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Anne Heintze
Harald Heintze
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Was macht introvertierte Menschen so wunderbar?
Ist deine Introvertierheit angeboren oder erlernt?
Es ist eine spannende Frage: Wird Introvertiertheit über die Gene weitergegeben oder wird dieses Verhalten während der Sozialisationsphase erlernt? Studien zufolge sind die Verhaltensmuster Introversion und Extroversion angeboren.
Beobachtungen an eineiigen Zwillingen, die getrennt voneinander aufgewachsen sind, haben gezeigt, dass trotz unterschiedlicher Umgebung und Erziehung ein ähnliches Verhaltensmuster zu erkennen ist. Die Untersuchungen deuten darauf hin, dass Introvertiertheit in den Genen verankert ist. Die Schlussfolgerung wurde noch untermauert, da zweieiige Zwillinge, die zusammen aufwuchsen, weniger häufig gleiche Merkmale bezüglich der Introversion aufwiesen. Die Erziehung scheint also keine so entscheidende Rolle zu spielen. Allerdings tragen die Erfahrungen in der Kindheit zur Stärke der Introversion bei und können nicht vollständig vernachlässigt werden.
Können Intros zu Extros werden?
Manchmal kommen Menschen zu mir ins Coaching und bitten um eine »Therapie gegen Introversion«. Da dieses Persönlichkeitsmerkmal jedoch angeboren ist, kann kein grundlegender Wechsel in Richtung Extrovertiertheit erfolgen. Und wozu auch? Ein leiser Mensch zu sein hat viele Vorzüge, es bereichert die Welt.
Wenn du allerdings unter manchen deiner Verhaltensmuster leidest, dann solltest du dich aufmachen, die Stärken deiner Introvertiertheit zu entdecken und dich zu dem Menschen zu entwickeln, der als Potenzial in dir schlummert. Auch ich habe gelernt, locker mit Lebenssituationen und Anforderungen umzugehen, die Extrovertiertheit verlangen. Und ich weiß aus der Coachingerfahrung: Du kannst das auch!
Obwohl die Introversion ein Leben lang relativ stabil bleibt, hast du die Möglichkeit, deine Verhaltensmuster klarer zu erkennen und sogar zu durchbrechen.
Du entscheidest selbst, ob du offen auf andere Menschen zugehen und vor größeren Personengruppen sprechen willst. Wenn du deine eigenen Stärken erkennst und dich auf sie konzentrierst, kannst du die Ausprägung der Introversion dort ändern, wo sie dich stört, und somit neue Erfahrungen sammeln. Versuch aber nicht, sie komplett wegzuwerfen.
Nicht nur, weil das gar nicht möglich wäre. Sondern weil du damit deinem Wesen nicht gerecht würdest. Du wirst dir beispiels- weise immer ausreichend Zeit für dich selbst nehmen müssen, um gesund und ausgeglichen zu bleiben. Du kannst als introvertierter Mensch aktiv und mit deiner ganzen Leidenschaft am sozialen Leben teilnehmen und zugleich benötigst du relativ viel Zeit für dich allein, um neue Kraft zu tanken und frische Ideen zu kreieren.
Entweder intro oder extro? Nein, das stimmt so nicht.
Ich habe gelernt, zum extrovertierten Sein zu switchen, solange es nur kurzfristig ist und ich mich dann wieder zurückziehen kann. Genau genommen haben die meisten Menschen sowohl Eigenschaften von Intros als auch von Extros. Die Ausprägung ist jedoch unterschiedlich, sodass einige eben als Introvertierte und andere als Extrovertierte gelten. Du kannst dir dies als eine Skala vorstellen, wobei die Unterteilung nach dem Energiegewinn erfolgt.
Am einen Ende der Skala wird die Kraft aus dem Inneren bezogen – dort sind die stark Introvertierten zu Hause. Am anderen Ende erfolgt der Kraftgewinn von außen – hier haben die stark Extrovertierten ihren Platz.
Deine Heimat auf dieser Skala ist nicht unverrückbar, du kannst sie ebenso verlagern lernen, wie ich es getan habe. Schon C. G. Jung beschrieb, wie jeder in einem gewissen Rahmen sein Verhalten anpassen kann. So kann also auch ein Intro gelegentlich eine extrovertierte Phase haben, die Stunden oder Tage anhält. Dies ist beispielsweise in beruflichen Situationen oftmals einfach nötig. Allerdings sollten Introvertierte dabei ihre Grenzen beachten, um sich nicht zu überfordern und somit zu schwächen. Zwar ist es für einen leisen Menschen möglich, jeden Tag mit Meetings zu verbringen oder jedes Wochenende die Nächte auf Partys durchzufeiern, doch die Energie wäre dabei schnell aufgebraucht. Ausreichend Freiräume bleiben wichtig.
Alles ist gleichwertig
Es lässt sich nicht sagen, welcher Typ besser ist. Eines ist jedoch sicher: In unserer Gesellschaft wird Extroversion als erstrebenswert angesehen und Introversion kann oft sogar zum Problem werden. Dies ist jedoch nur eine lang eingeübte Gewohnheit – und jeder Intro kann aktiv mithelfen, sie zu verändern. Dies passiert von ganz allein, wenn du zu deiner Wesensart stehst und deine Persönlichkeit zum Blühen bringst: im optimalen Betätigungsfeld und auf deine ganz eigene leise Weise.
Wie stehst du mit deinem leisen Talent im Leben?
Es kann eine wundervolle Erfahrung sein, seine Introvertiertheit zu entdecken und in all ihren Vorzügen zu leben. Was dazugehört, ist eine Portion Selbstreflexion – und dann der Mut, zu sich selbst und seinen Eigenheiten zu stehen. Nach und nach lässt sich dann der Alltag in allen Bereichen so gestalten, dass die leise Weise einfach kein Nachteil mehr ist, sondern genau das, was dich ausmacht und zu dem Besten werden lässt, das du sein kannst. Wie weit bist du auf diesem Weg bereits gegangen? Wie sehr bist du schon im Reinen mit deiner leisen Veranlagung?
Wenn du möchtest, kannst du das Thema in meinem Buch vertiefen: Auf die leise Weise – Wie Introvertierte ihre Stärken erkennen und nutzen können.
Herzlichst
Anne