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Autoren
Anne Heintze
Harald Heintze
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Introvertiert – Kreativität braucht Zurückgezogenheit
In einer Welt, in der es in erster Linie darauf anzukommen scheint, sich selbst ins rechte Licht zu rücken und aufzufallen, werden schüchterne, introvertiert wirkende Menschen schnell ins Abseits gerückt. Im Gegensatz zu ihren extrovertierten Mitmenschen, die durch ihr Verhalten stets im Vordergrund stehen, werden sie kaum wahrgenommen. Schüchternheit und Introversion werden in der heutigen Gesellschaft als Mängel betrachtet, die sich negativ auf Karriere und Lebensqualität auswirken.
Nicht alle Hochsensiblen sind auch introvertiert
Ein großer Teil der schüchternen und introvertierten Menschen gilt als hochsensibel und hochsensitiv. Wenn man hochsensible Menschen befragt, schätzen sich ca. 70 % als schüchtern und still ein. Ich kenne jedoch auch einige hochsensible Menschen, die keineswegs schüchtern sind und sich auch nie so bezeichnen würden. Dennoch empfinden sie sich als introvertiert. Sie brauchen Freiraum, Ruhe und Rückzugsmöglichkeiten, sie haben lieber Gespräche mit einem oder zwei Menschen, als mit mehreren in einer Gruppe. Sie sind abwartend und rezeptiv und preschen nie vor, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Wenn es drauf ankommt und sie sich in ihrer Umgebung wohlfühlen, können sie jedoch auch durchaus sehr extrovertiert sein. Aber heute sprechen wir mal von den grundsätzlich stillen und introvertierten Menschen.
Die introvertierten Hochsensiblen
Introvertierte und hochsensible Menschen stehen nicht gern Mittelpunkt, sie meiden Menschenansammlungen und halten sich in geschäftlichen Meetings zurück. Auf neue Situationen stellen sie sich nicht so schnell ein und an turbulenten Tagen brauchen sie ausgedehnte Ruhephasen, um den eigenen Akku wieder aufzutanken.
Hochsensitive Menschen reagieren bekanntermaßen auf alle Stimmungsschwankungen, ihre eigenen und die der Mitmenschen, besonders intensiv und können sich sehr gut in andere hineinfühlen. Sie nehmen ihre Umwelt sehr viel bewusster und intensiver wahr.
Diese besonderen Fähigkeiten, die die Hochsensibilität und die Hochsensitivität den betroffenen Menschen verleiht, ist ein wahrer Schatz. Nur durch diese außergewöhnlichen Gaben sind diese Menschen in der Lage, auch beruflich besondere Aufgaben zu bewältigen. Hochsensible Menschen sind aufgrund ihrer Feinfühligkeit oft sehr kreativ und kommunikativ.
Die introvertierten Hochbegabten
Auch das ist keine Seltenheit: Der hochbegabte Mensch, der mit seinen Fähigkeiten und seinem Können so bescheiden umgeht, der es so wenig in den Vordergrund stellt, dass man oft gar nicht bemerkt, was für ein Potenzial in diesem Menschen schlummert. Aber viel zu oft haben hochbegabte Menschen die Erfahrung machen müssen, dass es ihnen eher zum Nachteil wurde, wenn sie Lösungen präsentierten (wenn andere noch nicht mal das Problem erkannt hatten) oder ungewöhnliche Wege gingen („das haben wir aber noch nie so gemacht“). So haben sie gelernt, den Mund zu halten, sich anzupassen und weniger zu sagen, als sie eigentlich sagen könnten. Diese besonderen Menschen muss man durch interessiertes Fragen erst wieder dazu ermutigen, sich zu äußern und ihre Gedanken auszusprechen.
Leider wissen die wenigsten Unternehmen, welche ungenutzten Ressourcen in ihren stillen Mitarbeitern schlummern. Denn die Kompetenzen von introvertierten Menschen treten nicht offen zutage, sodass sie gerade in beruflicher Hinsicht oft hinter den extrovertierten Kollegen zurückstehen.
Stärken introvertierter Menschen
Dabei wird übersehen, dass gerade sehr introvertierte, stille Menschen über großes Potenzial verfügen. Sie haben nämlich genau die Stärken, die für erfolgreiche Projekte unabdingbar sind. Durch ihre gesteigerte Wahrnehmungsfähigkeit sehen sie die Dinge deutlicher und oft auch anders. Sie können sich durch ihre hochsensible Art wesentlich besser in ihre Mitmenschen einfühlen, als es den Extrovertierten möglich ist.
Sie wägen ab und beleuchten Probleme unter vielen verschiedenen Gesichtspunkten und sie ertragen Einsamkeit sehr viel besser als ihre stets im Mittelpunkt stehenden Kollegen. Dass sie den auf sie einstürmenden Umwelteinflüssen manchmal nicht gewachsen sind und für ihre Gedankengänge unter Umständen etwas länger, vor allem aber Ruhe und Abgeschiedenheit benötigen, liegt auf der Hand. Die Vorteile sind aber ebenso deutlich: Gründliche Abwägungen, ein Gefühl für das, was gebraucht wird und kreative, gut durchdachte Ideen können jedes Projekt nur vorantreiben.
Kreativität braucht Zurückgezogenheit
Bei der Betrachtung der Stärken von zurückhaltenden, stillen Menschen mit einer Neigung zur Introversion verwundert es nicht, dass fast alle hochbegabten und kreativen Menschen zu dieser Personengruppe zählen. Um schöpferisch wirken zu können, sind Zurückgezogenheit und Ruhephasen notwendig. Ein vorsichtiges Herantasten an komplexe Zusammenhänge, um sie dann genau verstehen und bewerten zu können, benötigt ebenfalls eine ruhige, zurückgezogene Atmosphäre, um den Gedankengängen den nötigen Raum zu geben.
Über Introversion kannst du auch mehr in meinem Buch erfahren: „Auf die leise Weise: Wie Introvertierte ihre Stärken erkennen und nutzen“.
Herzlichst
Anne