ADHS oder hochintelligent?

ADHS oder einfach nur hochintelligent? Der schmale Grat zwischen Genie und Chaos
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Hochintelligent oder ADHS – oder beides?

Dir wurde schon oft gesagt, du seist „verdammt schlau, aber chaotisch“? Du hast geniale Ideen, aber Schwierigkeiten, sie in die Tat umzusetzen? Manchmal bist du unfassbar fokussiert, aber nur, wenn dich etwas wirklich interessiert? ADHS oder einfach nur hochintelligent? Der schmale Grat zwischen Genie und Chaos

Viele hochbegabte Menschen haben ADHS, wissen es aber nicht – und genau das sorgt für jede Menge Missverständnisse, Frustration und ungelebtes Potenzial.

Hochintelligenz und ADHS: Eine unsichtbare Schnittmenge

ADHS wird oft mit mangelnder Disziplin oder sogar geringer Intelligenz verwechselt. Dabei zeigt die Forschung ein anderes Bild: Viele hochintelligente Menschen haben ADHS – und ihre Intelligenz maskiert die Symptome so gut, dass sie nie erkannt oder diagnostiziert werden. Eine umfassende Studie aus dem Journal of Attention Disorders beschreibt, dass ADHS bei Hochbegabten oft als „Eigenart“ oder „charakterliche Besonderheit“ abgetan wird.

Warum bleibt ADHS bei Hochintelligenten oft unentdeckt? Weil sie es unbewusst kompensieren! Statt „unaufmerksam“ zu wirken, entwickeln sie raffinierte Strategien, um sich durchs Leben zu mogeln: Sie improvisieren, sie verlassen sich auf ihr Gedächtnis, oder sie vermeiden langweilige Aufgaben komplett. Sie sind nicht weniger betroffen, sondern einfach nur verdammt gut darin, es zu verstecken.

Warum ADHS und Hochintelligenz so oft verwechselt werden

Es gibt viele Ähnlichkeiten zwischen ADHS und Hochintelligenz, die für Verwirrung sorgen:

  • Extrem schnelles Denken: Ideen schießen in Sekundenschnelle durch den Kopf – aber oft so viele, dass es schwierig wird, sie zu sortieren.
  • Hyperfokus & Ablenkbarkeit: Stundenlang in ein Thema eintauchen, aber dann nicht in der Lage sein, den Geschirrspüler auszuräumen.
  • Perfektionismus & Frustration: Große Visionen, aber oft Schwierigkeiten, Projekte abzuschließen, weil sie „nie gut genug“ sind.
  • Reizoffenheit: Alles wird intensiver wahrgenommen – Geräusche, Stimmungen, Gedanken. Eine Art Dauerfeuer im Kopf.
  • Impulsivität: Die zündende Idee, die sofort raus muss – manchmal zum richtigen, manchmal zum falschen Zeitpunkt.

 Wie du erkennst, ob du ADHS oder „nur“ hochintelligent bist

Eine hohe Intelligenz bedeutet nicht automatisch, dass jemand ADHS hat. Doch es gibt einige deutliche Unterscheidungsmerkmale:

Hochintelligent, aber kein ADHS

Hochintelligent mit ADHS

Kann sich auch in langweilige Themen zwingen

Verliert schnell das Interesse an allem, was nicht fesselt

Arbeitet organisiert und strukturiert

Hat Schwierigkeiten mit Zeitmanagement und Selbstorganisation

Denkt tiefgehend und reflektiert

Denkt schnell, aber oft chaotisch und sprunghaft

Kann sich gut selbst regulieren

Hat oft Probleme mit Impulsivität und Emotionen

Setzt Pläne strategisch um

Fängt viele Projekte an, schließt sie aber selten ab

 Wenn Hochbegabung das ADHS verdeckt – oder verstärkt

Das Tückische: Hochbegabung kann ADHS verdecken, aber in vielen Fällen verstärkt sie es sogar. Warum? Weil ein hochintelligenter Mensch mit ADHS noch stärker unterfordert ist. Wenn „normale“ ADHSler bereits Probleme haben, sich auf langweilige Aufgaben zu konzentrieren, dann stell dir mal vor, wie das für jemanden ist, der in Gedanken bereits drei Stufen weiter ist.

Das erklärt, warum so viele hochintelligente Menschen mit ADHS ein ewiges Gefühl der Unruhe verspüren. Sie suchen nach der nächsten Herausforderung, nach der nächsten intellektuellen Stimulation – und wenn sie sie nicht bekommen, brennen sie innerlich aus.

Eine umfassende Analyse zur Schnittmenge von ADHS und Hochintelligenz findet sich auch in der Studie von Antshel et al aus dem Jahr 2007. 

Diese zeigt, dass hochintelligente Menschen mit ADHS eine höhere Wahrscheinlichkeit haben, unter emotionalen Dysregulationen und Impulsivität zu leiden als ihre neurotypischen hochintelligenten Gegenstücke.

Was bedeutet das für dich?

Falls du dich in dieser Beschreibung wiederfindest, könnte es sich lohnen, dich näher mit ADHS zu beschäftigen. Vielleicht hast du bisher gedacht, du seist einfach nur „anders“, „chaotisch“ oder „schlecht im Organisieren“. Vielleicht hast du versucht, dich zu zwingen, „normal“ zu funktionieren.

Aber was, wenn du beginnst, deine Art des Denkens als das zu akzeptieren, was sie ist: eine andere, aber wertvolle Art, die Welt wahrzunehmen?

Ich hoffe, ich habe das Geschenk deiner Zeit verdient.

Herzlichst
Anne

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