Unordnung am Arbeitsplatz: Gehören Chaos, Kreativität und Karriere zusammen?

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Gehörst du zu den Menschen, deren Schreibtisch nach Feierabend immer leer und aufgeräumt ist? Oder herrschst du souverän über das scheinbare Chaos am Arbeitsplatz? Wer einen unaufgeräumten Schreibtisch hat, auf dem sich Papiere aller Art, Aktenordner und leere Kaffeetassen gegenseitig den Platz streitig machen, gilt schnell als chaotisch und unorganisiert. Manche vielbegabte Scanner-Persönlichkeiten werden sicher von mit dem Vorwurf des Chaoten konfrontiert worden sein.

Dabei hat die Unordnung am Arbeitsplatz nicht nur negative Seiten. Sie kann auch eine Quelle der Kreativität und Inspiration sein. Denn an dem Spruch, dass das Genie das Chaos beherrscht, ist durchaus etwas dran.

Unordnung als Nährboden für kreative Ideen?

Die Kreativitätsforscherin und Sozialpsychologin Kathleen Vohs von der University of Minnesota hat untersucht, wie Ordnung und Chaos auf Kreativität und Schaffenskraft wirken. Dabei ist sie zu interessanten Erkenntnissen gelangt: Ordnung und Unordnung sind zwei Seiten derselben Medaille. Unser Gehirn besteht aus zwei Gehirnhälften, der rechten, die für das logische Denken zuständig ist und der linken, in der kreative Prozesse stattfinden.

Am besten arbeitet das Gehirn in einer Umgebung, in der es ein Mindestmaß an Ordnung gibt, aber auch kreative Inseln der Unordnung. In einer völlig aufgeräumten Umgebung fällt es uns schwer, wirklich kreativ zu sein und originelle Gedanken zu entwickeln.

Neue Ideen entstehen am besten in einem etwas chaotischen Umfeld. Wahrscheinlich helfen die zahlreichen Reize auf einem aufgeräumten Arbeitsplatz dem Gehirn dabei, neue neuronale Verknüpfungen zu erstellen.

Genie und Chaos – einige Beispiele

Tatsächlich gibt oder gab es eine Reihe von genialen Menschen, von denen wir wissen, dass Ordnung halten nicht zu ihren großen Stärken gehörte.

Ein bekanntes Beispiel ist der Psychoanalytiker Sigmund Freud. Auf seinem Schreibtisch haben sich immer Berge von Notizen, Büchern und Patientenakten gestapelt. Zu allem Überfluss hat Freud überall in dem Chaos noch kleine Heiligenfiguren drapiert. Offenbar fand er den Anblick inspirierend.

Auch von Albert Einstein ist bekannt, dass er kein Ordnungsfanatiker war. Einstein hatte aber generell schrullige Angewohnheiten. So soll er in seinen späten Lebensjahren keine Socken mehr getragen haben, weil er dies als lästig empfand.

Auch der Mikrobiologe Alexander Fleming war kein besonders ordentlicher Mensch. Er entdeckte das Penicillin durch puren Zufall. Er fuhr in den Urlaub, ohne zuvor seinen Schreibtisch aufzuräumen und vergaß dort auch zwei Petrischalen mit Pilzkulturen. Bei seiner Rückkehr entdeckte er in einer der Schalen den Schimmelpilz, aus dem sich Penicillin gewinnen ließ. Hätte er vor seiner Abreise aufgeräumt und die Petrischalen ausgewaschen, wäre das erste Antibiotikum der Menschheit vielleicht erst Jahrzehnte später entdeckt worden.

Nur Chaos geht nicht

Wenn du jetzt glaubst, das Chaos automatisch ein Zeichen dafür ist, dass ein Genie am Werk ist, liegst du falsch. So einfach ist es nämlich nicht. Ein gewisses Maß an Ordnung ist am Arbeitsplatz nötig. Bei manchen Berufen wie Ärzten, Ingenieuren oder Statikern können vertauschte oder verschlampte Unterlagen schlimme Folgen haben und sogar Menschenleben gefährden.

Ein gut organisierter Arbeitsplatz hilft dabei, deinen Job effizient und produktiv zu erledigen. Ein übermäßig chaotischer Arbeitsplatz kann auch zum Hindernis für deine Karriere werden. Leider wissen Vorgesetzte den Wert des kreativen Chaos nicht wirklich zu schätzen. 70 % aller Manager bevorzugen nämlich Mitarbeiter mit aufgeräumten Schreibtischen.

Wer einen chaotischen Schreibtisch hat, gilt bei Vorgesetzten schnell als undiszipliniert und desorganisiert. Sicher, es handelt sich dabei um Vorurteile.

Doch diese Vorurteile können handfeste Auswirkungen haben. Im Zweifel wird von zwei gleichermaßen befähigten Bewerbern derjenige mit dem immer aufgeräumten Schreibtisch bevorzugt, wenn eine Beförderung ansteht.

Tipps, um das Chaos zu kontrollieren:

Ein Mindestmaß an Ordnung zu halten ist gar nicht schwer. Mit den folgenden Tipps wird es dir mühelos gelingen, ausreichend Ordnung zu schaffen, ohne deswegen in Pingeligkeit abzugleiten.

1. Immer alles gleich wegräumen:

Oft legt man Dinge auf den Schreibtisch, ohne nachzudenken. Irgendwelchen Papierkram, den man später noch wegwerfen, ablegen oder einsortieren will. Das funktioniert nicht. Solche Dinge häufen sich schnell an. Wenn du irgendetwas anfasst und rausholst, dann räume es sofort danach auch wieder weg. Wenn du Dinge längere Zeit liegen lässt, hast du keine Chance, Ordnung zu halten.

2. Trenne dich von Überflüssigem:

Bevor du anfängst aufzuräumen und zu überlegen, was du mit dem ganzen Kram auf deinem Schreibtisch am besten anstellst, solltest du als Erstes alles Überflüssige wegwerfen und entsorgen. Und sei dabei ruhig großzügig. Und erst danach kümmerst du dich darum, den Rest der übrig bleibt, sinnvoll zu organisieren. Ordnung ist die Kunst, das Wichtige vom Unwichtigen zu unterscheiden und das Unwichtige in die Mülltonne zu befördern.

3. Schreib auf, was wichtig ist:

Schreib dir auf, was du zu tun hast. Mach für jeden Tag eine To-do-Liste. Du kannst so eine Liste im Lauf des Tages immer noch ergänzen und erweitern. Oft bleiben nämlich Dinge liegen, weil sie einfach vergessen wurden. Unser Gehirn kann zwar gewaltige Mengen an Informationen verarbeiten und selbst im hohen Alter immer noch was Neues lernen. Die Fähigkeiten zum Multitasking sind aber sehr beschränkt. Wenn wir mehrere Dinge zu tun haben, neigen wir leicht dazu etwas zu vergessen.

4. Klar Schiff machen, wenn der Feierabend naht:

Verbringe jeden Abend zehn Minuten damit, deinen Schreibtisch aufzuräumen und klar Schiff zu machen. Räume leere Kaffeetassen weg, wirf Müll weg, lege nicht benötigte Gegenstände zurück an ihren Platz. Versuche, deinen Arbeitsplatz Abends nicht unordentlicher zu hinterlassen, als du ihn morgens vorgefunden hast. Damit herrscht noch keine perfekte Ordnung, aber du erreichst wenigstens einen stabilen Zustand. Du vermeidest auf diese Weise auch, dass du von Vorgesetzten und Kollegen für einen Chaoten gehalten wird, der sich nicht im Griff hat.

5. Mach es zur Gewohnheit:

Aufräumen ist eine schöne Sache. Es ist aber kein einmaliger Akt. Wenn du einmal deinen Arbeitsplatz aufgeräumt hast, wird es maximal ein bis zwei Tage dauern, bis alles wieder genau so aussieht wie vorher. Damit dein Schreibtisch einigermaßen aufgeräumt bleibt, musst du lernen, das Aufräumen als ständigen Prozess zu begreifen, den du ständig nebenher abspulst. Es muss zur Gewohnheit werden, alles immer an seinen Platz zurückzulegen, Überflüssiges wegzuwerfen, Aufgaben zu notieren usw.

Erst, wenn das Aufräumen zu einer fest einprogrammierten Gewohnheit geworden ist, wird es dir endlich so leicht von der Hand gehen, dass es dich keine Anstrengung mehr kostet.

Herzlichst
Anne

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