Hochfunktional – Wenn du so gut funktionierst, dass du dich selbst vergisst

Hochfunktional – Wenn du so gut funktionierst, dass du dich selbst vergisst
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Es gibt Menschen, die scheinbar mühelos durch das Leben gehen. Sie meistern ihre Aufgaben mit Bravour, sind verlässlich, leistungsstark und erfüllen die Erwartungen ihrer Umwelt fast perfekt. Sie sind hochfunktional. Doch genau hier liegt die Herausforderung: Wer bist du, wenn du nicht funktionierst?

Hochfunktionalität – eine besondere Kompetenz

Der Begriff „hochfunktional“ ist bekannt aus dem Kontext des Autismus-Spektrums. Hochfunktionale Autist:innen sind so gut darin, sich anzupassen und gesellschaftlichen Erwartungen gerecht zu werden, dass ihr Autismus oft unbemerkt bleibt. Sie haben Mechanismen entwickelt, um sich in einer Welt zurechtzufinden, die nicht für ihre Art des Denkens gemacht ist – und sie nutzen ihre Stärken, um ihren eigenen Weg zu gestalten.

Doch Hochfunktionalität gibt es auch außerhalb des Autismus-Spektrums. Hochbegabte Frauen (und natürlich auch Männer) können ebenso hochfunktional sein. Sie übernehmen Verantwortung, arbeiten effizient, sind immer da, wenn man sie braucht, lösen Probleme und passen sich an. Sie funktionieren – oft mit großer Leichtigkeit.

Doch wenn das Gegengewicht fehlt, wenn das Loslassen und die Zeiten des Nicht-Funktionierens keinen Platz haben, kann sich das Funktionieren in eine Einbahnstraße verwandeln.

Die Balance zwischen Leistung und Sein

Hochfunktionale Menschen sind oft Perfektionist:innen. Sie streben danach, alles richtig zu machen und Erwartungen zu erfüllen. Doch in diesem dauerhaften Funktionieren geschieht etwas Entscheidendes: Sie vergessen, dass ihre Stärke nicht nur im Tun liegt, sondern auch im Sein. Wer immer nur funktioniert, verliert den Kontakt zu dem, was ihn oder sie wirklich ausmacht.

Ein hochfunktionaler Mensch hört selten auf, sich zu fragen: Was will ich? Stattdessen lautet die innere Stimme: Was wird von mir erwartet? Die Umgebung ist zufrieden, alles läuft – doch was geschieht, wenn es plötzlich nicht mehr läuft? Wenn das Tempo nicht mehr gehalten werden kann? Dann wird deutlich, wie wichtig die Fähigkeit ist, sich selbst auch in Zeiten des Innehaltens zu spüren.

Hochfunktionalität ist eine Kernkompetenz – mit Gegengewicht

 Viele hochfunktionale Menschen gelangen irgendwann an einen Punkt, an dem sie merken, dass ihre Strategie nicht mehr ausreicht. Sie haben alles „richtig“ gemacht – und doch fehlt etwas. Vielleicht sind sie erfolgreich im Job, haben eine Familie, ein geordnetes Leben. Doch tief in ihnen brennt eine Frage: Wer bin ich, wenn ich nicht funktioniere?

Hier liegt die eigentliche Kunst: Hochfunktionalität ist eine wertvolle Kompetenz, solange sie in Balance bleibt. Funktionieren ist kein Selbstzweck, sondern ein Werkzeug, das uns ermöglicht, unsere Fähigkeiten zu nutzen. Aber dieses Werkzeug braucht ein Gegengewicht: Zeiten des Nicht-Funktionierens, Momente der Muße, Raum für Stille und Selbstreflexion.

Der Weg zu einer neuen Balance

Der erste Schritt ist, sich selbst zu erlauben, nicht zu funktionieren. Dir bewusst Zeit zu nehmen, um zu spüren: Was bewegt mich? Was erfüllt mich – unabhängig von äußeren Erwartungen?

Das bedeutet nicht, plötzlich alle Verantwortung abzugeben oder das Leben radikal umzukrempeln. Es bedeutet, Raum für dich zu schaffen. Für deine Gedanken, deine Wünsche, deine Grenzen.

Hochfunktionalität ist eine Gabe, aber sie ist nicht alles. Wahre innere Stärke zeigt sich nicht nur im Können, sondern auch im Sein. Und wenn du dir erlaubst, beides in dein Leben zu integrieren, entsteht eine Balance, die dich wirklich trägt.

Sonnige Grüße

Anne

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