Das Cinderella Syndrom trifft viele Frauen: Auch hochsensible, hochbegabte und vielbegabte

Das Cinderella Syndrom trifft viele Frauen: Auch hochsensible, hochbegabte und vielbegabte
Teilen oder merken

Das Märchen von der Erlösung durch die Liebe prägt unser Denken tiefer, als uns bewusst ist. Besonders Frauen mit Hochsensibilität, Hochbegabung oder einem vielbegabten Wesen tragen oft die stille Hoffnung in sich, endlich gesehen, gehalten und befreit zu werden. Doch was, wenn genau dieses Warten sie gefangen hält? Ich zeige dir, warum das Cinderella‑Syndrom auch dein Leben prägen könnte und wie du dich daraus befreien kannst.

Hochsensibilität und der stille Wunsch, endlich gehalten zu werden

Wenn du hochsensibel bist, dann kennst du sie: diese zarte Hoffnung, dass irgendwann jemand kommt, der dich so sieht, wie du wirklich bist. Jemand, der dich versteht ohne viele Worte. Der dich schützt. Der dich liebt und durch seine bloße Anwesenheit deine Wunden heilt.

Ich kenne das gut. Ich war sie, die wartende Cinderella. Mit 17 Jahren habe ich einen 16 Jahre älteren Mann geheiratet. Ich war überzeugt, dass er die Welt besser verstand als ich. Ich dachte, er liebt mich, also wird das schon alles stimmen. Ich glaubte an seine Stärke, seine Klarheit und ich hoffte, dass mein inneres Chaos, meine Angst, meine alten Verletzungen endlich verschwinden würden.

Damals trug ich schwer an etwas, das ich selbst kaum benennen konnte: Mehrere Jahre Missbrauch durch meinen Reitlehrer hatten in mir ein Loch hinterlassen. Und ich glaubte wirklich, Liebe könne dieses Loch schließen. Ich glaubte an die romantische Erlösung. Ich glaubte, dass ich nichts weiter tun müsse, als zu lieben und mich retten zu lassen.

Aber das Leben funktioniert nicht so.

Hochsensitivität macht dich empfänglich für alte Geschichten

Wer hochsensitiv ist, fühlt tief. Und genau deshalb tragen viele von uns Geschichten in sich, die so leise wirken und doch so mächtig sind. Die Geschichte der kleinen, zarten Frau, die auf ihren Prinzen wartet. Die auf Rettung hofft, statt in sich selbst Heimat zu finden. Und auch wenn wir längst moderne, kluge, reflektierte Frauen sind. dieser uralte Mythos wirkt weiter.

Wissenschaftlich nennt man dieses Muster das Cinderella-Syndrom. Colette Dowling hat es 1981 erstmals so benannt: die Angst vor Unabhängigkeit, gepaart mit dem Wunsch, geliebt und beschützt zu werden. Studien zeigen inzwischen deutlich, wie stark dieses Muster wirkt, selbst in Frauen, die beruflich erfolgreich, gebildet und reflektiert sind. Es ist kein intellektuelles Thema. Es ist ein emotionales Erbe.

Hochbegabung schützt nicht vor alten Überzeugungen

Auch wenn du schnell denkst, viel verstehst und analytisch stark bist: Dein Nervensystem arbeitet tiefer. Und je höher deine Begabung, desto mehr kann sich auch die Kluft zwischen Denken und Fühlen auftun. Du kannst genau analysieren, warum du dich abhängig fühlst und trotzdem darin stecken bleiben. So ging es mir viele Jahre.

In einer Meta-Analyse von 2021 wurde belegt, dass Frauen mit hohem Cinderella-Syndrom-Wert ihr persönliches Wachstum blockieren, obwohl sie theoretisch in der Lage wären, ganz andere Wege zu gehen. Es ist nicht der Mangel an Fähigkeit, der uns klein hält. Es ist die Angst davor, was passiert, wenn wir wirklich Verantwortung übernehmen. Wenn wir uns nicht mehr rausreden können. Wenn niemand mehr kommt, der „es für uns richtet“.

Und genau hier liegt der Schmerz, aber auch der Schlüssel zur Freiheit.

Vielbegabte Frauen: zwischen Selbstzweifeln und Sehnsucht nach Führung

Wenn du zu den vielbegabten Scanner-Persönlichkeiten gehörst, kennst du vielleicht dieses innere Durcheinander: so viele Talente, so viele Ideen und gleichzeitig das Gefühl, dich nicht wirklich entscheiden zu können. Nicht zu wissen, wo dein Platz ist. Und in dieser Unsicherheit kann der Wunsch nach einem „starken Gegenüber“ übermächtig werden.

Der Partner, der dir Orientierung gibt. Die Beziehung, die endlich Ruhe bringt. Der Mensch, der dich „sortiert“, wenn du selbst dich nicht halten kannst.

Doch genau da liegt die Verführung und die Gefahr.

Denn niemand wird dich sortieren. Niemand kann dir die Verantwortung für dein Leben abnehmen. Und wenn du wartest, verlierst du dich in einem Märchen, das nie geschrieben wurde für selbstbewusste, komplexe, vielbegabte Frauen wie dich.

Reflexionsfragen für deinen Weg in die Selbstermächtigung

  • Was wäre, wenn niemand kommt?
  • Was, wenn du selbst die bist, auf die du wartest?
  • Spürst du noch eine stille Hoffnung auf Rettung?
  • Erwartest du, dass dein Leben sich verändert, wenn jemand anderes sich endlich richtig verhält?
  • Glaubst du heimlich, dass du zu kompliziert, zu anstrengend oder zu kaputt bist – und deshalb jemanden brauchst, der dich „versteht und heilt“?
  • Oder versuchst du vielleicht selbst, die Retterin zu sein – für andere? Um zu bekommen, was du dir wünschst?

Diese Fragen sind kein Urteil. Sie sind Einladungen. Wege nach innen. Zu deinem Ursprung. Zu deiner Verantwortung. Und zu deiner Würde.

Deine Geschichte darf sich neu schreiben

Ich habe viele Jahre gebraucht, um zu verstehen, dass niemand mich retten kann. Dass ich meine Wunden selbst halten lernen musste. Dass der Mann, den ich geheiratet habe, kein Retter war. sondern auch nur ein Mensch, mit seinen eigenen Ängsten, seinem eigenen Schmerz. Und dass meine Heilung nicht von ihm kam, sondern von mir.

Wenn ich dir heute schreibe, dann als Frau, die durch all das durchgegangen ist. Die gelernt hat, ihre Geschichte umzuschreiben. Und die heute andere Frauen begleitet, genau das auch zu tun.

Du bist nicht zu viel. Du bist nicht zu empfindlich. Du bist nicht kaputt.

Aber vielleicht hast du dir bisher ein Leben gebaut, das nicht wirklich zu dir passt, weil du dachtest, es müsse so sein.

Und jetzt darfst du dich neu erfinden.

Quellen und Studien

  • Joseph et al. (2021): Meta-Analyse über sechs Studien, zeigt den Zusammenhang zwischen Cinderella-Syndrom und gehemter Persönlichkeitsentwicklung. https://tinyurl.com/26lkeco6

 

 

Wenn dich dieser Text berührt hat, dann nimm das als Zeichen: Es ist Zeit, dein eigenes Märchen zu schreiben. eines, in dem du die Heldin bist, nicht das hilflose Mädchen. Du bist nicht allein. Und du bist schon jetzt genug.

Ich hoffe, ich habe das Geschenk deiner Zeit verdient.

Sonnige Grüße von

Anne

Lies dazu auch:

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Mehr zum Thema