Sind Scanner-Persönlichkeiten und High Sensation Seeker das gleiche Phänomen?
Nein, auch wenn es einige Überschneidungen gibt. Der Scanner hat wie der High Sensation Seeker einen aktiveren BAS. Wobei für den High Sensation Seeker die Aufregung des Neuen, beim Scanner aufgrund seiner Vielbegabung eher die Neugier auf noch nicht gelebte Anteile aufgrund seiner Begabung vordergründig sind und keine körperlichen Reizzustände angestrebt werden. Ein High Sensation Seeker kann durchaus klare Schwerpunkte im Sport setzen, während der Scanner fast immer eine große Bandbreite haben möchte.
Hochsensibilität liegt einem stark ausgeprägten Verhaltens-Hemmungs-System (BIS) zugrunde.
Vermeidung
Das Verhaltensinhibitionssystem ist eine neuroanatomische Struktur, die zur Verhaltenshemmung (z.B. bei Reizen, die potenziell gefährlich oder schlicht zu intensiv sind) führt. Sie ist eine autonome Erregung, die der Mobilisierung des Organismus für Vermeidungsverhalten dient.
Das bedeutet, dass es aufgrund der komplexeren Wahrnehmung von hochsensiblen Menschen schneller zu einer Überreizung kommt und das BIS dafür sorgt, neue Situationen aufmerksamer wahrzunehmen und dann erst in eine Handlung übergeht, wenn das Feld sicher ist. Ein aktives BIS braucht ein starkes BAS nicht auszuschließen, da es zwei getrennte Systeme sind. Allerdings kann manchmal das Gefühl auftreten, ständig mit einem Fuß auf der Bremse ein Auto lenken zu wollen.
Sind alle drei Persönlichkeitsmerkmale in dir wirksam, musst du lernen keinen Aspekt auszuschließen, sondern eine ausgeglichene Koexistenz zu suchen, indem du allen Teilen genug Raum gibst.
Der High Sensation Seeker findet die neuen Themen, auf die sich der Scanner zugleich stürzen kann. Der hochsensible Teil wacht darüber, dass es nicht zu viel wird, dass zwischenzeitlich auch einmal Ruhe einkehrt, um somit Kraft für neue Aktivitäten zu erhalten. Das wird zwar nicht immer reibungslos abgehen, aber es lohnt sich, das zu lernen, denn es wird ein spannendes und befriedigendes Leben entstehen.
Endlich Klarheit!
Vielbegabte Menschen lebten ihr Leben bis zur „Entdeckung“ dieser Qualität oft in einem Gefühl großer Bedrückung. Sie fühlten sich unverstanden, irgendwie falsch, fremd – wie von einem anderen Stern. Manche sind in ihrer Familie krasse Außenseiter, manchmal ist aber auch die ganze Verwandtschaft vom Außenseitertum geprägt, denn Vielbegabung – oft gepaart mit Hochsensibilität – taucht in vielen Familien gehäuft auf.
Aber auch eine späte Erkenntnis führt zu sichtbarer Erleichterung und lässt ein Lachen in den Augen aufblitzen. Viele beginnen ihre Lebensgeschichte neu zu erzählen, so, als hätten die geänderten Vorzeichen alles in ein anderes Licht gerückt, als hätten sich ihre Perspektiven vollständig geändert. Der neue Blickwinkel ermöglicht eine Umdeutung all dessen, was war. Oft fällt die Vergangenheit zusammen wie ein Kartenhaus.
Entscheidungen können Scannern schwerfallen
Viele Multitalente können sich schwer entscheiden, haben Probleme mit ihrer Zeiteinteilung oder wissen nicht genau, wie sie ihre Kreativität lenken können. Sie pendeln zwischen Mut und Verzagtheit, Begeisterung und Selbstzweifeln. Das kann sich ändern!
Herzlichst
Anne
Eine Antwort
Ich bin hochsensibel und ein HSS. Das ist manchmal echt anstrengend. Aber ich lerne immer mehr, beiden Anteilen (dem wilden Affen und der sensiblen Schnecke) zu leben. Es geht halt darum, sich dessen bewusst zu sein und möglichst selbst zu steuern, wann was angesagt ist. Sonst neigt man (unbewusst) Dramen zu inszenieren. Z.b. sich um bestimmte Angelegenheit nicht zu kümmen, damit es dann aufregend wird 😉 Seitdem ich das HSS bei mir erkannt habe, verstehe ich mein bisheriges Leben viel besser…. 🙂