Selbstbewusst statt schüchtern

Selbstbewusst statt schüchtern
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Bewunderst du Mitmenschen, die ohne Probleme auf Fremde zugehen können und durch ihr Selbstbewusstsein überall positiv auffallen, du hingegen bist schüchtern?

Wärst du gern ebenfalls so? Oder zumindest öfter? Dann gehörst du vielleicht zu den Menschen, die noch nicht so glücklich mit ihrer Introvertiertheit sind. Und möglicherweise gehörst du auch zu denen, die schüchtern sind. Schüchternheit heißt, dass es eine gewisse Scheu davor gibt, allgemein auf Menschen zuzugehen, mit Fremden Kontakte zu knüpfen oder sich einfach vor anderen offen zu zeigen.

Jedoch ist es wichtig, ganz klar zu erkennen: Introvertiert zu sein bedeutet nicht automatisch auch schüchtern zu sein. Introvertiert ist etwas anderes als Schüchternheit.

Introvertiert, – was bedeutet das genau?

Die Begriffe Extroversion und Introversion gehen auf den Schweizer Psychoanalytiker Carl Gustav Jung zurück. Er prägte die Bezeichnungen im Jahr 1921 und legte somit die Grundlage für die differentielle Psychologie und tiefgreifende Persönlichkeitsanalysen.

G. Jung beschrieb die psychologischen Typen eines Menschen folgendermaßen: introvertiert (aus lat. intrō und vertere) ist der nach innen gekehrte Typus und sein Fokus liegt auf der Bewegung nach innen und das Gegenteil extravertiert (aus lat. extrā und vertere) ist der nach außen gekehrter Typus. Der eine Mensch geht gerne in sich hinein, der andere gerne aus sich heraus.

Unter der Extroversion wird auch die Eigenschaft verstanden, eine Vorliebe für direkte Erlebnisse mit Dingen und Menschen zu besitzen. Wenn du extrovertiert bist, der erlebst du jede äußere Erfahrung bewusst und genießt sie. Wenn du introvertiert bist, dann bevorzugst du die innere Welt der Gedanken. Informationen werden ausführlicher verarbeitet und tiefgehend interpretiert. Nicht dem Erlebnis selbst, sondern vielmehr der Bedeutung der Erlebnisse um dich herum wird ein hoher Wert zugewiesen. Die eigenen Handlungen sind nach innen gerichtet und es findet eine Konzentration auf das eigene Innenleben statt.

Wenn du introvertiert bist, dann bevorzugst du eher ruhige Umgebungen, wie beispielsweise einen entspannten Spaziergang durch den Wald oder eine Bibliothek. Große Menschenansammlungen bereiten dir Unbehagen, sodass du überfüllte Partys oder Diskotheken lieber meidest. Am wohlsten fühlst du dich entweder alleine, mit der Familie oder im engsten Freundeskreis.

Gerne verbringst du Zeit mit deinem Partner oder in einer kleinen Freundesgruppe. Ein Abend mit vier bis sechs Freunden beim gemeinsamen Beisammensein bereitet dir ebenso Freude wie ein gemütlicher Feierabend zu Hause in deiner Wohnung. Nach außen hin wirken introvertierte Menschen häufig still und zurückhaltend. Sie agieren überlegt und nehmen oftmals die Rolle eines passiven Beobachters ein.

Ich habe viele introvertierte Menschen getroffen, die sich selbst als ausgeprägt schüchtern bezeichnen.
Mangelndes Selbstvertrauen kann die Ursache sein oder es gab in der Vergangenheit Ereignisse, die die angeborene Zurückhaltung noch mehr verstärkt haben. Doch Schüchternheit ist kein Schicksal, in das du dich ergeben musst. Mit einer gezielten Stärkung deines Selbstvertrauens (auch ab Seite 134) kann es gelingen, dass du bald offener und selbstbewusster Kontakte knüpfst.

Angst vor Zurückweisung

Schüchterne glauben oft, dass sie keine positive Wirkung auf andere haben. Dabei kann noch hinzukommen, dass sie sehr genau auf Menschen achten, die einen besonders selbstbewussten Eindruck machen. Sie vergleichen sich mit ihnen und fühlen sich dann schlecht. Oft glauben sie sogar, dass der Selbstbewusste sie bestimmt verachtet …

Das Problem vieler Schüchterner ist ihre innere Wahrnehmung, mit der die eigene Wirkung auf andere sehr viel schlechter eingeschätzt wird, als sie ist. Ich habe beispielsweise einmal einen Klienten gehabt, der in der Schule gemobbt worden ist. Das hatte sich so tief in ihm eingeprägt, dass er davon ausging, dass alle Menschen ihn »doof« finden würden.

Dabei wirkte er sympathisch und konnte mir kaum stichhaltige Beispiele aus seinem Erwachsenenleben erzählen, in denen er tatsächlich schlecht angekommen war.

Ich versuchte, ihm klarzumachen, dass er in der früheren Erfahrung wirklich schlecht behandelt worden sein mochte – dass dies aber nicht heißen müsse, dass dies für die Gegenwart immer noch gelte. Die Anregungen oben konnten ihm helfen, vielleicht sind sie auch etwas für dich.

Herzlichst
Anne

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