Themen
Hochsensibilität & Hochsensitivität
Hochbegabung bei Erwachsenen
Vielbegabung & Scannerpersönlichkeit
Hochbewusstsein & Spiritualität
Asperger Autismus
ADHS & ADS bei Erwachsenen
Beruf & Karriere
Empathie, Gefühle & Emotionen
Liebe & Partnerschaft
Unter uns (Männern)
Essentials: Neurodivergenz
Coachingpraxis
Coaching-Ausbildung
Autoren
Anne Heintze
Harald Heintze
HOCHiX Community...
Der einzige Ort, an dem Neurodivergenz nicht erklärt werden muss – hier wird sie gefeiert, verstanden und zur Quelle deiner größten Stärke gemacht. Für alle Menschen, die anders besonders sind.
Hochsensibilität in verschiedenen Lebensphasen: Ernährung, die sich anpasst
Dein hochsensibles Nervensystem verändert sich mit jeder Lebensphase und damit auch deine Ernährungsbedürfnisse. Was in der Pubertät energetisiert, kann in der Schwangerschaft überfordern. Was in ruhigen Zeiten nährt, kann bei Stress belasten. Von der Kindheit bis ins Alter durchläuft dein Körper hormonelle, neurologische und emotionale Wandlungen, die eine flexible Anpassung der Ernährung erfordern.
Die Grundlagen: Warum sich Ernährungsbedürfnisse wandeln
Dein hochsensibles System ist kein statisches Gebilde, sondern ein lebendiges Netzwerk, das sich kontinuierlich an innere und äußere Veränderungen anpasst. Diese Dynamik wird bei Hochsensiblen besonders deutlich spürbar, weil euer Nervensystem feiner auf Veränderungen reagiert und ihr körperliche Signale intensiver wahrnehmt.
Verschiedene Faktoren beeinflussen deine Ernährungsbedürfnisse im Laufe des Lebens: Hormonelle Schwankungen verändern den Stoffwechsel und die Nährstoffaufnahme. Neurologische Reifungsprozesse in der Pubertät oder Alterungsprozesse im späteren Leben wirken sich auf die Neurotransmitter-Produktion aus. Psychische Belastungen wie Studium, Berufseinstieg oder Lebenskrisen erhöhen den Nährstoffbedarf. Körperliche Veränderungen durch Schwangerschaft, Krankheit oder nachlassende Verdauungskraft erfordern angepasste Ernährungsstrategien.
Der Nährstoffbedarf von Frauen und Männern verändert sich innerhalb der verschiedenen Lebensphasen erheblich (FEMNA Health, 2025). Bei Hochsensiblen sind diese Veränderungen oft früher und deutlicher spürbar, was sowohl Herausforderung als auch Chance bedeutet: Du kannst schneller erkennen, wenn dein Körper andere Bedürfnisse entwickelt, und entsprechend reagieren.
Faktoren, die Ernährungsbedürfnisse beeinflussen:
- Hormonelle Zyklen und Lebensphasen (Pubertät, Menstruation, Schwangerschaft, Menopause)
- Neurologische Entwicklung und Alterungsprozesse
- Stresslevel und psychische Belastungen
- Körperliche Aktivität und Regenerationsbedarf
- Krankheiten, Medikamente und therapeutische Interventionen
Kindheit und Pubertät: Wenn sich alles verändert
Hochsensible Kinder haben oft sehr spezielle Ernährungsgewohnheiten, die Eltern zur Verzweiflung bringen können. Ein Kind, das sich monatelang nur von Marmeladentoast ernährt, ist keine Seltenheit. Eine Freundin aus der Grundschule hat sich viele Jahre nur, und wirklich nur, von Marmeladentoast ernährt. Nicht mal Süßigkeiten hat sie gegessen. Heute hat sie eine eigene Familie und ist gesund (Hochsensibilität und Trauma Coaching, 2021).
Diese scheinbar „schwierigen“ Essgewohnheiten haben oft einen tieferen Sinn: Hochsensible Kinder reagieren stark auf Texturen, Geschmäcker und sogar auf die „Energie“ von Lebensmitteln. Was wie Sturheit aussieht, kann der Versuch sein, das überreizte Nervensystem zu beruhigen und Kontrolle in einer überwältigenden Welt zu behalten.
Die Pubertät bringt für hochsensible Jugendliche eine doppelte Herausforderung: Die normalen hormonellen Umstellungen werden von einem ohnehin sensiblen System besonders intensiv wahrgenommen. Viele Hochsensible berichten, dass sich ihr Geschmacksspektrum mit der Pubertät erweitert. Ein Hoffnungsschimmer für verzweifelte Eltern.
In dieser Phase ist der Nährstoffbedarf besonders hoch: Der Körper wächst, das Gehirn entwickelt sich weiter, und die Sexualhormone beginnen zu wirken. Gleichzeitig können emotionale Turbulenzen zu unregelmäßigem Essen oder emotionalem Essen führen.
Besonderheiten bei hochsensiblen Kindern und Jugendlichen:
- Stark eingeschränkte Lebensmittelauswahl aufgrund sensorischer Empfindlichkeiten
- Intensive Reaktionen auf neue Geschmäcker und Texturen
- Häufige Verweigerung von Mischspeisen oder „komplizierten“ Gerichten
- Erweiterung des Geschmacksspektrums oft erst in der späten Pubertät
- Erhöhter Nährstoffbedarf bei gleichzeitig eingeschränkter Auswahl
Der weibliche Zyklus: Monatliche Ernährungsanpassung
Für hochsensible Frauen ist der Menstruationszyklus mehr als nur eine biologische Funktion, er ist ein monatlicher Wechsel der Ernährungsbedürfnisse, der intensiv spürbar wird. Mit dem Einsetzen der Menstruation benötigen Frauen regelmäßig Eisen, um den Blutverlust auszugleichen. Eine unzureichende Eisenaufnahme kann zu Müdigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten und Anämie führen (FEMNA Health, 2025).
Follikelphase (erste Zyklushälfte): In dieser Phase ist der Östrogenspiegel niedrig und steigt langsam an. Hochsensible Frauen spüren oft eine natürliche Neigung zu leichteren, frischeren Lebensmitteln. Der Stoffwechsel ist noch relativ ruhig, der Appetit oft geringer. Jetzt ist eine gute Zeit für entgiftende Lebensmittel und leichte Kost.
Eisprung (Zyklusmitte): Der Östrogenpeak kann bei hochsensiblen Frauen zu erhöhter Energie, aber auch zu Überstimulation führen. Viele berichten von intensiveren Geschmackswahrnehmungen und einem natürlichen Verlangen nach nährstoffdichten Lebensmitteln.
Lutealphase (zweite Zyklushälfte): Das steigende Progesteron verändert alles: Der Appetit steigt, besonders auf Kohlenhydrate und Süßes. Das ist nicht mangelnde Willenskraft, sondern eine biologische Anpassung. Frauen sollten in dieser Phase auf eine ausgewogene Ernährung achten, die reich an Omega-3-Fettsäuren ist, da diese entzündungshemmende Eigenschaften haben, die Menstruationsbeschwerden lindern können (FEMNA Health, 2025).
Zyklusbasierte Ernährungsanpassungen:
- Follikelphase: Leichte, entgiftende Kost, viel grünes Gemüse
- Eisprung: Nährstoffdichte Lebensmittel, hochwertige Proteine
- Lutealphase: Komplexe Kohlenhydrate, Magnesium, B-Vitamine
- Menstruation: Eisenreiche Kost, wärmende Speisen, Selbstfürsorge
Schwangerschaft und Stillzeit: Ernährung für zwei Nervensysteme
Schwangerschaft ist für hochsensible Frauen eine besonders intensive Zeit. Nicht nur der Nährstoffbedarf steigt dramatisch, auch die emotionale und sensorische Wahrnehmung verändert sich. Während der Schwangerschaft hat der weibliche Körper einen besonders hohen Bedarf an Eisen, Kalzium, Folsäure und Omega-3-Fettsäuren (FEMNA Health, 2025).
Stärker als der Energiebedarf erhöht sich während der Schwangerschaft und Stillzeit der Bedarf an Vitaminen (Vitamine der B-Gruppe – Vitamin B1, B2, B6, B12, Folat, Niacin und an den antioxidativen Vitaminen A, C, E) und Mineralstoffen (Eisen, Zink, Jod, Phosphor und Magnesium) (AGES).
Für hochsensible Schwangere kann die veränderte Geruchs- und Geschmackswahrnehmung besonders herausfordernd sein. Lebensmittel, die früher geliebt wurden, können plötzlich Übelkeit auslösen. Gleichzeitig entwickeln viele ungewöhnliche Heißhungerattacken auf bestimmte Nährstoffe, der Körper signalisiert oft sehr direkt, was er braucht.
Die Stillzeit bringt eigene Herausforderungen: Der Kalorienbedarf ist hoch, aber gleichzeitig sind viele Frauen erschöpft und haben wenig Zeit für aufwendige Mahlzeiten. Über die Muttermilch werden wichtige Nährstoffe an das Baby abgegeben und je nachdem, was die stillende Mutter zu sich nimmt, verändert sich auch der Geschmack der Muttermilch (AGES).
Besondere Herausforderungen für hochsensible Schwangere:
- Intensivere Wahrnehmung von Gerüchen und Geschmäckern
- Verstärkte Übelkeit bei bestimmten Lebensmitteln
- Emotionale Überforderung durch veränderte Körperwahrnehmung
- Sorgen um die Auswirkungen der eigenen Sensibilität auf das Kind
- Schwierigkeiten bei der Nährstoffversorgung durch eingeschränkte Verträglichkeit
Wechseljahre: Wenn sich alles neu ordnet
Die Wechseljahre sind für hochsensible Frauen oft eine Zeit der besonderen Herausforderung. Die hormonellen Veränderungen werden intensiver wahrgenommen, gleichzeitig verändert sich der Stoffwechsel grundlegend. Das Alter, in dem du in die Wechseljahre kommst, kann ein Merkmal sein, das du von deiner Mutter geerbt hast (Hello Clue, 2024).
Der sinkende Östrogenspiegel hat weitreichende Folgen: Der Stoffwechsel verlangsamt sich, die Knochendichte nimmt ab, und der Kalziumbedarf steigt. Kalzium ist für die Knochengesundheit von entscheidender Bedeutung, doch die Aufnahmebedürfnisse unterscheiden sich deutlich zwischen den Geschlechtern und Lebensphasen. Während Männer oft in jungen Jahren genügend Kalzium über ihre Ernährung aufnehmen, steigt der Bedarf bei Frauen ab der Menopause drastisch an (FEMNA Health, 2025).
Viele hochsensible Frauen berichten von einer veränderten Nahrungsmittelverträglichkeit in den Wechseljahren. Lebensmittel, die früher problemlos verdaut wurden, können plötzlich Beschwerden verursachen. Gleichzeitig kann der veränderte Hormonhaushalt zu Gewichtszunahme führen, besonders um die Körpermitte.
Die emotionalen Aspekte der Wechseljahre, Stimmungsschwankungen, Schlafstörungen, das Gefühl des Kontrollverlusts. können bei Hochsensiblen besonders ausgeprägt sein und das Essverhalten beeinflussen.
Ernährungsanpassungen in den Wechseljahren:
- Erhöhter Kalzium- und Vitamin-D-Bedarf für die Knochengesundheit
- Proteinreiche Ernährung zum Erhalt der Muskelmasse
- Phytoöstrogen-reiche Lebensmittel (Soja, Leinsamen) können Beschwerden lindern
- Reduktion von Zucker und raffinierten Kohlenhydraten zur Gewichtskontrolle
- Omega-3-Fettsäuren für Gehirn und Herz-Kreislauf-Gesundheit
Das Alter: Weisheit und Anpassung
Mit dem Alter verändert sich nicht nur der Körper, sondern oft auch die Prioritäten. Viele hochsensible Menschen berichten, dass sie im Alter gelassener werden, sowohl in Bezug auf ihre Sensibilität als auch auf ihre Ernährung.
Der Grundumsatz sinkt, der Appetit kann nachlassen, und die Verdauungskraft wird oft schwächer. Gleichzeitig steigt der Bedarf an bestimmten Nährstoffen: Protein wird wichtiger für den Muskelerhalt, Vitamin D für die Knochengesundheit, B-Vitamine für die Nervenfunktion.
Hochsensible ältere Menschen haben oft den Vorteil ihrer lebenslangen feinen Körperwahrnehmung. Sie spüren früher, wenn sich etwas verändert, und können entsprechend reagieren. Allerdings kann die im Alter häufigere soziale Isolation dazu führen, dass die Ernährung vernachlässigt wird.
Ernährung im Alter für Hochsensible:
- Nährstoffdichte statt Kalorienmenge
- Regelmäßige kleine Mahlzeiten statt großer Portionen
- Ausreichend Protein für den Muskelerhalt
- Flüssigkeitszufuhr bewusst sicherstellen
- Soziale Aspekte des Essens nicht vernachlässigen
Praktische Umsetzung: Flexibilität als Schlüssel
Der Schlüssel für eine lebensphasengerechte Ernährung liegt in der Flexibilität und der Bereitschaft, sich immer wieder neu zu beobachten und anzupassen. Was gestern richtig war, kann heute überholt sein.
Entwickle ein Gespür für deine aktuellen Bedürfnisse:
- Führe regelmäßig „Ernährungs-Check-ins“ durch
- Beobachte, wie sich dein Körper in verschiedenen Lebensphasen verändert
- Lass regelmäßig relevante Blutwerte überprüfen
- Sei offen für Anpassungen, auch wenn sie deinen bisherigen Überzeugungen widersprechen
Hole dir professionelle Unterstützung:
- Ernährungsberater mit Erfahrung in verschiedenen Lebensphasen
- Ärzte, die deine Hochsensibilität verstehen und berücksichtigen
- Therapeuten für emotionale Aspekte von Ernährungsumstellungen
Praktische Tipps für jede Lebensphase:
- Kindheit: Geduldig bleiben, Vielfalt anbieten ohne Zwang
- Pubertät: Nährstoffdichte Snacks bereitstellen, Eigenverantwortung fördern
- Zyklus: Zyklusbasierte Ernährung ausprobieren, PMS-Symptome beobachten
- Schwangerschaft: Professionelle Begleitung, Flexibilität bei Unverträglichkeiten
- Wechseljahre: Hormonelle Unterstützung durch Ernährung, Gewichtsmanagement
- Alter: Qualität vor Quantität, soziale Aspekte berücksichtigen
Kurz und knackig
Deine Ernährungsbedürfnisse als hochsensibler Mensch wandeln sich kontinuierlich mit den Lebensphasen. Von den speziellen Essgewohnheiten hochsensibler Kinder über zyklusbasierte Ernährung bis hin zu den Herausforderungen der Wechseljahre. Jede Phase bringt neue Anforderungen mit sich. Der Schlüssel liegt in der flexiblen Anpassung und der bewussten Wahrnehmung körperlicher Signale. Nutze deine erhöhte Sensibilität als Kompass für optimale Ernährung und scheue dich nicht vor professioneller Unterstützung in besonderen Lebensphasen.
Wissenschaftliche Quellen:
- FEMNA Health (2025): „Nährstoffbedarf bei Frauen und Männern: Gibt es Unterschiede?“ – https://femna.de/blogs/wissen/naehrstoffbedarf-frauen-unterschiede
- AGES: „Richtige Ernährung für jedes Alter“ – https://www.ages.at/mensch/ernaehrung-lebensmittel/ernaehrungsempfehlungen/richtige-ernaehrung-fuer-jedes-alter
- Hochsensibilität und Trauma Coaching (2021): „Hochsensible Kinder HSK und Essen“ – https://www.loesungs-coaching.de/hochsensible-kinder-hsk-und-essen/
- Hello Clue (2024): „Komme ich im gleichen Alter wie meine Mutter in die Wechseljahre?“ – https://helloclue.com/de/artikel/menopause/ist-die-menopause-erblich-der-stand-der-forschung
- DGE: „Ausgewählte Fragen und Antworten zur veganen Ernährung“ – https://www.dge.de/gesunde-ernaehrung/faq/faqs-vegane-ernaehrung/
- Heilpraxis Bühr (2020): „Richtig ernähren bei Hochsensibilität“ – https://ernaehrung-heilen.de/richtig-ernaehren-bei-hochsensibilitaet/
- DeGruyter (2021): „Gesunde Ernährung von Anfang an“ – https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/pubhef-2021-0089/html
- BLV: „Ernährung in Schwangerschaft und Stillzeit“ – https://www.blv.admin.ch/blv/de/home/lebensmittel-und-ernaehrung/ernaehrung/empfehlungen-informationen/lebensphasen-und-ernaehrungsformen/schwangere-und-stillende.html
Ich hoffe, ich habe das Geschenk deiner Zeit verdient.
Sonnige Grüße von
Anne
Finde hier die komplette Serie „Hochsensibilität und Ernährung“:
- Teil 1:Hochsensibilität & Ernährung: Wie dein Nervensystem jede Mahlzeit mitentscheidet
- Teil 2: Hochsensibilität & Nahrungsmittelunverträglichkeiten: Warum dein Körper anders reagiert
- Teil 3: Hochsensibilität & Reizstoffe: Wenn kleinste Mengen große Wirkung haben
- Teil 4: Hochsensibilität, Reizdarm & Mikrobiom: Wenn dein Bauch die Wahrheit sagt
- Teil 5: Hochsensibilität & Fasten: Sanfter Reset für Nervensystem und Klarheit
- Teil 6: Hochsensibilität & Ernährungsformen: Empathie trifft auf biologische Realität
- Teil 7: Hochsensibilität & Übergewicht: Wenn der Körper einen Schutzmantel trägt
- Teil 8: Hochsensibilität in verschiedenen Lebensphasen: Ernährung die sich anpasst (Dieser Artikel)
- Teil 9: Hochsensibilität & Brainfood: Starke Nerven und geistige Klarheit aus der Küche
- Teil 10: Nahrungsergänzungsmittel für Hochsensible: Zwischen sinnvoller Unterstützung und gefährlichem Selbstbetrug








