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Toxische Familienstrukturen: Wie eine Heilung gelingen kann

„Toxisch“ ist auch ein anderes Wort für „giftig“. Gift ist bekanntlich unsagbar schlecht für den Organismus eines Menschen. So sind auch sogenannte toxische Beziehungen im Leben nicht förderlich für die Gesundheit. Diese können innerhalb von Freundschaften, Partnerschaften, aber auch innerhalb von Familienstrukturen auftreten. In beiden Fällen solltest du Acht auf dich selbst geben, um dich zu schützen.
Was sind toxische Strukturen?
Toxische Beziehungen zeichnen sich durch Höhen und Tiefen innerhalb des Erlebens und Verhaltens aus. Es gibt schöne, aber ebenso schlechte Momente. Vergleichbar ist die Problematik mit einer Fahrt in einer Achterbahn.
Verstärkt werden diese Momente durch emotionalen Missbrauch, Richtungswechsel und Abhängigkeiten.
Für viele Menschen ist es nicht leicht, toxische Beziehungen zu erkennen, da sie keinen Vergleich ziehen können. Gerade hinsichtlich der Familie trifft dies zu. Verhältnisse werden also als „normal“ angenommen und akzeptiert.
Wie du toxische Beziehungen erkennst
Toxische Beziehungen haben ganz bestimmte Merkmale, die die Dynamik des Verhältnisses bestimmen.
Manipulation ist ein starker Faktor für ein gestörtes Verhältnis. Dies kann in vielerlei Hinsicht passieren. Oft ist es so, dass Bezugspersonen versuchen, gewisse Informationen einzutrichtern. Vor allem dann, wenn die eigene Entscheidungsfreiheit eingeschränkt ist, kann man von Manipulation reden.
Zudem hast du Freiheiten, vor allem, was deine Privatsphäre betrifft. Klar dürfen Eltern sich ihr Aufenthaltsbestimmungsrecht zu Nutze machen. Wenn jedoch eine gesunde Beziehung mit Vertrauen besteht, sollten sie es mit der Kontrolle nicht übertreiben.
Du darfst trotzdem frei entscheiden, was du beispielsweise beruflich anstrebst oder welchen Hobbys du nachgehen möchtest. Da haben die Eltern, nur unter bestimmten Bedingungen, ein Mitspracherecht.
Außerdem hat jedes Individuum ein Recht auf eine eigene Meinung. Wenn andere Familienmitglieder diese nicht akzeptieren oder gar ausreden wollen, ist dies ein Indiz für eine toxische Struktur. Das kann beispielsweise die Meinung zu einem geschiedenen Elternteil sein.
Wenn Bezugspersonen an ihren Ritualen festhalten wollen und keine Abweichung oder ein „anders sein“ akzeptieren wollen, kann dadurch die Entwicklung der Persönlichkeit des Kindes eingeschränkt werden.
Humor ist wichtig und auch ist es gut, wenn man mal über sich selbst lachen kann. Es gibt jedoch Grenzen und die zieht jeder für sich selbst. Sobald dir Witze über dich zu viel sind, solltest du dich bemerkbar machen. Viele toxische Menschen gehen nämlich so weit, dass sie die anderen regelrecht fertig machen oder auch mobben.
Das letzte typische Merkmal ist das Vereinnahmen von Personen, sodass diese keinen Kontakt mehr zu anderen haben können. So wird die Zeit für Anderes geplant oder es werden auch Verbote und Drohungen ausgesprochen.
Zudem wird in toxischen Strukturen wenig über Probleme geredet. Dieses Schweigen ist auch eine Art Kommunikation und führt so zu Anspannung innerhalb der Beziehung.
Fakt ist, es gibt keine Skala, an der man die Toxizität messen kann. Hör auf dein Bauchgefühl, denn das weiß am besten, wann sich etwas nicht mehr gut oder sogar falsch anfühlt!
Was ist das Besondere an toxischen Familienstrukturen?
Kinder sind durch das natürliche Verwandtschaftsverhältnis von ihren Bezugspersonen körperlich und emotional abhängig. Diese Beziehungen sind geprägt von Vertrauen und können durch toxische Verhaltensweisen der Bezugspersonen ins Wanken geraten. Schließlich haben schon Erwachsene Schwierigkeiten damit, mit toxischen Beziehungen umzugehen.
Wenn eine narzisstische Persönlichkeit zum Elternteil wird, wird diese seine Verhaltensweisen auch auf das Kind projizieren. Dadurch kann es dazu kommen, dass das Kind benutzt wird. Eigene Wünsche und Bedürfnisse, die eventuell unerfüllt geblieben sind, sollen nun beim Kind umgesetzt werden. In dieser Hinsicht soll es das „beste“ Kind der Klasse werden und darf nicht versagen. Auf der anderen Seite verspüren die Kinder den möglicherweise vorhandenen Selbsthass, der von den Eltern ausgeht. Es fallen Worte, wie z.B.: „Du kannst überhaupt nichts! „Du hast keinen Wert!“. Es herrscht eine Ambivalenz zwischen Erwartung und Abwertung. So sind die eigenen Wünsche, Bedürfnisse und Fähigkeiten der Kinder egal und werden dementsprechend missachtet oder gar belächelt. Das führt dazu, dass die Kinder ihre Bezugspersonen nicht einschätzen können und so die Beziehung brüchig wird.
Was sind die Folgen von toxischen Strukturen?
Gekennzeichnet durch emotionale Instabilität können die Folgen weitreichend sein. Durch das Einschränken der eigenen Identität, kann es passieren, dass Betroffene regelrecht nach Bestätigung suchen, da er ein negatives Bild von sich selbst eingetrichtert bekommen hat. Diese abwertenden Botschaften sind immer präsent. Auch wenn nebenher die eigenen Bedürfnisse existieren. So entsteht ein Kampf zwischen Selbstbild und Bedürfnissen. Eine eigene Positionierung fällt schwer.
Die soziale Entwicklung kann massiv beeinflusst werden. Durch einerseits Überbehütung von Helikoptereltern kann sich das Kind nicht frei entfalten und so keine gefestigte Persönlichkeit entwickeln, da es eben abhängig ist. So wird es nicht lernen, eigene Lösungen für Probleme zu finden. Wenn sich die Eltern jedoch gar nicht kümmern und dadurch quasi keine Basis besteht, kann das Kind Verlustängste mit ins Erwachsenenalter nehmen.
Wenn in der Familie Probleme nicht kommuniziert werden und so kein Austausch stattfindet, kann es irgendwann dazu kommen, dass alles auf einmal hoch kommt. Das kann die Familienstruktur zerstören und auch den Betroffenen selbst vermitteln, dass Konflikte nicht ausgetragen werden müssen. Dieses Verhalten kann dann ebenso ausgeführt werden.
Wie sich Kinder schützen
Die emotionale Abhängigkeit zwischen Kind und Bezugsperson besteht seit der Geburt an. Wenn das Kind die zerstörenden, toxischen Verhaltensweisen einfach annehmen würde, würde es vermutlich ganz schnell daran zerbrechen. Wenn die Angst und das Misstrauen ständig präsent wären, müsste das Kind die Personen meiden und so würde sich der Weg versperren. Da sie aber auf die Eltern angewiesen sind, entwickeln Kinder eine passende Strategie.
Man spricht hier von Introjektion. Hierbei werden die Verhaltensweisen der anderen Personen passiv und ohne weitere Wertung aufgenommen. Diese können gegensätzlich zur eigenen Persönlichkeit sein. So entsteht ein kleines Abbild der toxischen Personen im Inneren. Da dieser innere Teil immer mit dem der toxischen Person übereinstimmt, kann das Kind weiter mit dieser zusammenleben. So werden diese negativen Botschaften von dem eigenen Ich abgespalten und weggeleitet.
Fliehen oder Heilen?
Aus toxischen Beziehungen zu entfliehen ist nie leicht. Das liegt zum größten Teil daran, dass innerhalb der toxischen Struktur Emotionen eine sehr große Rolle spielen. Die Elemente der Beziehung sind durch gemeinsame Erlebnisse, Höhen und Tiefen oder eben auch verwandtschaftliche Verhältnisse geprägt.
Noch schwieriger wird es dann, wenn eine toxische Struktur geheilt werden soll. Gerade in Familien ist die Heilung ein angestrebter Weg, da die Betroffenen voneinander abhängig sind und sich oft auch gar nicht lösen können. Es ist möglich, aber eben nur durch Zusammenhalt, Verständnis und Motivation aller Beteiligten. Nur so kann es gelingen, gemeinsam einen neuen Weg einzuschlagen.
Wie eine Heilung gelingen kann
Es gibt natürlich kein Erfolgsversprechen. Der Prozess ist abhängig von den Betroffenen selbst, dem Schweregrad und dem Umfeld.
Wenn es möglich ist, dann versuche, ein Gespräch mit deinen Familienmitgliedern zu führen. Suche dir einen entspannten Abend aus, koche eventuell für sie und schaffe eine ruhige Atmosphäre. Eine andere Möglichkeit wäre es auch, ins Restaurant oder an einen anderen öffentlichen Platz zu gehen, denn dort ist die Gefahr eines Streites nicht so hoch. Was am meisten Sinn bei dir macht, weißt du am besten!
Zunächst solltest du dir bewusst machen, ob du einen inneren Anteil durch Introjektion gebildet hast. Was beinhaltet dieser Teil und was will dein bedürftiges Kind? So kannst du klarer in deinen Gedanken werden und dich besser positionieren. Nicht selten leiden Betroffene unter Traumata.
Gerade deshalb, macht es auch Sinn, sich professionelle Begleitung einzuholen. Es gibt viele Möglichkeiten, diese mit einzubeziehen.
Du entscheidest!
Deine Situation kennst du am besten und nur du weißt, welches der beste Weg ist. Ratsam ist es jedoch allemal, professionelle Hilfe mit einzubeziehen. So tust du dir – auf lange Sicht gesehen – etwas Gutes für dein Leben. Es ermöglicht dir, mit gewissen Situationen umzugehen und deine eigenen Grenzen zu setzen.
Du bist nicht allein mit deiner Situation. Es gibt viele Betroffene, nur schweigen die meisten darüber. Dadurch werden alte Wunden jedoch nicht heilen können. Der zugefügte Schmerz ist für immer präsent, aber mit einem starken Selbstvertrauen und gewachsener Persönlichkeit, lernst du den Umgang!
Ich hoffe, ich habe das Geschenk deiner Zeit verdient.
Herzlichst
Anne
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