Es ist ein Problem so alt wie die Menschheit selbst, dennoch ist es vielen Menschen nicht bewusst. Oder nur teilweise bewusst. Immer dann, wenn sie etwas Großes vorhaben, Pläne schmieden, sich neue Vorsätze nehmen, eine Deadline erreichen oder einen Termin pünktlich wahrnehmen wollen, – dann kommt plötzlich etwas dazwischen. Der Akrasia-Effekt schlägt zu.
Das ist kein spezielles Problem hochsensibler Menschen,…
… aber die Folgen können diese zart besaiteten Wesen wirklich blockieren. Denn oft schlägt dann der Selbstzweifel massiv zu und sie ziehen sich dann selbst emotional herunter. Auch dir könnte dieses Problem bekannt sein. Der Kern dieses Problems liegt darin, dass du nicht die Sache erledigst, die du dir vorgenommen hast: Weil etwas anderes sich deiner Aufmerksamkeit ermächtigte, weil es dann doch zu schwierig erschien oder weil du etwas so lange vor dich hergeschoben hattest, dass etwas anderes wichtiger wurde.
Die alten Griechen hatten dafür einen Namen: Akrasia.
Das Gute ist, dass du mit diesem Problem nicht allein bist. Außerdem gibt es Lösungen und Strategien, um der Akrasia Herr zu werden.
Was ist der Akrasia-Effekt?
„Krasia“ ist ein altgriechisches Wort und leitet sich eigentlich von „kratos“ ab. Das heißt so viel wie „Stärke, Kraft, Macht, Herrschaft“. Das Präfix „a-“ jedoch negiert das Wort, verkehrt es ins Gegenteil. „Akrasia“ bedeutet somit „Schwäche“.
In diesem Fall ist damit nicht die körperliche Schwäche gemeint, sondern die Schwäche des Willens, also die Willensschwäche. Der Akrasia Effekt zeigt sich dann, wenn wir den Willen nicht dazu aufbringen können, etwas zu tun, was wir uns vorgenommen haben.
Das klassische Beispiel ist die gesunde Ernährung.
Ob es nun darum geht, sich besser zu ernähren, um gesünder zu sein und mehr Energie zu haben. Oder darum, endlich die überflüssigen Pfunde loszuwerden und abzuspecken – der Akrasia-Effekt setzt dann ein, wenn du trotz aller guten Vorsätze dennoch wieder zu Schokolade und fettigem Essen greifst.
Obwohl du weißt, dass diese Art von Ernährung ungesund für dich ist und dich nur dicker macht. Und dann hilft es auch nicht, sich nur vorzustellen, wie gesünder du mit der richtigen Ernährung sein oder wie viel besser du mit einer schlankeren Figur aussehen würdest. Darum geht es beim Akrasia-Effekt: einem Handeln wider besseres Wissen.
Wie kommt der Akrasia-Effekt zustande?
Der Grund dafür, dass wir alle den Akrasia-Effekt mehr oder weniger intensiv kennen, liegt in unserer Biologie begründet. Unser Gehirn ist eher darauf ausgerichtet, kurzfristige Belohnungen zu bevorzugen als langfristige. Wenn du mal wieder deine E-Mail checkst oder auf Facebook dich herumtreibst, anstatt im Büro deine Arbeit zu beginnen, dann liegt das ganz einfach daran, dass deinem Gehirn diese Dinge wichtiger erscheinen als ferne Ziele und Belohnungen. Das menschliche Gehirn strebt nach Belohnungen, so hat es sich nach Jahrmillionen entwickelt.
Wenn du also lieber auf der Couch liegst, anstatt auf die Straße zum Joggen zu gehen, dann liegt das daran, dass dein Gehirn den unmittelbaren Genuss bevorzugt. Gleichzeitig kann es langfristige Erfolge, die mit der sportlichen Betätigung einhergehen, weniger anfangen. Das nennt sich auch Zeitinkonsistenz.
Möchtest du jedoch deine gesteckten Ziele erreichen, dann musst du lernen, unmittelbare Belohnungen aufzuschieben.
Du musst den Gratifikationsaufschub erlernen. Warum?