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Autoren
Anne Heintze
Harald Heintze
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Nein sagen im Beruf: Auch für Hochsensible ist das gar nicht so schwer!
Sich von anderen Menschen und deren Ansprüchen abgrenzen zu können, bedeutet vor allem eines: Nein zu sagen. Was sich im ersten Moment so einfach anhört, ist in der Realität gar nicht so leicht, schon garnicht für hochsensible Menschen im Job. Vor allem im Berufsleben möchten wir auf keinen Fall als unsozial oder nicht hilfsbereit gelten. Da ist es doch viel bequemer, den netten Kollegen sowie Vorgesetzten zu helfen und stets zuvorkommend zu reagieren.
Das ist auch vollkommen in Ordnung.
Wenn es dir allerdings schwerfällt, deinen Mitmenschen klare Grenzen aufzuzeigen, kannst du dich im schlimmsten Fall selbst schädigen. Dabei ist es gerade im beruflichen Umfeld so wichtig, sich zumindest gelegentlich zu verweigern. Mit der Karriere ist es in diesem Fall nämlich ein wenig wie mit der Liebe: Wer sich rar macht, wird automatisch als wertvoller angesehen. Hier erfährst du, wie das Nein sagen auch mit Hochsensibilität zukünftig leichter funktioniert.
Gefälligkeiten sind nur selten gut
Generell ist es überhaupt nicht verwunderlich, dass uns das Nein sagen im Beruf so schwerfällt. Gerade in der heutigen Zeit, wo Arbeitnehmer allzeit zu allem bereit sein müssen, wird man ansonsten schnell als faul abgestempelt. Aber Vorsicht! Tappe nicht aus Angst vor einem schlechten Ruf in eine Gefälligkeitsfalle, in die hochsensible Mitarbeiter leichter geraten als normalsensible Zeitgenossen. Wenn du immer wieder Gefälligkeiten nachkommst, um nur nicht negativ aufzufallen, kennst du diese Gefälligkeitsfalle.
Wer möchte schon den Ruf haben, unkollegial oder gar inkompetent zu sein?
Und das in einer Zeit, in welcher Teamgeist als einer der wichtigsten Soft Skills überhaupt bezeichnet wird. Aus diesem Effekt heraus entwickelt sich schließlich die Angst davor, Nein zu sagen. Doch das Abgrenzen ist mindestens so wichtig wie das soziale Engagement unter Kollegen. Wer niemals Nein sagen kann, der wird von Seiten des Teams nicht selten als nicht durchsetzungsfähig und abhängig von der Meinung anderer angesehen. Zudem überlastest du dich permanent selbst, indem du es stets allen recht machen möchtest. Schon entsteht Druck und damit Stress, was einem hochsensiblen Menschen besonders schlecht bekommt.
Fall nicht auf diese Tricks herein
Es gibt ganz bestimmte Verhaltensweisen, die Hochsensible zum Ja-Sagen verleiten. Vor allem Appelle an unsere Hilfsbereitschaft werden eingesetzt, um uns zu den eigenen Gunsten auszunutzen. Vielleicht kennst du das selbst aus deinem Umfeld: Zuerst wirst du mit Komplimenten und Nettigkeiten überhäuft. Anschließend fordert die betreffende Person diverse Gefälligkeiten, die mit der Zeit immer mehr zu einer Gewohnheit ausarten. Soweit solltest du es nicht kommen lassen. Indem du erkennst, warum es dir so schwerfällt, Nein zu sagen, packst du das Problem bei der Wurzel.
Geht es dir vielleicht um Anerkennung?
Bist du generell das, was man als „harmoniebedürftig oder gar harmoniesüchtig“ bezeichnen würde? Wenn du mal wieder in die Situation kommst, in der du dich zwischen Abgrenzung und einem „kollegialen Gefallen“ entscheiden musst, dann höre tief in dich hinein: Warum fällt es dir gerade in dem Moment so schwer, Nein zu sagen? Möglicherweise kannst du dir diese Frage recht schnell selbst beantworten. Wirst du erpresst, umgarnt oder anderweitig manipuliert, erkennst du spätestens jetzt, dass es an der Zeit zum Nein-Sagen ist.
Ursachen für die Angst vor dem Nein
Wie so oft hat auch das Problem mit dem Abgrenzen psychologische Gründe. In erster Linie möchten die meisten Menschen zu einer Gruppe dazugehören und tun alles dafür, um gut anzukommen.
Die Angst vor der Ausgrenzung treibt uns nicht selten zu Gefälligkeiten, welche uns selbst schaden. Doch es gibt auch noch weitaus mehr Gründe, weshalb jemand nicht Nein sagen kann. Vielleicht gefällt es dir ja insgeheim, dass dich jemand um Hilfe bittet? Dieser Gedanke ist verständlich, denn es gibt den meisten sensiblen Menschen ein gutes Gefühl, wenn sie gebraucht werden. Man fühlt sich aufgewertet, indem man sich ein wenig wie der Retter in der Not fühlen darf.
Der Wunsch danach, ständig von anderen gebraucht zu werden, wird auch gerne als „Helfersyndrom“ bezeichnet. Allerdings löst dieses Syndrom allerdings mehr Stress aus, als dass es tatsächlich hilft. Manche hochsensible Menschen lassen sich gar so stark von anderen, vermeintlich Hilfsbedürftigen vereinnahmen, dass sie sich bis ins gefürchtete Burnout treiben lassen.
Auch die Angst vor einer Ablehnung spielt eine Rolle, wenn du nicht Nein sagen kannst.
Vielleicht sehen deine Kollegen dich ja als Egoist, statt als hilfsbereiten Freund, wenn du dies oder jenes nicht für sie erledigst? Infolge dessen könnte es passieren, dass sie dich nicht mehr mögen und den Kontakt mit dir meiden. Du siehst: Auch an dieser Stelle sprechen wir wieder vor der Angst, nicht dazuzugehören.
Sind Schuldgefühle überhaupt angebracht? Eine nette Bitte von einem Kollegen auszuschlagen, ist doch total egoistisch. Oder etwa doch nicht? Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. Stattdessen ist sie immer situationsabhängig. Jeder Mensch muss selbst entscheiden, wo die eigenen Grenzen liegen. Dieses Recht steht jeder Person zu und damit auch dir selbst. Wenn andere das Einfordern dieser Grenzen als Egoismus sehen, so ist das deren Problem. Vor allem dann, wenn dein Motiv keinen egoistischen Hintergrund hat, ist das Nein-Sagen also vollkommen okay und alles andere als unsozial. In erster Linie dient die Abgrenzung gegenüber den Forderungen Dritter als Selbstschutz. Wer soll denn auf deine Belange achten; deine noch vorhandene Energie einschätzen können – wenn nicht du selbst? Falls jemand sich zu sehr auf die Belange anderer Menschen konzentriert, dann brennt er früher oder später aus. Spätestens dann hat niemand mehr etwas von der oft gepriesenen selbstlosen Hilfsbereitschaft. Ist erst einmal die Luft raus, so benötigt die Regeneration ihre Zeit. Und in diesem Zeitraum kannst du niemandem mehr helfen; am wenigsten dir selbst.
Ein weiterer Grund gegen aufkommende Schuldgefühle:
Wer zu schnell Ja sagt, der kann sich auch einmal für eine falsche Sache entscheiden. Deshalb ist es immer angebracht, sich eine Bitte erst einmal durch den Kopf gehen zu lassen, bevor Hilfe zugesichert wird. Stehst du nicht selbst zu hundert Prozent hinter einer Sache, dann solltest du dich auch nicht daran beteiligen. Alles andere wäre nicht effizient und zudem vollkommen unproduktiv.
Auch als Coach musst du dich gut abgrenzen können!
So grenzt du dich effektiv ab
Selbst wenn du dir vornimmst, ab sofort öfter Nein zu sagen, ist das nicht so einfach. In erster Linie ist ein gesundes Selbstwertgefühl ausschlaggebend, um sich die Abgrenzung zuzutrauen. Wer also sein eigenes Selbstbewusstsein stärkt, der mindert auch das Risiko, ausgenutzt zu werden. Wenn du dich selbst genau so magst, wie du bist, dann kannst du auch besser mit der Enttäuschung anderer umgehen.
Natürlich kann dein Umfeld erst einmal beleidigt oder enttäuscht sein, wenn du ab sofort ganz anders reagierst, als man das von dir gewohnt ist. Aber keine Angst – deine Kollegen und Vorgesetzten werden sich schnell daran gewöhnen. Denk immer daran: Wer Nein sagen kann, der zeigt innere Stärke und verdient sich damit auch den Respekt der anderen.
Am besten funktioniert das Nein-Sagen, indem du deinem Gegenüber eine Alternative anbietest.
Das funktioniert zum Beispiel, indem du einen anderen Helfer oder zumindest einen späteren Zeitpunkt vorschlägst. Zudem werden deine Kollegen die Ablehnung eher verstehen, wenn du deine Absage begründest. Ein Grund könnte zum Beispiel sein, dass du nicht qualifiziert für bestimmte Aufgaben bist.
Natürlich darf es sich bei dieser Begründung nicht um eine plumpe und vor allem unwahre Aussage handeln. Eine weitere Möglichkeit: Begründe deinen Standpunkt überdeutlich! Indem du klar machst, dass du gewisse Dinge nicht mit deinem Gewissen vereinbaren kannst oder dich bei einer Sache unwohl fühlst, wirkst du letztlich jedoch überzeugender.
Sonderfall: Nein sagen zum Chef
Dem Chef eine Bitte abzuschlagen, ist eine besonders heikle Angelegenheit. Vor allem dann, wenn die Sorge um eine mögliche Kündigung besteht oder der Chef dir das Arbeitsleben anderweitig schwermachen kann, ist die Angst groß. Aus diesem Grund ist ein strategisches Vorgehen in Sachen Kommunikation an dieser Stelle essenziell. Gehe subtil vor, indem du dir bereits im Vorfeld diverse Ausweichstrategien bereithältst.
Vorbereitung ist bei der Kommunikation mit Vorgesetzten wesentlich sinnvoller als zu viel Spontanität. Am besten ist es, wenn du zu jeder Frage bereits die passende Antwort vorbereitest. Natürlich kann dich dein Chef trotzdem eiskalt überraschen – aber so fühlst du dich sicherer und du wirkst redegewandter. Du solltest deine Antworten gegenüber dem Chef stets mit einem „Ja, aber …“ einleiten als mit einem radikalen „Nein“.
Auf diese Weise signalisierst du, dass du grundsätzlich die Meinung des Vorgesetzten akzeptierst.
So verhinderst du, dass dein Gegenüber von vornherein ablehnend reagiert. Schließlich soll dein Chef nicht meinen, dass du seine Autorität untergraben möchtest. Das signalisierst du auch, indem du deinen Vorgesetzten stets ausreden lässt und ihm aufmerksam zuhörst. Auf keinen Fall sollte der Chef mitten in einem Satz unterbrochen werden – und sei dieser auch so lang. Die Geduld zahlt sich aus, denn anschließend wird dein Vorgesetzter auch dir eher zuhören. Zeige bei deinem anschließenden Einwand immer, dass du bereit zu Kompromissen bist.
Das funktioniert zum Beispiel, indem du Alternativen anbietest, die für beide Seiten akzeptabel sind. Verdeutliche außerdem mögliche negative Folgen des von dir verlangten Handelns. Indem du deinen Chef um Mithilfe bittest, kannst du ihn zudem auf emotionaler Ebene erreichen, was deine Chancen auf Verständnis von Seiten des Gegenübers erhöht. Wenn deine Bitte begründet und im Sinne der Firma ist, wird dein Chef dir zuhören und auf dich eingehen.
Herzlichst
Anne