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Anne Heintze
Harald Heintze
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Selbstentfremdung: Was ist das und was bedeutet es für dein Leben?
„Ich weiß auch, warum ich Flugangst habe, das bin eigentlich gar nicht ich.“ Das hat eine Freundin mir erzählt, als ich sie fragte, wie ihr Urlaub war. Sie konnte ihn nicht genießen, Fliegen machte ihr plötzlich Angst. Wie sie das formuliert hat, hat mich zum Nachdenken gebracht. Denn auch ich sage ständig so etwas wie „Meine Wohnung sieht gerade aus – das sieht mir gar nicht ähnlich.“ Kennst du das? Du machst was und eigentlich bist es nicht du? Was dahinter steckt und wieso eine Selbstentfremdung regelrecht krankmachen kann, habe ich ausführlich recherchiert und für dich zusammengetragen. Natürlich mit drei Tipps, die du direkt umsetzen kannst.
Selbstentfremdung: Diese drei Elemente helfen weiter
Was ist das SELBST?
Von wem entfremden wir uns, wenn wir von SELBST sprechen? Selbst meint den Kern des Seins eines jeden Individuums. Mit unserem Selbst kommen wir bereits auf die Welt und behalten es auch bis ans Ende unseres Daseins – dabei verändert es sich nicht. Hier liegt unser Energielevel definiert, hier befindet sich der Kern unseres Charakters. Wenn wir von Selbstentfremdung sprechen, behaupten wir also, dass wir uns von uns selbst entfremden.
Warum Selbstentfremdung, wie kommen wir dazu? Um diese Frage zu beantworten, müssen wir erst noch verstehen, welche zwei weiteren Protagonisten in uns wirken. Das Ich und das Ego.
Was ist das ICH?
ICH meint alles, was wir bewusst über uns sagen. Es ist unsere Mitte, die mithilfe allen äußeren Einflüssen und Wissen Entscheidungen trifft. Wir berücksichtigen also soziale Aspekte, kulturelle Gegebenheiten und sogar die Art der Beziehung zu jemandem, bei unserer Entscheidungsfindung.
Wenn unsere Mitte, unser ich, was diese vielen Entscheidungen fällt, nicht auf Basis unseres Selbst oder zu mindestens mit ihm im Einklang stehend handelt, dann entfremden wir uns von uns selbst.
Hier ein Beispiel: Eigentlich mögen wir es sehr gerne, früh ins Bett zu gehen und gehen so gar nicht gerne abends weg. In unserer neuen WG steht aber jeden zweiten Abend eine Party an. Wir machen mit, weil wir nicht als Langweilig abgestempelt werden wollen. Wir entwickeln mit der Zeit sogar Angst vor dem Alleine sein und gleichzeitig haben wir Probleme mit vielen neuen Menschen – eine angehende Sozialphobie?
Was in diesem Beispiel passiert, lässt sich auf zwei Ebenen herunterbrechen. Dazu stelle ich dir jetzt das EGO vor.
Was ist das EGO?
Ego ist der dritte Teil, der bei uns Menschen an der Entscheidungsfindung beteiligt ist. Während das Selbst unveränderbar ist und das Ich ständig unsere Mitte widerspiegelt, die sich aber durchaus an unsere Umstände anpassen kann, ist das Ego das Pendel zwischen zwei Extremen. Ob wir es austariert bekommen, entscheidet die Mitte. Je nach Motivation gewinnt der Ausschlag nach rechts oder links. Wenn wir aber dauernd am Limit auf einer Seite handeln, sind wir dermaßen weit von uns Selbst entfernt, dass uns diese Imbalance krankmacht.
In unserem kleinen Beispiel wehrt sich der Körper und der Geist vor der unerwünschten Party. Gleichzeitig besteht das EGO aber darauf, die Mitte zu verlassen, aus Angst, sonst nicht gemocht zu werden. Gemocht werden um seiner selbst willen ist ein ganz wichtiger Aspekt für ein wirklich ausgeglichenes Leben.
Energie Selbst-Ich-Ego: Ein Zusammenhang
Alle Informationen, die wir täglich aufnehmen, werden so verarbeitet, dass unser Ich entscheidet, wie wir handeln, was wir wahrnehmen und was wir davon behalten. Das kostet unheimlich viel Energie. Diese Energie kommt aus unserem Selbst – erinnerst du dich an den Anfang? Jeder Mensch hat ein anderes Energielevel. Völlig unabhängig vom Level aber kann nur Ruhe die Reserven wieder auffüllen. Ruhe meint eine Abwesenheit von Eindrücken und Informationen von außen.
Kinder haben scheinbar endlose Energie, richtig? Das liegt daran, dass sie nicht darüber nachdenken, was andere von ihnen halten, sie müssen kein Ego ausbalancieren und das Ich ist noch fast identisch mit dem Selbst – quasi ein unbeschriebenes Blatt. Wenn alles Handeln und Denken automatisch und intuitiv passiert, ist es mit uns SELBST im Einklang und kostet keine Energie.
Was kannst du tun, um deine Mitte zu finden und dein Selbst nicht zu verlieren?
- Achtsamkeitsübungen helfen dir, dich selbst wieder wahrzunehmen. Dazu kannst du geführte Podcasts oder Meditationen hören. Du kannst aber auch deine Augen schließen und deinen Gedanken erlauben, vorbeizuziehen. Greife sie nicht auf.
- Jede Form von kreativer Betätigung und Bewegung hilft dir, mit deinem Selbst in Kontakt zu treten. Wenn du deinen Körper fühlst, kannst eher auch wieder Emotionen bewusst fühlen. Viele Menschen sind so weit von sich entfernt, dass sie sogar eine Träne weinen, wenn sie endlich erkennen, wie schön ein Gänseblümchen sein kann oder wie gut sich Gras unter der baren Fußsohle anfühlt.
- Identifiziere die Einflüsse, die auf dich wirken. Horche in dich hinein, ob deine Entscheidung wirklich dich widerspiegelt oder aber von irgendeinem Ego getrieben ist. Lerne dich auf diesem Wege kennen – es ist ein Prozess, der dich zu dir zurückführt.
Im Alltag helfen dir regelmäßige Pausen – etwa alle 90 Minuten für 10 Minuten – in denen du die Augen schließt und dich an einen schönen Ort denkst. Gönne dir diese Zeit, um deine Energie aufzuladen. Deine Nerven werden stärker – du bist näher bei dir und kannst den Einflüssen der vielen Egos besser widerstehen.
Herzlichst
Anne