Ablehnungsresilienz statt Unverwundbarkeit

Ablehnungsresilienz statt Unverwundbarkeit
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Durch nichts zu erschüttern, souverän und immer stark – unsere leistungsorientierte Welt verlangt uns ein hohes Maß an Stärke ab. Funktional und stabil sei der Mensch! Stets bereit, Bäume auszureißen und Rückschläge lächelnd wegzustecken. Fest anpacken, Chancen ergreifen – für Zaghafte ist kein Platz! Ablehnungsresilienz ist etwas anderes. 

Halten uns diese Prämissen gesund? 

Werden wir auf diese Art wirklich zu vollständigen, reifen und lebenserfahrenen Individuen? Gibt es nicht auch noch andere Eigenschaften, die uns ausmachen? Oder kurz gesagt: warum es sich zwischendurch trotzdem lohnt, die verletzliche Seite zu zeigen und ein wenig Angst zu haben.

Wovor haben wir eigentlich Angst?

Uns Menschen prägt eine fundamentale Angst vor Ablehnung. Das genetische Erbe aus der Steinzeit hat uns zu sozialen Wesen gemacht. Bedrohungen durch wilde Tiere, Naturkatastrophen oder Nahrungsmangel konnte damals nur mit eisernem Zusammenhalt wirkungsvoll begegnet werden. Solidarität und Schwarmintelligenz machten uns wehrhaft und sicherten unser Überleben. 

Der Ausschluss aus der Gruppe bedeutete für den Menschen in der Steinzeit meist den Tod. Wie tief diese Ängste auch in einer individualisierten Gesellschaft noch in uns sitzen und was Ausgrenzung psychisch in uns anrichtet, weiß man spätestens seit der Kenntnis über bisweilen verheerende Mobbingfolgen.

Anderen Menschen die Möglichkeit einzuräumen, uns abzulehnen, macht uns in solchen Momenten sehr verletzlich. Dem Gegenüber wird mit der Gelegenheit, uns sein Missfallen deutlich zu machen, Macht über unser seelisches Befinden in die Hand gedrückt. Es braucht eine Menge Vertrauen in sich selbst, um jederzeit sicher sein zu können, aus dieser Situation ohne Minderwertigkeitsgefühl wieder herauszukommen.

Was dir nicht weiterhilft

Der saloppe Rat, die Ablehnung „nicht persönlich zu nehmen“, ist einfacher ausgesprochen als verinnerlicht oder gar umgesetzt. Ablehnung trifft uns aus bereits genannten Gründen zu stark, um sie einfach abschütteln zu können. Eher flüchten wir uns in Vermeidungsverhalten.

Bis zu einem gewissen Grad ist dieses sogar nützlich. Für den sozialen Frieden und den Zusammenhalt ist es unerlässlich, dass sich der Großteil der Menschen auch ohne Angst vor unmittelbarer Strafe an Regeln hält. Der Wunsch nach Nicht-Ablehnung bildet den gesellschaftlichen Kitt, der für einen vernünftigen Grad an Konformismus sorgt und auf diese Art Sicherheit und Stabilität bietet.

Problematisch wird der Wunsch nach Anerkennung aber dann, wenn unsere Wünsche, Ziele und Träume hinter der Angst vor Ablehnung zurückbleiben; wenn wir Risiken scheuen, wenn wir uns nicht trauen, etwas zu verändern, weil es uns wichtiger ist, von allen geliebt zu werden. Etwas Neues zu wagen und aus der Komfortzone zu treten ist jedoch der Motor, der uns und die Menschheit voranbringt.

Daher ist es wichtig, die Angst vor dem „Nein“ zu hinterfragen und zu überwinden.

Wie wirst du nun die Angst vor Ablehnung los: Durch Ablehnungsresilienz

Ganz verschwinden wird die Angst nicht, schließlich ist der Mensch bei allem Individualismus ein soziales Lebewesen. Aber es gibt Möglichkeiten, der Angst den Stachel zu nehmen und zu lernen, dass die Welt bei einem „Nein“ nicht untergeht.

Der chinesische Autor Jia Jiang z.B. wagte ein großes Experiment. Hundert Tage lang konzentrierte es sich auf das regelrechte Sammeln von Ablehnungen. Er fragte Wildfremde, ob er auf deren Rasen Fußball spielen dürfte, er verbrachte bei Starbucks immer wieder mehrere Minuten am Boden liegend – kurzum, er tat alles, um mit seinem Verhalten (im legalen Rahmen!) Ablehnung zu generieren. Und er erreichte damit schließlich einen Abhärtungseffekt. 

Je öfter er Ablehnung erlebte, desto erträglicher wurde diese; seine Psyche war irgendwann im Laufe des Experiments zu der Erkenntnis gelangt, dass es in einer stark individualisierten Gesellschaft wie der unseren keinen Grund mehr gibt, permanent von allen Menschen anerkannt und akzeptiert zu werden; schon gar nicht von solchen, die man nicht kennt und denen man kaum je wieder begegnet.

Heute sind unzählige originelle Verhaltensanregungen im Umlauf, um mit einer Art Konfrontationsmethode das eigene Selbstvertrauen zu stärken. Im Hochsommer durch die Fußgängerzone marschieren und dabei laut Weihnachtslieder singen, mit einer Banane an der Leine spazieren gehen; was auch immer (im Rahmen der Gesetze und guten Sitten!) 

Befremden auslösen könnte, ist dazu geeignet, Gewöhnungseffekte beim Erlernen der Ablehnungsresilienz zu generieren. Mit der Zeit verliert der Gedanke, nicht immer beliebt und anerkannt zu sein, tatsächlich seinen Schrecken.

Was dir Ablehnungsresilienz bringen wird?

Konkret kannst das nur du selbst wissen, aber in jedem Fall bringt es dich der Realisierung deiner Träume ein Stück näher.

Überlege kurz, wie viele dir bekannte Menschen in ungeliebten Jobs oder unglücklichen Beziehungen richtiggehend festsitzen! Oder wie viele Menschen du schon kennengelernt hast, die „einmal ein Buch schreiben“ wollen ohne dies jemals zu realisieren. Oder die sich selbst als „zu schüchtern“ bezeichnen, um einen attraktiven Menschen anzusprechen.

  • Vielleicht erkennst du sogar den einen oder anderen Aspekt in dir selbst wieder.
  • Teure Selbsthilfeseminare sind meist nicht nötig, um die Wurzel der eigenen Schüchternheit, der Risikoscheue oder des übergroßen Harmoniebedürfnisses zu entdecken und zu modifizieren.
  • Wenn du erkannt hast, dass hinter all diesen Blockaden die natürliche Angst vor Ablehnung schlummert, dann kannst du dieser auch wirkungsvoll begegnen.
  • Geh bewusst in eine wie oben beschriebene Situation!
  • Du hast den Vorteil, dass du von einer Ablehnungsreaktion nicht überrascht oder überrumpelt sein wirst

 

Ablehnungsresilienz kannst du veredeln

Wenn du die erwartete Ablehnung erfahren hast, dann trau dich ruhig nachzufragen, warum dein Anliegen verneint wurde.

Wer dich auf seinem Rasen nicht Fußball spielen lässt, hat selbigen vielleicht gerade neu bepflanzt; eine begründete Ablehnung ist meist leichter zu verdauen als eine (scheinbar) „sinnlose“.

Was du mit Ablehnungsresilienz anfangen kannst

Sobald du die Angst vor Verletzungen verringert und das Selbstvertrauen gewonnen hast, das du für dein Leben und deine Projekte brauchst, wirst du merken, dass sich viele Dinge zum Positiven verändern.

Allein die zahlreichen Fragen, die du den Menschen auf der Suche nach Ablehnung stellen wirst, können ungeahnte positive Effekte haben. Mag sein, dass dich jemand nicht auf seinem Rasen Fußball spielen lässt, aber vielleicht ergibt sich auf diese Weise ein Gespräch, das in einer Einladung zum Fußball spielen in einem Club endet.

Oder du hast Spaß, weil sich beim „Weihnachtssingen“ im Sommer jemand dazugesellt und mitsingt.

Was du vielleicht auch kaum zu denken wagtest – möglicherweise gehst du doch noch zum Chefbüro und sprichst über eine Gehaltserhöhung oder lernst deinen Lebensmenschen kennen, weil du dich doch getraut hast, jemanden an einem öffentlichen Ort anzusprechen.

Wie du siehst, ist das Leben voller Möglichkeiten – und um die wär’s doch schade, wenn man nicht zwischendurch das Risiko einginge, Farbe zu bekennen und offen und ehrlich zu sagen: „Ich würde das jetzt gerne verwirklichen!“; nicht verwirklicht hast du es nämlich bereits.

Herzlichst
Anne

PS:

Resilienz ist eine Grundvoraussetzung für ein eine hohe Lebensqualität als hochsensibler, hochsensitive und viel begabter Mensch. Resilienz kann erworben werden. Lies hier mehr dazu.

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