeln, wenn du dir lediglich sagst, dass du den Job eigentlich sowieso nicht bekommen wolltest. Zwar wäre das Thema damit schnell erledigt, du hättest deine unangenehmen Emotionen aber einfach nur verdrängt. Mit diesem Mechanismus verhinderst du jedoch, dass du in der Lage zu einer kritischen Selbstreflexion bist. Vielleicht gibt es für die Ablehnung tatsächlich objektiv betrachtet gute Gründe?

Wenn du dich statt der Verdrängung dem Reframing widmest, dann stattest du die Situation mit neuen Facetten aus.

Der Trick besteht dabei darin, dass du dir die Frage „Wofür?“ statt „Warum?“ stellst. Die Fragen, ob du vielleicht zu alt für den Job warst, deine Qualifikationen nicht gut genug waren oder ob dein Anschreiben schlichtweg schlecht war, werden dich in der Situation nicht weiterbringen oder dir helfen. Denn, dein Fokus bleibt so nur auf das Problem an sich gerichtet. So startest du in deinem Kopf ein regelrechtes Gedankenkarussel, bei dem du wohl niemals eine Antwort finden wirst, die dich zufrieden stellt. Es sei denn, du greifst direkt zum Telefonhörer und stellst dem Unternehmen die Frage. Sicher sein, dass du eine ehrliche Antwort erhältst, kannst du hier allerdings auch nicht.

Einen neuen Rahmen kannst du der Situation allerdings verleihen, wenn du nach dem „Wofür?“ fragst. Du solltest dir die Fragen stellen, wofür es gut ist, nicht umziehen zu müssen, wofür es allgemein gut ist, den Job nicht anzutreten oder wofür du diese Erfahrung in Zukunft gewinnbringend nutzen kannst.

Wiedererlangen der eigenen Handlungsfähigkeit

Du kennst sicher auch den Satz, den viele Menschen im Alltag nutzen: „Man weiß nie, wofür es gut ist“. Und in diesem recht simplen Satz steckt eine Menge Weisheit. Denn er bedeutet nicht, in der Situation zu resignieren, sondern vielmehr, sich in einer gewissen Gelassenheit zu üben. Ein menschliches Leben ist ohne Rückschläge und schwierige Situationen schließlich kaum denkbar.

Den Umgang mit Krisen gut meistern zu können, wird auch als Resilienz bezeichnet.

Die Resilienz ist ein wichtiger Faktor, wenn du erfolgreich durch dein Leben gehen möchtest. Desto früher du dies verinnerlichst und lernst, dich in Resilienz zu üben, desto besser wirst du ab sofort in der Lage sein, mit Problemen und Krisen in deinem Leben umzugehen.

Es gibt allerdings noch etwas, das wesentlich wichtiger ist: Dein Selbstwertgefühl wird sich extrem verbessern und du wirst mehr Kraft in dir spüren, um deine Ziele zu erreichen. Durch das Reframing findest du den Ansporn, Dinge, die schief laufen, wieder gerade zu rücken.

Durch die Suche nach den Antworten auf die Frage „Wofür?“ wird dein Denken wieder komplexer. So kannst du dich von den primären Gefühlen der Unsicherheit, der Trauer oder dem Ärger befreien. In deinem Kopf wirst du so wieder handlungsfähig.

Die Frage, wofür etwas passiert, kannst du nahezu auf alle Situationen in deinem Leben anwenden.

Der Hintergrund davon ist eher praktischer Natur, auch, wenn er im Angesicht von sehr schweren Lebenskrisen erst einmal ernüchternd wirken kann. Denn, wenn dir dein Job gekündigt wird, wird es dir schwerfallen, deinen Blick von deinem fehlenden Einkommen und dem Verlust abzuwenden.

Aber gerade in diesen Situationen ist es essentiell, dass du die Situation aus einer neuen und positiven Perspektive betrachtest.

Beispielsweise kannst du dir nun einen Job suchen, bei dem du die Arbeitszeiten flexibler gestalten kannst und vielleicht sogar mehr Geld verdienst. Auch könnte dies der Startschuss für die Selbstverwirklichung sein, von der du schon immer geträumt hat.

In jeder Krise steckt auch immer eine Chance.

Du lernst mit jedem Rückschlag besser, mit schwierigen Situationen und Zurückweisung umzugehen. Auch werden dir in so manchen Situationen lustige Antworten auf deine „Wofür“-Fragen einfallen, die dich dann im besten Fall zum Lachen bringen. Auch, wenn es sich dabei dann vielleicht um den berühmten Galgenhumor handelt, ist dies eine gute Ausgangsbasis für neue Ideen und Anregungen. Es geht hauptsächlich darum, dass das Reframing deinen Geist mental anspornt. Grenzen gibt es hier nahezu keine. Du kannst jede Situation mit ungewöhnlichen Fragen, Musik, Farbe oder der gewissen Portion Humor versehen, und es so für dich persönlich einfacher machen, damit konstruktiv umzugehen.

Übung für das Reframing im Selbstcoaching

Natürlich kannst du auch im Selbstcoaching das Reframing nutzen. Dafür gibt es eine sehr leichte Übung: Erstelle z.B. eine Liste deiner Schwächen, die du bisher an dir abgelehnt hast. Mit Hilfe des Reframings suchst du jetzt nach den in ihnen verborgenen guten Aspekten, damit du entspannter mit deinen vermeintlichen Schwächen umgehen kannst. Wenn du etwa ziemlich unordentlich bist und das an dir nicht leiden kannst, so kannst du die darin verborgene gute Seite schätzen lernen: Du bist innerlich frei und unabhängig von äußeren Formen und Strukturen

Probiere das Reframing bewusst aus. Du wirst schnell feststellen, dass es ein großer Gewinn für dein Leben sein wird.

Nicht nur dein Kopf findet durch die Methode Entspannung, sondern auch dein gesamter Körper. So meisterst du schwierige Situationen wesentlich zielführender und angenehmer, als wenn sich dein Gedankenkarussel verkrampft um dieses einen Problem dreht, für das du sowieso keine Lösung zu finden scheinst.

Herzlichst
Anne

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