6 Wege für mehr Resilienz in Krisenzeiten

Resilienz in Krisenzeiten
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Vor allem in Krisensituationen wird schnell deutlich, wie drastisch sich Menschen im Umgang mit psychischen Belastungen und übermäßigem Stress unterscheiden. Resilienz ist sehr unterschiedlich stark entwickelt.

Während bei einigen Menschen Erkrankungen wie Burnout oder Depressionen in turbulenten Zeiten gehäuft zutage treten und vermehrt zu Alkohol und anderen Suchtmitteln gegriffen wird, scheinen einige Personen über eine seelische Barriere, quasi ein emotionales Schutzschild, zu verfügen.

Eine Schlüsselrolle hierbei spielt die Resilienz eines Individuums. Doch was verbirgt sich hinter diesem Begriff und lässt sich diese Fähigkeit erlernen oder liegt ihr Ursprung gar in unserer Genetik?

Resilienz – Definition und Abgrenzung

Unter Resilienz verstehen wir eine Fähigkeit, die in unseren Zeiten von zunehmender Bedeutung für die Meisterung des hektischen Alltags und dem Erfolg im Arbeitsumfeld ist. Doch haben viele Personen Schwierigkeiten, den Begriff richtig für sich einzuordnen. In der Physik wird Resilienz als Begriff definiert, der die Eigenschaft diverser Materialien beschreibt, sich nach äußeren Einflüssen wieder in ihre Ursprungsform zurückzubegeben. Diesen Ansatz übernahm man in die Psychologie, um Menschen zu beschreiben, die auch Krisen emotional unbeschadet überstehen können. Die Rede ist demnach von einer vollständigen Wiederherstellung oder Aufrechterhaltung der psychischen Stabilität nach starken Stressereignissen.

Beispiele für fehlende Resilienz ist der Einstieg in eine Drogenkarriere oder der Beginn psychischer Krankheiten wie Depressionen, Angststörungen oder posttraumatischen Belastungsstörungen nach psychischen Überlastungen. Doch lässt sich der Begriff klar von einer Resistenz abgrenzen: Resilienz ist kein Synonym für Resistenz, es geht nicht um eine Abstumpfung, Abhärtung oder Unempfindlichkeit gegenüber Emotionen, sondern um einen gesunden Umgang mit belastenden Situationen. Das bedeutet einerseits die Akzeptanz für die jeweilige Situation als auch die Erörterung adäquater Bewältigungsstrategien.

Widerstand gegen äußere Stressfaktoren

Sich nicht durch äußere Faktoren überwältigen zu lassen – klingt im Zuge des kursierenden Coronavirus leichter gesagt als getan. Als Gewohnheitstier vertrauen wir auf einen geregelten Alltag, sodass stärkere Abweichungen oder ein spontaner Lebenswandel schnell ein Gefühl der Hilflosigkeit, Unsicherheit oder gar Angst hervorruft. Menschen werden sprichwörtlich aus der Bahn geworfen. Allerdings fällt es einigen Individuen offenbar leichter, etwa Gutes aus der Situation zu ziehen und sich ihr anzupassen. Der Schlüsselfaktor und große Unterschied zwischen den Personengruppen ist die Resilienz.

Diese Eigenschaften teilen resiliente Personen

Aus welchen Komponenten setzt sich die seelische Widerstandskraft eigentlich zusammen? Welche Kernkomponenten definieren die Resilienz? Mit diesen Fragen beschäftigt sich Dr. Brené Brown, Autorin psychologischer Schriften und Forscherin für menschliches Verhalten, in ihrem Bestseller “Die Gaben der Unvollkommenheit“ und gibt folgende Faktoren an, die resiliente Personen einen:

  • Sie zögern nicht, Hilfe anderer Menschen anzunehmen.
  • Ein starkes soziales Umfeld steht unterstützend zur Seite.
  • Sie pflegen starke soziale Bindungen zu Freunden oder Familienmitgliedern.
  • Sie besitzen über Einfallsreichtum und gute Fähigkeiten zur Problemlösung.
  • Eine starke Überzeugung von sich selbst, etwas erreichen zu können, hilft ihnen dabei, eigene Gefühle zu akzeptieren und Probleme zu überkommen.

Den Ursprüngen der Resilienz auf der Spur

Doch welche Elemente sind es nun, die über die persönliche Resilienz eines Menschen bestimmen? Warum sind einige Menschen mit dieser Fähigkeit gesegnet, während andere empfindlich auf Stressfaktoren reagieren? Diese Fragen versucht die Resilienzforschung in den vergangenen Jahrzehnten zu durchleuchten – mit mäßigem Erfolg. Abgeschlossen ist die Forschung noch nicht. Forscher vermutet ein komplexes psychisches System hinter dem Prinzip der Resilienz, das sowohl von unserer Genetik als auch täglichem Lernen beeinflusst wird.

Bereits in den frühen 50ern entwickelte man die Resilienz als Konzept der psychischen Widerstandskraft, das auf entwicklungspsychologischen Studien an Jugendlichen und Kindern basiert. Als Pionierin galt die Entwicklungspsychologin Emmy Werner, Professorin im “Department of Human and Community Development“ an der Universität von Kalifornien Davis, als führende Persönlichkeit auf ihrem Gebiet.

Ihr wissenschaftliches Wirken entfaltete sich in einer im Jahre 1977 veröffentlichten Studie, mit der sie internationale Bekanntheit erlangte. In der Längsschnittstudie untersuchte sie die Auswirkungen biologischer und sozialer Risikofaktoren wie Armut auf die Entwicklung von Kindern. Durchschnittlich entwickelten sich die Kinder negativer als solche, die in einem behüteten Umfeld aufwuchsen. Dennoch gelang es rund einem Drittel der Kinder, sich trotz der zahlreichen Risikofaktoren gut zu entwickeln. Sie besaßen über diverse soziale sowie psychische Schutzfaktoren, um die prekären Umstände auszugleichen. Besonders individuelle Merkmale wie eine hohe Sozialkompetenz, gute Bewältigungsmuster und ein positives Selbstbild spielten neben starken engen emotionalen Bindungen zu diversen Bezugspersonen und der Etablierung eines unterstützenden Netzwerks eine Schlüsselrolle zum Erfolg. Diese Kinder verfügten schlussfolgernd über eine hohe Resilienz.

Das Zusammentreffen verschiedener Ressourcen

Bereits heute lässt sich aus wissenschaftlicher Sicht das Résumé ziehen, dass Resilienz als Zusammenspiel diverser psychischer, neurobiologischer und sozialer Ressourcen zu betrachten ist. In Kombination beugen sie der Entwicklung stressbedingter Erkrankungen vor. Zusammenfassend steht Resilienz für die positive Adaption an einen Stressfaktor – im Fachjargon der Psychologie auch als Stressor definiert. Eine zeitnahe Erholung und Bewältigung von einer temporären Überforderung gilt als Resilienz. Eine negative Adaption an einen Stressfaktor zeigt sich durch die Entwicklung psychischer Störungen wie Burnout oder Depressionen.
Resilienz lässt sich erlernen

Unsere Voraussetzungen, die wir aus der Erziehung und Kindheit mitnahmen, sind festzementiert und lassen sich nicht mehr verändern. Doch bilden sie die Grundlage einer konstanten charakterlichen Weiterentwicklung. Resilienz ist nicht als starres Persönlichkeitsmerkmal, sondern als plastischer, dynamischer Prozess zu betrachten. Ein erfolgreicher Umgang mit Stressoren dient als Fundament neuer Stärken, Kompetenzen und positiver Sichtweisen und immunisiert gegen künftige Stressfaktoren.

Das Leibniz-Institut für Resilienzforschung verdeutlicht: Resilienz gilt nicht der Eliminierung von Stressfaktoren, sondern der Befähigung eines effektiven und positiven Umgangs damit. Hierzu gehört sowohl das Erkennen und Korrigieren negativer, nicht funktioneller Verhaltensweisen als auch vor allem die Fähigkeit zur Entwicklung optimaler Bewältigungsstrategien zur Stärkung von Resilienzfaktoren.

So kannst du deine eigene Resilienz stärken

Grundsätzlich ist Resilienz für jedermann verschieden. Für die meisten bedeutet dies einen konstanten Lernprozess, der neben der Offenheit für die Thematik von anderen Faktoren bestimmt wird. Folgende Tipps sind daher weniger als pauschale Antwort und mehr als Wegweiser zu sehen:
1. Erkenne deine Gefühle an und lebe sie aus
Gefühle treten früher oder später ans Tageslicht. Verdrängst du deine Gefühle, statt sie zuzulassen und auszuleben, kommen sie früher oder später wieder. Auch wächst mit der Verdrängung die Angst vor einem Rückfall in die unangenehme Gefühlslage. Sinnvoller ist die Anerkennung der eigenen Gefühlslage und Analyse der Emotionen. Ganz nach dem therapeutischen Prinzip der Katharsis befreit das Ausleben emotionaler Zustände von inneren Spannungen und psychischen Konflikten. Häufig sind es nicht die Gefühle an sich, sondern die von uns erschaffenen Konstrukte um besagte Emotionen, die uns Kummer bereiten und uns in unserer Denkweise gefangen halten.
2. Akzeptiere die Situation
Wie viel Realität steckt wirklich in den Angstvorstellungen und Schreckensszenarien, die wir uns gedanklich ausmalen? Am Beispiel der Corona-Krise: Es ist sinnvoller, sich den tatsächlichen Sorgen und Gefühlen zu stellen, als unbegründet voller Angst und Sorge in die Zukunft zu blicken. Unnötige Sorgen zehren an den Kräften und verschlingen die Ressourcen, die für die Bewältigung der Ist-Situation vonnöten wären.
3. Fokussiere dich auf das Positive
Nicht selten neigen wir Menschen dazu, den Fokus auf die Angst, die negativen Emotionen zu lenken. Statt sich auf die negative Situation zu konzentrieren, gilt es, verschiedene Lösungswege zur Umgehung des Problems zu konzipieren: Wie lässt sich das Problem effektiv angehen? Welche Bedürfnisse hast du? Was wünschst du dir für die Zukunft?
4. Entwickle ein gesundes Selbstvertrauen
Trotz aufkeimender Gefühle der Überforderung und Hilflosigkeit kann es dir helfen, dir Schritt für Schritt den eigenen Fähigkeiten bewusst zu werden. Jeder ist seines Glückes Schmied und ist Herr über die eigene Gedankenwelt. Ein lösungsorientiertes und positives Denken ist der Schlüssel zum Erfolg. Das richtige Mindset öffnet die Pforten für konstruktives Handeln. Statt Zeit und Energie in negative Denkmuster zu investieren und gedanklich die verschiedensten Worst-Case-Szenarien durchzugehen, kannst du darüber nachdenken, wie du aus der aktuellen Krise stärker hervorgehst und was dich die Situation über dich selbst lehren könnte.
5. Nimm Unterstützung von Außen an
Selbst der stärkste Charakter benötigt von Zeit zu Zeit eine helfende Hand. Zwar kann dir niemand die emotionale Last von deinen Schultern nehmen, doch wirkt ein offenes Ohr wie Balsam für die Seele. Egal ob Freunde, Verwandte oder Therapeuten: Gerade wenn sich negative Gedankenmuster zu verfestigen drohen, ist es ratsam, Hilfe von Außerhalb zu erbitten.
6. Sorge für ausreichende Zeit für deine Entwicklung
Resilienz ist ein langwieriger, fortlaufender Prozess, der nicht von heute auf morgen durchlaufen ist. Ein voller Terminkalender und zahlreiche Verpflichtungen lassen weder Zeit noch Raum für eine positive Entwicklung. Ganz im Gegenteil schwächt uns der konstante Druck von Außen. Lass Gefühlen ihre Zeit und genieße die schönen Dinge im Leben. Schaffe dir deine täglichen Freiräume, in denen du Dingen nachgehst, die dir guttun. Schaffe dir Räume fürs Lesen, Spazieren, Meditieren, Schlafen, Yoga oder was immer deine Entspannung und innere Ruhe fördert. Nur wer sich Zeit für seine eigenen, persönlichen Bedürfnisse nimmt, hat die Kraft, sich um die Bedürfnisse anderer zu kümmern.

Niederlagen stärken die Persönlichkeit und die Resilienz

Das Leben verläuft selten nach unseren Vorstellungen. Unsere Erfolge und auch Misserfolge sind Teil unseres Lebens und prägen unseren Charakter. Die Kraft, mit Niederlagen umzugehen, ist nicht immer grundgegeben, doch kann sich ein jeder von uns die Fähigkeit zur Resilienz Stück für Stück aneignen. Je eher du negative Ereignisse als solche akzeptierst und hinnimmst, desto eher kannst du an deinen Niederlagen wachsen. Resiliente Menschen besitzen die Fähigkeit, auch aus Niederlagen ihre Chancen zu ziehen.
Herzlichst
Anne

Kommentare

Eine Antwort

  1. Hallo liebe Anne,

    im Detail über Resilienz zu lesen und beim Zugfahrn gleich die Übung 4-7-8 umzusetzen, ist wieder mal ganz toll für meine Gesamtentwicklung (Herausfordernde Beziehung zum langjährigen Ehepartner, Sehnsucht nach dem sensitiven, empathischen Mann und Mensch, der mein Leben vor 4 Jahren für ca. 10 Monate ziemlich intensiv bereicherte).

    Thematisch hab‘ ich derzeit keine Sonderwünsche.

    Live-Videos verfolge ich am liebsten freitags ab ca. 19.00 Uhr.

    Herzliche Grüße,
    Ulrike aus Augsburg, bald 60 Jahre

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