Kommodenkarma

Kommodenkarma
Teilen oder merken

Ich dachte, ich sei drüber hinweg. Über Bauanleitungen, über Nummern auf Schrauben, über das Demütigungspotenzial von Pressspan.
Aber kaum steht das Paket im Flur, regt sich was in mir:
Das kann doch nicht so schwer sein.

Zehn Minuten später stehe ich schwitzend zwischen Schraubentütchen A bis F und Holzplatten, die alle gleich aussehen – nur nicht gleich passen.
Ich ignoriere die Anleitung. Klar hab ich Verstand und Augen und einen Akkuschrauber. Aber offenbar keine Demut.
Denn das Ding wehrt sich.
Fügt sich nicht.
Zieht mir die Grenzen.

Ich kapituliere still.
Zähle Löcher, prüfe Vorder- und Rückseite, drossele die Drehzahl – und meine Arroganz.
Dieses schwedische Möbelstück hat mehr Teile als mein Norwegenpuzzle.
Und ich mittendrin: Nach Schublade vier, ein Bier um elf – Rücken im Streik.

Die Rückwandnägel?
Feingliedriges Elfenhandwerk.
Ich: Grobmotoriker mit Ambition.
Meine Frau sieht zum Glück nichts. Oder tut nur so.
Und die Katze springt probehalber schon mal rein.

Später schlepp ich das halbfertige Monster nach draußen.
Beine absägen.
Hätte man auch vorher machen können.
Aber wer will schon vernünftig sein, wenn man trainieren kann.

Am Ende steht sie.
Ich liege.
Und bin mir sicher:
Das nächste Mal baue ich einen Tempel. Das ist einfacher.

Herzlist

Harald

Lies auch:

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Mehr zum Thema