Wie funktioniert „The Work“ im Coaching mit Hochsensiblen

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„The Work“ ist der Name einer Methode um Ärger, Sorgen und schlechte Gedanken zu hinterfragen und loszulassen. Diese Methode ist hervorragend für das Coaching von Hochsensiblen geeignet. Du kannst damit deine Blockaden und negativen Glaubenssätze auflösen und den ständig hörbaren inneren Kritiker in seine Schranken weisen.

Entwickelt wurde diese Methode von Byron Katie, die in ihren Dreißigern an schweren Depressionen litt. Lange Zeit schien sie unheilbar krank zu sein und keine Therapie half. Schließlich fand sie selbst eine Möglichkeit, wieder positiv auf das Leben zu blicken.

Sie erkannte, dass es nicht die Welt um sie herum war, die für ihre Depression verantwortlich war, sondern ihre eigenen Gedanken.

Wie sie über die Welt und das, was passierte, dachte, beeinflusste ihre Gefühle. Während Gefühle eine unbewusste Reaktion sind, können Gedanken bewusst beeinflusst und in andere Bahnen gelenkt werden. Diese Erkenntnis nutzte Byron Katie und entwickelte daraus „The Work“, eine Methode in drei Schritten um sich von den eigenen Gedanken zu lösen und Probleme nüchtern zu analysieren.

Auch wenn es auf den ersten Blick kompliziert wirkt, ist dieses System eine universelle Möglichkeit um sämtliche Sorgen, ob klein oder groß, in den Griff zu bekommen oder ganz aufzulösen. Mit etwas Übung können sogar Probleme wie eine zerstörte Ehe, ein Bankrott oder Ähnliches losgelassen werden. Du kannst mit dieser Methode zwar nicht die Welt verändern, aber selbst entscheiden, wie du die Welt siehst.

The Work – Schritt 1: Belastende Gedanken erkennen und exakt formulieren

Der entscheidende Punkt, um den es bei „The Work“ geht, ist den Unterschied zwischen Gedanken und Gefühlen zu erkennen. Gerätst du in eine Situation, die dich ärgert oder belastet, solltest du zuallererst einen Schritt zurücktreten und dir überlegen, worum es, nüchtern betrachtet, bei der Sache geht.

So schwierig das anfangs noch erscheint, ist es im Grunde eine reine Übungssache. Am besten funktioniert es, die Situation aufzuschreiben und auch den Rest von „The Work“ schriftlich zu formulieren.

Als Beispielsituation stellen wir uns einmal vor, dein Elternhaus soll verkauft werden und deine Eltern in eine kleinere, altersgerechte Wohnung ziehen. Während du dich um die Suche nach einer neuen Wohnung kümmerst, hat sich dein Bruder bereit erklärt, den Dachboden auszumisten und unnötige Dinge zu verkaufen.

Mit dem Geld wollt ihr den Umzug finanzieren. Nun stellt sich allerdings heraus, dass dein Bruder im Zuge dessen dein liebstes Spielzeug von früher, ohne dich zu fragen, ebenfalls verkauft hat, was dich unsagbar wütend und traurig macht und dazu führt, dass ihr eine Weile kein Wort mehr miteinander redet.

Der erste Schritt ist nun, die Situation, die diese Gefühle ausgelöst hat, zu beschreiben. Wichtig ist hierbei, herauszufiltern, wer oder was genau die negativen Gefühle hervorgerufen hat. Dieser Teil der Gesamtsituation wird analysiert. In diesem beispielhaften Fall würdest du sagen: „Mein Bruder sollte mein liebstes Spielzeug nicht verkaufen.“

The Work – Schritt 2: Mithilfe von vier Fragen den Gedanken analysieren

Um herauszufinden, was du tun kannst, um diese belastenden Gefühle loszulassen, gibt dir „The Work“ vier Fragen, die du dir zu der von dir ausgewählten Situation stellen solltest. Bei der ersten Frage gilt es herauszufinden, ob die Situation wirklich wahr ist. Manchmal handelt es sich nur um ein Missverständnis oder vielleicht hast du dich über einen Gedanken aufgeregt, der noch in der Zukunft liegt und nicht eingetreten ist. Im Falle des Beispiels ist aber eindeutig überprüfbar: Ja, dein Bruder hat das Spielzeug verkauft.

Zweitens darfst du deine Gefühle wieder ins Spiel bringen, indem du dich fragst, wie du auf die Situation reagierst und was du empfindest. Dabei solltest du deine Gefühle so detailliert wie möglich beschreiben.

Die Tatsache, dass dein Bruder dein Spielzeug verkauft hat, macht dich nicht nur traurig und wütend, es verletzt dich auch, dass er dich nicht gefragt hat und ihm nicht klar war, wie viel dir das Spielzeug bedeutete.

Indem du diese Gefühle ganz genau beschreibst, wirst du dir ihrer besser bewusst und kannst dir überlegen, wie du damit umgehen möchtest.

Anschließend ist die dritte Frage: Was würde passieren, wenn du diesen Gedanken nicht hättest? Gemeint sind damit nicht deine Wut und deine Enttäuschung, sondern lediglich der Gedanke, dass das Spielzeug verkauft wurde. Vielleicht fällt dir auf, dass du dann viel glücklicher und entspannter wärst und dein Verhältnis zu deinem Bruder ein besseres wäre. Es gilt nun festzustellen, ob sich die negativen Gefühle, die diese Situation hervorgerufen hat, überhaupt lohnen.

Zu guter Letzt solltest du untersuchen, ob es einen Grund gibt, an diesem Gedanken festzuhalten, der keinerlei Stress oder Ärger verursacht.

In unserem Beispiel kannst du die Tatsache, dass dein Bruder das Spielzeug verkauft hat, nicht mehr rückgängig machen. Daran zu denken, lässt dich jedes Mal aufs Neue traurig und wütend werden und die Beziehung zu deinem Bruder verschlechtert sich von Tag zu Tag. Könntest du den Gedanken loslassen, wärst du in der Lage, wieder mit ihm zu reden und entspannt weiter den Umzug eurer Eltern zu planen.

Im Grunde reichen bereits die ersten beiden Schritte aus, um von den negativen Gefühlen Abstand zu gewinnen, da du dir der Situation auf einer rationalen Ebene bewusst wirst. Oft wird dir dabei schon klar, dass es die Sache nicht wert ist sich aufzuregen oder du wirst erkennen, was du tun kannst, um das Problem zu lösen. In manch besonders schwieriger Situation oder bei tief gehenden, festgefahrenen Emotionen benötigst du aber vielleicht noch ein weiteres Hilfsmittel.

The Work – Schritt 3: Umkehrungen führen auf neue gedankliche Pfade

Der dritte Schritt auf dem Weg zu einem Umdenken und der Lösungsfindung in einer emotional schwierigen Situation, sind die sogenannten Umkehrungen. Hierzu gibt es zwei zusätzliche Fragen.

Die fünfte Frage, die du dir zu deinem Gedanken stellen solltest, ist, wie du ihn formulieren kannst, damit er etwas genau Gegenteiliges aussagt. Aus „mein Bruder sollte mein Spielzeug nicht verkaufen“ könnte werden „mein Bruder hat mein Spielzeug nicht verkauft“. Oder du könntest sagen: „Ich habe mein Spielzeug verkauft.“

An dieser Stelle darfst du kreativ werden und dir so viele Sätze wie möglich einfallen lasst.

Das Ziel dieser Übung ist nämlich, die Situation aus möglichst vielen Blickwinkeln zu beleuchten. Dieser selbstauferlegte Perspektivwechsel kann dir helfen, Lösungen zu finden, an die du vorher überhaupt nicht gedacht hast. Und vor allem bedeutet eine Veränderung deiner Gedanken über die Situation gleichzeitig eine Veränderung deiner Gefühle.

Stell es dir so vor, als wären deine Gedanken eine Straße und deine Gefühle die Landschaft rund herum. Ohne „The Work“ bleibst du die ganze Zeit auf deiner selbstgebauten Hauptstraße. Du reagierst mit den gleichen Gedanken wie immer, die Umgebung ist dieselbe wie immer, vielleicht eine eintönige Betonkulisse. Du bist frustriert, weißt aber nicht, was du tun sollst, weil du nur geradeaus schaust.

Mithilfe der hier vorgestellten Fragen und besonders mithilfe der Umkehrungen kannst du dein Blickfeld erweitern. Nun entdeckst du einen kleinen Trampelpfad, der von deiner eingefahrenen Gedankenstraße abbiegt. Mit der letzten Frage, dem zweiten Teil der Umkehrungen, kann es dir gelingen, deine Hauptstraße zu verlassen und auf dem Weg vielleicht eine wunderschöne Blumenwiese zu entdecken – eine Lösung, von der du niemals gedacht hattest, dass sie existiert.

The Work – Die letzte Frage: Steckt ein Funken Wahrheit in den Umkehrungen?

Das mag zunächst unmöglich zu erscheinen, denn schließlich hast du Behauptungen aufgestellt, die das genaue Gegenteil der eigentlichen Situation sind. Es stimmt, dass dies der schwierigste Teil von „The Work“ ist, aber es ist gleichzeitig auch der effektivste.

In unserem Beispiel war eine der Umkehrungen: „Mein Bruder hat mein Spielzeug nicht verkauft.“ Dies ist natürlich nicht wahr und das kannst du überprüfen. Das Spielzeug hat einen neuen Besitzer gefunden und dein Bruder hat das Geld dafür kassiert.

Die zweite Umkehrung ist in diesem Fall interessanter, denn sie lautet: „Ich habe mein Spielzeug verkauft.“ Wäre die Situation anders herum gewesen und du wärst selbst für das Ausmisten des Dachbodens zuständig gewesen – hättest du es anders gemacht? Es stimmt, dass dir das Spielzeug immer noch viel bedeutet hat. Aber wenn du ehrlich bist, liegt das hauptsächlich an den schönen Erinnerungen, die du damit verbindest. Diese wird dir niemand nehmen können. Du hättest niemals mehr mit diesem Spielzeug gespielt und du hast keine Kinder, an die du es weitergeben könntest. Warum also ist es für dich so schlimm, dass es weg ist?

Du hättest dir gewünscht, dein Bruder hätte dich vor dem Verkauf nach deiner Erlaubnis gefragt. Woher hätte er aber wissen können, dass du noch so daran hängst? Immerhin lag es Jahrzehntelang auf dem Dachboden eurer Eltern und du hast es nicht vermisst.

Nicht zu verachten ist auch die Summe, die beim Verkauf herausgesprungen ist. Diese wird euch ein ganzes Stück weiterhelfen bei der Finanzierung des Umzugs.

So oder so ähnlich könnte dein Gedankengang sein.

Je nachdem um welche Situation es sich handelt, wird es einfacher oder schwieriger sein, in den verschiedenen Umkehrungen eine gewisse Wahrheit oder auch nur einen positiven Aspekt zu entdecken. Es erfordert vor allem viel Übung und Kreativität. Am Ende lohnt es sich jedoch und wird dich nach und nach zu einem entspannteren, positiveren Menschen machen, der viel leichter mit den Besonderheiten der Hochsensibilität umgehen kann.

Herzlichst
Anne

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