Sich nicht durch äußere Faktoren überwältigen zu lassen – klingt im Zuge des kursierenden Coronavirus leichter gesagt als getan. Als Gewohnheitstier vertrauen wir auf einen geregelten Alltag, sodass stärkere Abweichungen oder ein spontaner Lebenswandel schnell ein Gefühl der Hilflosigkeit, Unsicherheit oder gar Angst hervorruft. Menschen werden sprichwörtlich aus der Bahn geworfen. Allerdings fällt es einigen Individuen offenbar leichter, etwa Gutes aus der Situation zu ziehen und sich ihr anzupassen. Der Schlüsselfaktor und große Unterschied zwischen den Personengruppen ist die Resilienz.
Bereits heute lässt sich aus wissenschaftlicher Sicht das Résumé ziehen, dass Resilienz als Zusammenspiel diverser psychischer, neurobiologischer und sozialer Ressourcen zu betrachten ist. In Kombination beugen sie der Entwicklung stressbedingter Erkrankungen vor. Zusammenfassend steht Resilienz für die positive Adaption an einen Stressfaktor – im Fachjargon der Psychologie auch als Stressor definiert. Eine zeitnahe Erholung und Bewältigung von einer temporären Überforderung gilt als Resilienz. Eine negative Adaption an einen Stressfaktor zeigt sich durch die Entwicklung psychischer Störungen wie Burnout oder Depressionen.
Resilienz lässt sich erlernen
Grundsätzlich ist Resilienz für jedermann verschieden. Für die meisten bedeutet dies einen konstanten Lernprozess, der neben der Offenheit für die Thematik von anderen Faktoren bestimmt wird. Folgende Tipps sind daher weniger als pauschale Antwort und mehr als Wegweiser zu sehen:
1. Erkenne deine Gefühle an und lebe sie aus
Gefühle treten früher oder später ans Tageslicht. Verdrängst du deine Gefühle, statt sie zuzulassen und auszuleben, kommen sie früher oder später wieder. Auch wächst mit der Verdrängung die Angst vor einem Rückfall in die unangenehme Gefühlslage. Sinnvoller ist die Anerkennung der eigenen Gefühlslage und Analyse der Emotionen. Ganz nach dem therapeutischen Prinzip der Katharsis befreit das Ausleben emotionaler Zustände von inneren Spannungen und psychischen Konflikten. Häufig sind es nicht die Gefühle an sich, sondern die von uns erschaffenen Konstrukte um besagte Emotionen, die uns Kummer bereiten und uns in unserer Denkweise gefangen halten.
2. Akzeptiere die Situation
Wie viel Realität steckt wirklich in den Angstvorstellungen und Schreckensszenarien, die wir uns gedanklich ausmalen? Am Beispiel der Corona-Krise: Es ist sinnvoller, sich den tatsächlichen Sorgen und Gefühlen zu stellen, als unbegründet voller Angst und Sorge in die Zukunft zu blicken. Unnötige Sorgen zehren an den Kräften und verschlingen die Ressourcen, die für die Bewältigung der Ist-Situation vonnöten wären.
3. Fokussiere dich auf das Positive
Nicht selten neigen wir Menschen dazu, den Fokus auf die Angst, die negativen Emotionen zu lenken. Statt sich auf die negative Situation zu konzentrieren, gilt es, verschiedene Lösungswege zur Umgehung des Problems zu konzipieren: Wie lässt sich das Problem effektiv angehen? Welche Bedürfnisse hast du? Was wünschst du dir für die Zukunft?
4. Entwickle ein gesundes Selbstvertrauen
Trotz aufkeimender Gefühle der Überforderung und Hilflosigkeit kann es dir helfen, dir Schritt für Schritt den eigenen Fähigkeiten bewusst zu werden. Jeder ist seines Glückes Schmied und ist Herr über die eigene Gedankenwelt. Ein lösungsorientiertes und positives Denken ist der Schlüssel zum Erfolg. Das richtige Mindset öffnet die Pforten für konstruktives Handeln. Statt Zeit und Energie in negative Denkmuster zu investieren und gedanklich die verschiedensten Worst-Case-Szenarien durchzugehen, kannst du darüber nachdenken, wie du aus der aktuellen Krise stärker hervorgehst und was dich die Situation über dich selbst lehren könnte.
5. Nimm Unterstützung von Außen an
Selbst der stärkste Charakter benötigt von Zeit zu Zeit eine helfende Hand. Zwar kann dir niemand die emotionale Last von deinen Schultern nehmen, doch wirkt ein offenes Ohr wie Balsam für die Seele. Egal ob Freunde, Verwandte oder Therapeuten: Gerade wenn sich negative Gedankenmuster zu verfestigen drohen, ist es ratsam, Hilfe von Außerhalb zu erbitten.
6. Sorge für ausreichende Zeit für deine Entwicklung
Resilienz ist ein langwieriger, fortlaufender Prozess, der nicht von heute auf morgen durchlaufen ist. Ein voller Terminkalender und zahlreiche Verpflichtungen lassen weder Zeit noch Raum für eine positive Entwicklung. Ganz im Gegenteil schwächt uns der konstante Druck von Außen. Lass Gefühlen ihre Zeit und genieße die schönen Dinge im Leben. Schaffe dir deine täglichen Freiräume, in denen du Dingen nachgehst, die dir guttun. Schaffe dir Räume fürs Lesen, Spazieren, Meditieren, Schlafen, Yoga oder was immer deine Entspannung und innere Ruhe fördert. Nur wer sich Zeit für seine eigenen, persönlichen Bedürfnisse nimmt, hat die Kraft, sich um die Bedürfnisse anderer zu kümmern.
Das Leben verläuft selten nach unseren Vorstellungen. Unsere Erfolge und auch Misserfolge sind Teil unseres Lebens und prägen unseren Charakter. Die Kraft, mit Niederlagen umzugehen, ist nicht immer grundgegeben, doch kann sich ein jeder von uns die Fähigkeit zur Resilienz Stück für Stück aneignen. Je eher du negative Ereignisse als solche akzeptierst und hinnimmst, desto eher kannst du an deinen Niederlagen wachsen. Resiliente Menschen besitzen die Fähigkeit, auch aus Niederlagen ihre Chancen zu ziehen.
Eine Antwort
Hallo liebe Anne,
im Detail über Resilienz zu lesen und beim Zugfahrn gleich die Übung 4-7-8 umzusetzen, ist wieder mal ganz toll für meine Gesamtentwicklung (Herausfordernde Beziehung zum langjährigen Ehepartner, Sehnsucht nach dem sensitiven, empathischen Mann und Mensch, der mein Leben vor 4 Jahren für ca. 10 Monate ziemlich intensiv bereicherte).
Thematisch hab‘ ich derzeit keine Sonderwünsche.
Live-Videos verfolge ich am liebsten freitags ab ca. 19.00 Uhr.
Herzliche Grüße,
Ulrike aus Augsburg, bald 60 Jahre