In Wirklichkeit ist die Realität ganz anders

In Wirklichkeit ist die Realität ganz anders
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Diesen Spruch, auf einer Postkarte gedruckt, hing lange Zeit an meinem Kühlschrank. Er ist sehr wahr, doch was bedeutet es denn nun genau, was ist denn der Unterschied zwischen wirklich und wahr?

Um Wirklichkeit besser zu verstehen ist es hilfreich erstmal die Grundlagen zu kennen, wie wir die Welt wahrnehmen.

Wir verwenden dafür unsere Sinne. Nichts geht ohne sie.

Wenn auch nur ein Sinn wegfällt, ist die Welt schon nicht mehr so erfahrbar, wie wir sie jetzt wahrnehmen. Jemand der nicht sieht, kann sich von der Welt nur ein sehr eingeschränktes „Bild“ machen. Ohne die Fähigkeit zu hören, gäbe es keine Naturgeräusche oder Musik wahrzunehmen.

Wir können abertausende Gerüche unterscheiden, die unser Leben mitbestimmen. Eine „geschmacklose“ Welt wäre wohl sehr trist und ohne Tastsinn würden wir eine völlig andere, Form von Beziehung leben müssen. Egal welcher Sinn ausfällt, es wäre in jedem Fall ein großer Verlust und unser Weltbild dadurch ein anderes.

Die Sinne sind es, die uns die Welt erst so erfahrbar machen wie wir sie kennen, doch nicht sie alleine bilden unsere Realität ab. Es gibt noch weitere Quellen, über die wir das Leben erfahren: Unseren Körper und unsere Gefühle. Im Körper erleben wir laufend Empfindungen, die mit den herkömmlichen Sinnen nicht erfahrbar sind. Da sind zum Beispiel Hitze und Kälte, Hunger, Durst, Sattheit, Müdigkeit, Schmerz, … nichts davon ist mit den fünf Sinnen fassbar und so trägt der Körper wesentlich zu unserer Wirklichkeit bei.

Doch wir wären nicht vollständig, ohne unserer Emotionen.

Die meisten Menschen können zwar nur Primärgefühle wie Angst, Wut, Trauer, Freude, Scham oder Ekel wahrnehmen und benennen, doch wir sind außerordentlich empfindsam und verfügen über ein Repertoire von 500 Emotionen, die wir unterscheiden können, wenn wir uns darin schulen. Unsere Gefühle sind eine wahre Lebensbereicherung.

All diese Eindrücke verarbeitet unser Geist.

Er ist es, der alles ordnet. Er benennt die Dinge, die wir wahrnehmen, fügt sie zu einem sinnvollen „Bild“ zusammen, zu einer Momentaufnahme, die aus den sieben Quellen der Wahrnehmung besteht.

So ist der gegenwärtige Augenblick ein Cocktail aus den Informationen der sieben Quellen plus der Beurteilung durch den eigenen Geist.

Die Summe aller Augenblicke nennen wir „die Wirklichkeit“.

Die Prozesse des wahrnehmen und interpretieren machen etwas mit uns. Sie wirken auf uns ein, bewirken etwas, sodass wir uns so oder so fühlen, die Welt so oder anders betrachten, diese Vorlieben entwickeln oder jene Abneigungen haben.

Doch Wirklichkeit ist immer subjektiv, persönlich und veränderbar.

Wirklichkeit ist das Ergebnis deiner Wahrnehmung, Interpretation und Bewertung. Sie lässt dich auf deine Art denken und handeln und die Gefühle, die daraus folgen, erlebst du als so wirklich, dass sie bestimmend sind für dein Leben. Wirklichkeit erscheint dir als selbstverständlich und sie ist das einzige, was du kennst. Darüber hinaus erscheint alles nur Spekulation zu sein.

Wahrheit, ist ganz einfach erklärt, sie ist alles jenseits deiner Wirklichkeit.

Sie kann erst dann fassbar werden, wenn deine Wirklichkeit „zur Seite tritt“. Erst wenn es dir gelingt alles, was deine Wirklichkeit bisher ausmachte, für einen Moment vollkommen außer Acht zu lassen, öffnet sich das Tor zum Wahren.

In der Wirklichkeit geben wir allem einen Namen, die Wahrheit jedoch ist nichts, das man benennen könnte.

Sie ist ja ALLES jenseits unserer Wirklichkeit.

Sie ist objektiv, überpersönlich und nicht veränderbar. Doch auch wenn sie nicht benennbar ist, gibt es Ausdrücke, mit denen versucht wird, sie zu beschreiben. Du kennst bestimmt einige davon. Sie wird „das Absolute“ genannt, oder „Gott, Alleins Sein, höchste Bewusstheit, Unio Mystica, Brahman, reines Sein, …“ All das sind verbale Krücken, keine davon ist richtiger als ein anderes, alle sind nur Hinweis auf das Wahre, jedoch ist keines davon die Wahrheit.

Schon im Tao Te King stoßen wir auf die Aussage „Das Tao, das benannt werden kann, ist nicht das Tao“.

Nichts ist die Wahrheit, alles was gesagt werden kann, weist nur auf die Wahrheit hin.

Jegliches Bemühen das Wahre zu benennen würde unweigerlich bewirken, dass es durch unsere persönlichen Filter in das Wirkliche verwandelt wird.

Das Wahre kann nur erfahren werden.

Namasté
Harald



Kommentare

8 Antworten

  1. Ist es nicht so, dass Wirklichkeit und Realität hier vertauscht werden? Die Realität ist das was du mit denen Sinnen wahrnimmt wahrnimmt und die Wirklichkeit ist das was wirklich dahinter steckt.

    Der Spruch ganz am Anfang heißt ja In Wirklichkeit ist die Realität ganz anders und nicht umgekehrt.

    Wahrheit ist objektiv und ist somit immer auch Wirklichkeit, aber Realität muss nicht immer Wahrheit und Wirklichkeit sein

  2. Mich würde interessieren, inwieweit es in dem obigen Satz einen Unterschied zwischen Wirklichkeit und Realität gibt. Ich bin durch das Zitat von Helmut Kohl „In Wirklichkeit ist die Realität leider eine andere.“ erst darauf gekommen, mich damit zu beschäftigen, da ich dessen Sinn nicht verstanden habe. Kann mir jemand helfen?

    1. Hallo Odo, wie du gesehen hast, unterscheiden wir zwischen Wahrheit und Wirklichkeit, weil es unseren Teilnehmern im Alltag sehr hilft. Realität ist nur das englische Wort für Wirklichkeit, das englische Wort für Wahrheit wäre „truth“. LG – Harald

    2. [..was habt denn Ihr für eine Rechtschreibung/ Grammatik! Tut hier auf Philosophie & „Priester“tum, checkt doch wenigstens einmal ab, ob eure Spracherkennung das richtig eingegeben hat.

      Schrecklich..]

      [..jeder nimmt die Wirklichkeit anders wahr & erschafft sich daraus seine eigene Realität..]

      Beispiel: Wenn ich auf einem geraden Weg laufe, auf dem dann „plötzlich“ ein richtungsweisendes Straßenschild steht & ich gerade so noch einmal ausweichen konnte, ist „unsere Realität“, dass wir beinahe davor gelaufen wären“, und in Form von realen physischen Schmerzen davon erfahren hätten.
      Doch in „Wirklichkeit“, hätten dir bestimmt einige Personen von Ihrer Warte aus betrachtet, dabei zugesehen wie du davor gelaufen wärst, und „realen“ Schmerz erfahren hättest.

      DIE „WIRKLICHKEIT“, IN DER DU REALEN SCHMERZ ERFAHREN HÄTTEST, EXISTIERT NUR FÜR UNS AUFGRUND PERSPEKTIVISCHER BEOBACHTUNGEN DRITTER, UND ANSCHLIEẞENDER ÜBERLIEFERUNG DESSEN.
      du bist ja ausgewichen, hast das Schild nur zu spät gesehen. aber du hast dir nicht weh getan. das ist Realität.
      Doch in Wirklichkeit, hat das Bewusstsein/Unterbewusstsein anderer Beobachtender Personen, dir in ihrer Realität, wirklichen Schmerz gewünscht.

      FAZIT.. TIEFENPSYCHOLOGISCH BETRACHTET, SIND WIR (..was hat der was ich nicht hab.) GEPRÄGT. PUNKT. WIESO? „weil sich MENSCHEN ENTWICKLUNGSGESCHICHTLICH BEDACHT wahrscheinlich nur das Alphamännchen fortpflanzen durfte. „WER HÄTTE DAS GEDACHT“

      KEINE WAHRHEIT OHNE REALITÄT.

      “ KEIN BEWUSSTSEIN OHNE EIN UNS STÄNDIG ANTREIBENDES EGO“

      ach ja, ahmmm.. …..fickteuch!.

  3. Im zweiten Teil des Textes wird ,,Wahrheit“ und ,,Realität“ verwechselt. Im Spruch am Anfang steht richtigerwise ,,Realität“. Die Wahrheit ist nichts das abhängig oder unabhängig von unseren Beobachtungen existiert, sondern eine Eigenschaft einer Behauptung. Wenn eine Behauptung mit einer (möglichen) Ueberprüfung übereinstimmt ist sie wahr, wenn sie der Ueberprüfung widerspricht ist sie nicht wahr. So etwas wie ,,absolute Wahrheit“ gibt es nicht; Wahrheit ist keine Entität, sondern Attribut einer Aussage.

    1. Danke für deinen Kommentar Josef.

      Für unsere Arbeit ist es wichtig, die beiden Begriffe, Wahrheit und Wirklichkeit, auseinander zu halten. Wobei wir keinen Anspruch auf Richtigkeit stellen

      1. Wow, was für eine von mir als schön empfundene Antwort. Ich hätte jetzt alles mögliche herbeigezogen, um meine Wahrheitserklärung zu untermauern. Dabei hat Josef in einem anderen Zusammenhang ja genauso „Recht“.

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