Mythos Hochsensibilität: Realität oder Hype? Der Streit um die Feinfühligkeit

Hochsensibilität: Mythos oder Realität? Der Streit um die Feinfühligkeit
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Der Mythos Hochsensibilität. Immer wieder wird darüber diskutiert. Es ist Begriff, der seit den 1990er Jahren immer wieder auftaucht und für hitzige Diskussionen sorgt. Doch was steckt wirklich dahinter?

Immer wieder wird mir die Frage gestellt: Gibt es hochsensible Menschen wirklich, oder handelt es sich um eine Modeerscheinung?

Die Diskussion um den Mythos Hochsensibilität

Kritische Stimmen:

Einige Wissenschaftler und Psychologen zweifeln an der Existenz von Hochsensibilität als eigenständiges Persönlichkeitsmerkmal. Sie argumentieren, dass es keine ausreichenden wissenschaftlichen Beweise gibt und sehen Hochsensibilität eher als Teil eines Spektrums normaler menschlicher Empfindlichkeit, beeinflusst durch genetische und umweltbedingte Faktoren. Diese Skeptiker warnen davor, normale Variationen menschlicher Empfindlichkeit zu pathologisieren und als besondere Kategorie abzutrennen.

Pro-Hochsensibilität:

Befürworter wie Elaine Aron, die den Begriff prägte, behaupten, dass hochsensible Menschen aufgrund ihrer Feinfühligkeit besonders empathisch und kreativ sind. Studien zeigten, dass ihr Nervensystem empfindlicher auf sensorische Reize reagiert, was sowohl Vor- als auch Nachteile mit sich bringt. Hochsensible Menschen können in stimulierenden Umgebungen schneller überfordert sein, haben jedoch auch ein reichhaltigeres inneres Leben und eine tiefere Wahrnehmung.

Wissenschaftliche Perspektiven und Studien

Eine der bedeutendsten Untersuchungen stammt von Aron und Aron (1997), die die sensorische Verarbeitungssensitivität als einen wichtigen Aspekt der Hochsensibilität beschreiben. Diese Forschung zeigt, dass hochsensible Menschen eine stärkere Reaktion auf Stress haben, aber auch eine erhöhte Fähigkeit zur Empathie und emotionalen Intelligenz besitzen. Weitere Studien, wie die von Michael Pluess, einem führenden Forscher auf diesem Gebiet, heben hervor, dass Hochsensibilität eine natürliche Variation der menschlichen Empfindlichkeit ist und keine psychische Störung.

Meine Erfahrungen zum „Mythos Hochsensibilität“ 

Ich arbeite selbst seit 20 Jahren spezialisiert und fokussiert mit hochsensiblen und hochsensitiven Menschen.

Es kursieren Zahlen von Menschen mit Hochsensibilität zwischen 20 und 25 % der Bevölkerung. Diese Zahlen halte ich für wesentlich zu hoch. Meiner Erfahrung nach sind maximal 5-10 % aller Menschen hochsensibel. 

Viele andere, die sich fälschlicherweise als hochsensibel oder hochsensitiv einschätzen, sind entweder betroffen von einer posttraumatischen Belastungsstörung, nahe einem Burnout oder im Burnout, oder sie leiden unter Mobbing, Depressionen oder sozialen Anpassungsstörungen. 

Diese Lebensumstände sind nicht mit einer angeborenen Hochsensibilität zu vergleichen, sie ähneln ihr jedoch und man könnte sie auch als „erworbene Hochsensibilität“ bezeichnen. Jedoch würde das, was als Belastung verstanden wird, sehr schnell wieder verschwinden, wenn die Ursache kompetent therapeutisch behandelt wird. 

All das hat mit Hochsensibilität, der Hochbegabung der Sinne, nichts zu tun.

Hochsensibilität ist ein Persönlichkeitsmerkmal, so wie eine außergewöhnliche Körpergröße. Auf beides können wir unser Leben einstellen und ausrichten, sodass wir ganz ohne Beeinträchtigung mit diesen besonderen Merkmalen umgehen können.

Die Gefahr liegt darin, dass viele Menschen nicht in eine erforderliche Therapie bekommen können, solange sie sich selbst für hochsensibel halten und die wahren Ursachen ihrer Überempfindlichkeit nicht kennen

Aber selbst wenn die Berichterstattung über den „Mythos Hochsensibilität“ tendenziell oft falsch ist oder Missverständnisse schürt, halte ich es für sinnvoll und hilfreich, dass noch wesentlich mehr Aufklärungsarbeit geleistet wird, um das Bewusstsein für diese besonderen Menschen zu erhöhen.

Denn viele hochsensible Menschen berichten von Herausforderungen im Alltag, wie Schwierigkeiten in sozialen Interaktionen oder Überforderung in stark stimulierenden Umgebungen. 

Fachlich kompetentes Coaching kann dabei helfen, besser mit diesen Herausforderungen umzugehen und die positiven Aspekte der Hochsensibilität zu nutzen.

Praktische Tipps für Hochsensible:

  • Selbstfürsorge
    mit regelmäßigen Pausen und Rückzugsorten
  • Grenzen setzen
    Lerne „Nein“ zu sagen und Überforderung zu vermeiden.
  • Achtsamkeit
    um im Moment zu bleiben
  • Meditations- und Atemübungen
    um Stress abzubauen.
  • Informiere dich umfassend:
    Mehr über Hochsensibilität und Hochsensitivität.

 

Die Debatte um den Mythos Hochsensibilität bleibt hitzig.

Während einige die wissenschaftliche Grundlage und genaue Definition infrage stellen, betonen andere die realen Herausforderungen und Stärken hochsensibler Menschen. 

Unabhängig von der wissenschaftlichen Diskussion ist es entscheidend, die individuellen Bedürfnisse und Erfahrungen hochsensibler Menschen zu respektieren und ihnen Werkzeuge an die Hand zu geben, um ihr volles Potenzial zu entfalten.

Weiterführende Literatur von mir

  1. Heintze, A. (2013). Außergewöhnlich normal: Hochsensibilität und Hochsensitivität verstehen und nutzen. Ariston Verlag.
  2. Heintze, A. (2018). Ich spüre was, was du nicht spürst: Mit Hochsensibilität und Intuition den Alltag meistern. GU Verlag.
  3. Heintze, A. (2020). Hochsensibel im Beruf: Wie Sie Ihre besonderen Fähigkeiten erfolgreich einsetzen. MVG Verlag.
 

Wenn du persönliche Unterstützung brauchst

Manchmal kommt man allein nicht weiter und sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Dann ist es sehr hilfreich, einen Blick von außen zu nutzen, um eine Bestandsaufnahme der persönlichen Situation zu machen. Hierfür steht dir mein Blitzcoaching zur Verfügung. Für dringende Angelegenheiten habe ich oft auch kurzfristig freie Termine.

Herzlichst,
Anne

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