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Autoren
Anne Heintze
Harald Heintze
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Musik und Klänge – Harmonie als Wohlfühlfaktor
Die Bedeutung von Harmonien ist jedem Musikliebhaber bekannt
Wer schon einmal erlebt hat, wie nervtötend es klingen kann, wenn in einem Flötenkonzert aus 35 Blockflöten pulsierende Ober- und Untertöne entstehen, weil sich die Frequenzen der Instrumente wenig, aber dennoch vernehmbar überlagern, der weiß, worunter Menschen mit feinen Antennen leiden, wenn „der Haussegen“ schief hängt.
Hochsensible Menschen haben ein ausgeprägtes Gespür für die Stimmungen anderer, für die Atmosphäre, die in einem Raum oder einer Umgebung herrscht, sozusagen für die „Aura“, die einem Ort oder einer Situation innewohnt. Hochsensitive Menschen haben außerdem einen siebten Sinn für das, was sich zugetragen hat, bevor sie kamen, manchmal sogar für das, was ihnen dort begegnen wird – Déjà-vu nennt der Volksmund diese Ereignisse, die den Eindruck hinterlassen, wir hätten sie schon erlebt.
Hochsensible hören manchmal das Gras wachsen
Wer ein feines Gehör hat, wem Düfte nicht nur bis in die Nase, sondern gleich bis in den Hirnstamm steigen, wer von seelischem oder körperlichen Schmerz bis ins Mark verletzt werden kann, der fühlt sich oft, als habe er keine Haut, die ihn vom wilden Fluss des Lebens mit seinen Untiefen ausreichend abschirmen kann. Für Hochsensible Menschen ist es in engen Beziehungen oder Partnerschaften oft schwer, bei sich zu bleiben und zu sortieren, welche der vielen spürbaren Empfindungen ihre ureigenen sind und welche sie bei ihren Lieblingsmenschen ausmachen können – und welche Schwingungen noch „im Raum stehen“.
Jede Begegnung mit Menschen ist für sie wie ein vielstimmiges Konzert aus lauter Sinneseindrücken, die andere Menschen kaum wahrnehmen, weil sie über stärkere Filtermechanismen verfügen, um sich auf Wesentliches zu konzentrieren.
Es gelingt anderen Menschen besser, „Fremdes“ aus ihrem Inneren herauszuhalten und ihr Refugium vor Ruhestörungen zu schützen. Bildlich gesprochen nutzen robustere Naturen einen soliden Gartenzaun und einen sichtbaren Vorgarten, der erst durchquert werden will, bevor man an ihrer Haustüre auf sich aufmerksam machen kann, um überhaupt eingelassen zu werden.
Bei sehr empfindsamen Menschen steht der ungebetene Gast hingegen möglicherweise unverhofft im Vorgarten oder sogar mitten im Wohnzimmer, ohne sich darüber im Klaren zu sein, dass er alle Reviergrenzen längst überschritten hat und quasi mit der Tür ins Haus gefallen ist.
Dies ist der Punkt, an dem Hochsensible und Hochsensitive unverhofft sehr heftig reagieren können, um sich ihrer Haut zu erwehren – sie schlagen sozusagen um sich, weil sie schon zu viel und zu lange ausgehalten haben, dass man ihnen den blühenden Vorgarten verwüstet hat.
Harmonie ist gesund – wenn sie wahrhaftig ist
Vielstimmigkeit kann ergreifend schön sein, wenn die Harmonien stimmen. Aber das Zusammenleben ist nicht immer harmonisch: Gerade weil Menschen verschiedene Bedürfnisse, Wünsche und Interessen haben, kommt es unweigerlich zu Konflikten. Und die äußern sich je nach Gemütslage, Persönlichkeit und Situation unterschiedlich.
Wenn es richtig hoch hergeht, sind so viele Emotionen und Spannungen in der Luft, dass es für Hochsensible ein echter Kraftakt werden kann, die eigene Stimme im Intermezzo noch wahrzunehmen und die Disharmonie auszuhalten.
Dies wird umso anspruchsvoller, je wertvoller die Beziehungen sind, um die es geht. Wer kaum aushalten kann, wenn die Luft zum Schneiden dick ist, wenn Türen knallen oder heftige Emotionen sich lauthals Bahn brechen, der tut – letztlich im eigenen Interesse – viel dafür, dass Konflikte nicht eskalieren. Und möglichst gar nicht erst entstehen. Ihr Harmoniebedürfnis entspringt also keiner Schwäche, sondern einer klugen und empathischen Form der Selbstfürsorge – so lange sie nicht um der Harmonie willen andere vitale Interessen übergehen.
Hochsensible verlegen ihre Grenzen oft nach Innen
In dem Wunsch, dass es ihrem engsten Umfeld gut gehen möge, weil sie selbst davon profitieren, sorgen empfindsame Naturen deutlich besser für andere als für sich und übersehen, dass sie neben der „guten Stimmung“ auch ganz substanzielle eigene Bedürfnisse haben, die befriedigt werden wollen.
Selbstverleugnung frisst viel Energie, zumal wenn sie nicht einmal auf einen bewussten Verzicht zurückgeht, sondern auf die klammheimliche Wette, der andere werde genauso empfindsam um die Bedürfnisse des Hochsensiblen bemüht sein, wie er selbst es in seinem Umfeld ist. Diese Rechnung mag aufgehen, wenn zwei sehr empfindsame Menschen sich begegnen – aber auch hier wird es erforderlich sein, sich über Vorlieben und Eigenarten auszutauschen.
Statt dessen gehen Hochsensible oft und gerade bei wichtigen Beziehungen zu viele Schritte hinter ihre eigene Komfortzone zurück, um sich auf die Dauer noch wohl in der Umgebung und in ihrer Haut fühlen zu können. Wer seine Grenzen so weit in sich zurückzieht, dass sie nach Außen nicht mehr sichtbar sind, läuft Gefahr, dass sie nicht erkannt werden – auch ohne jede böse Absicht. Manchmal bleibt zu guter Letzt nur noch der mehr oder weniger geordnete Rückzug, um sich neu zu sortieren – und manchmal geht eine Beziehung auch ganz in die Brüche, weil im verwüsteten Vorgarten schlicht nichts mehr zu kitten ist.
Sensibel werden für sich
Die Empfehlung, sich abzuhärten, kann man sich an dieser Stelle getrost verkneifen – sich noch mehr oder stärkeren Nervenzerreißproben auszusetzen bringt einen sehr empfindsamen Menschen höchstens an den Rand der Erschöpfung und sonst nichts.
Dafür braucht es nicht viel: Pausen, um in sich hineinzuhorchen, Mitgefühl, um wahrzunehmen, was sich innen und außen tut und Geduld, wenn es seine Zeit braucht, bei sich anzukommen. Und natürlich kann auch ein Coaching mit diesem Fokus Wunder wirken ;-).
Herzlichst
Anne