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Anne Heintze
Harald Heintze
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Du bist aber arrogant. Danke!
Viele außergewöhnlich normale Menschen haben es erlebt, dass sie von anderen Menschen für arrogant und überheblich gehalten werden. Ich kenne das auch.
Laut Definition ist Arroganz eine Art von Hochmut und eine Haltung, die den Wert, das Können oder besondere Fähigkeiten von sich selbst gegenüber anderen Personen als besonders hoch einschätzt.
Meist ist damit eine Art von Selbstüberschätzung gemeint oder eine Überbewertung der eigenen Fähigkeiten.
Diese Bewertung und Einschätzung durch andere Menschen entsteht meist dadurch, dass diese sich selbst als distanziert von den so bezeichneten erleben.
Ich spreche hier aber ausdrücklich nicht von einer Selbstüberschätzung oder Überbewertung des eigenen Könnens, sondern von einer realistischen Einschätzung der eigenen Fähigkeiten, auch im Vergleich zu den allermeisten anderen Menschen.
Hochbegabte oder hochsensitive Menschen, die diese besonderen Fähigkeiten in „gelösten Form“ (wie ich das nenne), leben können und ihr Licht nicht unter den Scheffel stellen, können für andere Menschen leicht arrogant wirken.
Oft werden außergewöhnliche Menschen, die sich ihre eigenen Fähigkeiten bewusst sind und dies auch zeigen für narzisstisch gehalten. Narzisstische Menschen sind bekanntermaßen schwierige Menschen, deren Selbstakzeptanz oft in Richtung Selbstüberschätzung geht. Narzisstische Persönlichkeiten versuchen jedoch, ganz im Gegensatz zu selbstbewussten bunten Zebras, andere Menschen herabzusetzen.
Selbstbewusste bunte Zebras wollen jedoch andere nicht abwerten oder manipulieren, sie möchten einfach nur sie selbst sein dürfen, ohne sich kleiner zu machen.
Es gibt auch einen positiven Narzissmus. Damit ist eine stabile Einschätzung des Selbstwertgefühls gemeint, das sich nicht durch Anfeindungen von außen leicht aus dem Konzept bringen lässt. Menschen mit einem positiven Selbstwertgefühl ruhen in sich selbst und strahlen eine angenehme Persönlichkeit aus. Lass dich also nicht durch eine Anfeindung wie die der Arroganz aus deiner Mitte bringen.
Hier ist das Wahren der eigenen Integrität gefragt. Im allerbesten Fall denkst du dir, wenn dich ein Mensch als arrogant und überheblich bezeichnet, ganz im Stillen: „Vielen Dank für das Kompliment.“ Wäre das nicht ein sehr großer Fortschritt auf dem Weg der Selbstakzeptanz und Selbstliebe?
Fehlende Selbstkritik ist ganz bestimmt etwas, was man außergewöhnlichen Menschen in den seltensten Fällen ankreiden kann. Die Gefahr einer Selbstüberschätzung habe ich selbst in vielen Jahren der Arbeit mit bunten Zebras fast nie erlebt.
Ganz im Gegenteil: viel zu oft versuchen bunte Zebras die Kritik der Arroganz und Überheblichkeit durch Verstecken zu vermeiden.
Wenn es gelingt, das Vergleichen mit anderen Menschen schlicht und einfach zu unterlassen und auf die eigene Wahrheit und Wirklichkeit mehr Wert zulegen, als auf die Bewertung durch andere Menschen, ist es viel leichter zu sich selbst zu stehen.
Denn du lebst mit dir selbst, mit deinen Gefühlen, mit deiner Wahrnehmung, mit deinen Fähigkeiten, und ohne jemals den Erwartungen und Ansprüchen anderer Menschen vollumfänglich genügen zu können. Kannst du dann nicht gleich dir selbst vertrauen und dir selbst treu sein? Ist es nicht völlig unwichtig, ob dich jemand für arrogant hält?
Die Entwicklung der Selbstliebe und Selbstakzeptanz kann manchmal eine Gratwanderung sein.
Hierzu habe ich eine prägende Erfahrung in meiner Pubertät gemacht. Meine Mutter erzählte uns Kindern einmal, ich war vielleicht 11 oder 12 Jahre alt, was sie erlebt hat, als sie in den 50er Jahren das Wagnis eingegangen ist, in einer grauen Flanellhose, einem Lodenmantel und mit einer Jean-Paul-Sartre-Baskenmütze in den Sonntagsgottesdienst zu gehen. In der katholischen Umgebung einer ostwestfälischen Gemeinde lieferte dies Stoff für eine verbale Hetzjagd der Familie, Nachbarn und Bekannten. Damals trugen Frauen in der Kirche einen Rock und ganz sicher keine Mütze wie Jean-Paul Sartre. Meine Mutter aber war immer schon etwas rebellisch und hat sich nicht darum gekümmert, was angemessen ist, sondern das getragen, worin sie sich wohlgefühlt hat.
Meine Mutter sagte uns Kindern damals, als sie die Geschichte erzählte:
„Die Leute reden ohnehin über dich. Da kannst du auch gleich machen, was dir selbst gut tut. Denn du hast ohnehin keinen Einfluss darauf, was andere Menschen über dich denken oder reden. Die tun das eh immer.“
Für diese Lehre bin ich ihr heute noch unendlich dankbar und ich lebe danach, auch wenn das manche Menschen vielleicht für arrogant halten. Ich weiß, was ich sehr gut kann, was meine Stärken sind und worin ich wirklich gut bin.
Unbescheiden oder frei von Demut bin ich deswegen noch lange nicht.
Aber ich bin eine Meckertante.
Alles Liebe
Anne
6 Antworten
Danke für den tollen Artikel
Fantastischer Text. Danke schön. Über die Suche auf Google nach „Gibt es eine gesunde Arroganz“ bin ich darauf gestossen und habe es mir kurzer Hand durchgelesen.
Es gibt leider auch das Zwischending. So weiß ich z.B. um meine Intelligenz, bin aber psychisch überhaupt nicht stabil. Mein Selbstbild ist angreifbar. Ist das dann negativer, krankhafter Narzissmus? Gar eine narzisstische Persönlichkeitsstörung?
Es gibt viele Dinge auf diesem Blog, mit denen ich mich gut identifizieren kann. Bin eben eine Underachieverin, wie sie im Buche steht – und zugleich habe ich selten einen derart nonstringenten, inkonsistenten Lebenslauf wie meinen gesehen.
Hei du, du hast diese Zeilen vor einem Jahr geschrieben. Ich hoffe du kannst auf eine positive Persönlichkeitsentfaltung zurückblicken. Falls nicht: Ändere deine Einstellung dir selbst gegenüber. Wünsch dir unbekannterweise von Herzen alles Gute.
Hi Lulü
Ich war/bin auch Underachiver mit kunterbuntem CV. Mein Resume zu 50 Jahre klein machen und den letzten drei Jahren aufrecht gehen: Aufrecht gehen als, endlich erkannte und bekennende HB, ist schmerzfreier!!! Es war ein sehr harter, extrem opferreicher Weg, der noch nicht zuende ist.
Selbstwertschätzung hat aber nichts mit Narzissmus zu tun sondern mit Selbstschutz. Sei Dir deine beste Freundin und sorge für Dich.
Spruch des gestrigen Abends: „Niveau sieht nur von unten wie Arroganz aus.“
Sei stark!
Sei umarmt!
Hedi
Danke dir, liebe Hedi, für deine Ermunterung und die Erlaubnis, die du dir gibst. LOVE, Anne