Verletzlichkeit im Beruf ist kein KO.-Kriterium

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Verletzlichkeit im Beruf erscheint gerade bei der Karriere vielen Menschen als unverzeihliche Schwäche, die es um jeden Preis zu verbergen gilt.

Doch das Gegenteil ist der Fall! Verletzlichkeit kann auch der Schlüssel zum Erfolg sein. Es ist sinnvoll, eigene Schwächen, Ängste und Fehler einzugestehen. Das führt zu persönlichem Durchbruch, effektiverer Teamarbeit, einer modernen lernenden Unternehmenskultur und wirtschaftlichem Erfolg.

Negative Auswirkungen der Verletzlichkeit im Beruf

Wer glaubt, dass Verletzlichkeit, wenn überhaupt im Privatleben und nur im engsten Kreis gezeigt werden darf, der wird im Beruf versuchen, Stärke zu demonstrieren. Er versucht, mit allen Mitteln nach Außen Perfektion zu vermitteln. Wenn wir unsere eigene Verletzlichkeit verbergen, müssen wir auch einen Großteil unserer anderen Gefühle verheimlichen. 

Da die Gefühle eine Einheit bilden, werden alle betäubt. Das bedeutet, dass auch positive emotionale Energien lahmgelegt werden. Angst und Selbstzweifel wachsen dadurch weiter. Nach außen hin erscheint jemand, der sich an seine perfekte Fassade klammert, unnahbar und kalt. Gleichzeitig fehlt es ihm an Empathie gegenüber anderen.

Chancen einer neuen Verletzlichkeit im Beruf

Natürlich gehört Mut dazu, auch zur eigenen Verletzlichkeit zu stehen. Das ist die gleiche Risikobereitschaft, die du für alle großen Entscheidungen benötigst. Wenn du Verletzlichkeit zulässt, erscheinst du authentischer. Das macht dich glaubwürdiger, und du verdienst so das Vertrauen der Kollegen, Kunden und Mitarbeiter. 

Durch dein authentisches Auftreten fliegen dir Sympathien zu. Wohlgemerkt es geht um wirklich authentisches Auftreten, nur die echten Gefühle wirken positiv. Vorgetäuschte Aufrichtigkeit entlarvt sich in der Regel selbst und hinterlässt einen schalen Nachgeschmack. 

Du schaffst aber mit dem Zulassen von tatsächlicher Verletzlichkeit Loyalität und Nähe. Deine Erfolge werden deutlich höher honoriert und kleine Fehler erscheinen verzeihbar. Schließlich bist du keine Maschine und tust auch nicht so!

Freisetzung positiver Energien durch Verletzlichkeit im Beruf

Du musst keine unnötige Kraft darauf verschwenden, einen emotionalen Panzer um dich herum aufzubauen. So kannst du dich ganz auf die Sache konzentrieren. Verletzlichkeit bedeutet, zum eigenen Selbst zu stehen und auf falsche Masken zu verzichten. 

Dadurch steigt das eigene Selbstwertgefühl, denn du erwartest keine Perfektion mehr von dir. 

Du machst dir entsprechend auch keine Vorwürfe mehr, wenn du diese unrealistische Erwartung nicht erfüllst. Der Selbstzweifel, ob du wirklich gut genug bist, nagt nicht mehr an dir. Deshalb kann er auch keine kostbare Energie mehr abzapfen. So überwindest du die menschliche Urangst, nicht zu genügen. Damit steigt die Zufriedenheit mit dem eigenen Ich, der eigenen Leistung und damit auch mit dem Job. Das wird ungeahnte Energien freisetzen, die du nutzbar machen kannst.

Positiver Umgang mit Fehlern

Wenn du Fehler einräumst, kannst du sie auch schnellst möglich korrigieren und so ein optimaleres Ergebnis erreichen. Doch nicht nur dein Umgang mit Fehlern wird deutlich positiver sein, sogar ihr Auftreten wird sich vermindern. Denn Versagensangst, Gruppendruck und der Zwang, perfekt zu erscheinen, erhöhen die Wahrscheinlichkeit für Fehler.

Verletzlichkeit und Unternehmenskultur

Eine Atmosphäre der Offenheit, in der auch das Eingestehen der eigenen Verletzlichkeit möglich ist, erhöht den Grad der Zufriedenheit mit der Arbeit und dem Arbeitsumfeld. Mitarbeiter, die auf ein kräftezehrendes Versteckspiel verzichten können, fühlen sich freier und kreativer. 

So entstehen neue Ideen, denn vor jeder guten Idee stehen zunächst etliche Ideen, die verworfen werden, aber für einen kreativen Prozess erst einmal zugelassen werden müssen. Die Arbeit selbst ist nicht mehr Belastung, sondern Teil des eigenen Selbst. Schuldzuweisungen isolieren, ein offenen Umgang dagegen befreit. 

Die Aggressivität im Team sinkt. Emotionale Sicherheit führt zu einem deutlich schlagkräftigeren Team als materielle Anreize oder externe Schulungen. Das hat eine Google-Studie über lange Jahre hin bestätigt. Das wirkt sich nicht nur positiv auf das Arbeitsklima aus, sondern fördert auch die Produktivität des ganzen Teams. 

Eine positive Fehlerkultur ruht auf drei Säulen, den Werten, den Kompetenzen und den Instrumentarien. 

Durch das Einräumen der eigenen Verletzlichkeit als Vorgesetzter werden diese drei Grundlagen erst möglich, denn du setzt den Wertstandart. Weil immer mehr Unternehmen erkennen, welches ungeheure Potential durch Fehlervertuschung verschwendet wird und welche Chancen und Möglichkeiten in einem authentischen Führungsstil liegen, wird das Einräumen eigener Verletzlichkeit zunehmend auch als Soft-Skill gesucht und geschätzt.

Verletzlichkeit im Beruf und Wissenschaft

Das neue, positive Bild der Verletzlichkeit wird wissenschaftlich vor allem durch die Studien der amerikanischen Professorin und Forscherin Brené Brown untermauert. Sie erforscht Scham und Verletzlichkeit systematisch und führt Studien mit tausenden Probanden und Interviews durch. 

Zunächst suchte sie dabei nach Möglichkeiten, diese beiden vermeintlichen Störfaktoren der Produktivität auszuschalten Dabei erkennt sie, dass das Einräumen der eigenen Verletzlichkeit zwar ein hohes Risiko bedeutet, aber fast durchwegs zu positiven Ergebnissen führt. 

Deshalb veränderte sie auch ihr eigenes Leben und wurde mit Erfolg belohnt, der sie aus einer eigenen Krise führte. Mittlerweile ist sie eine gesuchte Beraterin erfolgreicher Unternehmen. Sie definiert Verletzlichkeit als „Bereitschaft zu Unsicherheit, Risiko und emotionaler Exposition.“ Verletzlichkeit erfordert also eine starke Persönlichkeit, die sich wiederum durch Verletzlichkeit ausbildet und verstärkt. 

Es handelt sich also um einen Kreislauf, der sich ständig selbst optimiert. 

Um diesem Kreislauf in Gang zu setzen, benötigst du vor allem eines, nämlich Mut und den unbedingten Willen etwas zum Besseren zu verändern.

Klare Grenzen setzen

Natürlich macht uns Verletzlichkeit auch angreifbar. Das kennen wir nur zu gut aus dem privaten Bereich, wenn wir guten Freunden einen zu tiefen Einblick gewähren und teuer dafür bezahlen. Auch Brown warnt davor, in der Öffentlichkeit etwas zu Privates auszuplaudern. Trotzdem müssen wir den Wunsch aufgeben, das Bild, das Andere von uns haben, vollständig zu kontrollieren. 

Die Reaktionen der Anderen müssen dem Sprecher gleichgültig sein. Das ist die Voraussetzung für die öffentliche Preisgabe, d. h. mögliche Ergebnisse müssen in Gedanken schon vorweggenommen sein. Du musst dich vom Urteil Anderer unabhängig machen. Es empfiehlt sich, einen klaren Trennstrich zwischen Beruflichem und Privatem zu ziehen bzw. genau zu überlegen, wie viel Privates man auch im Job zur Schau stellen möchte. Es muss eine klare Grenze zwischen dem Zulassen der eigenen Verletzlichkeit und einem überzogenen Mitteilungsdrang gefunden werden.

In der eigenen Mitte ruhen

Damit vermeidest du auch das Gefühl, zu weit gegangen zu sein. Ein solches Unwohlsein könnte dich dann vor Authentizität zurückschrecken lassen. Das richtige Maß für Offenheit ist immer, dass du dich gerade noch wohlfühlst. Du musst zwar deine Komfortzone verlassen, solltest dich aber gerade am Anfang nicht zu weit vorwagen. Ängste vor dem Risiko Verletzlichkeit im Job zuzulassen, werden so Schritt für Schritt abgebaut. Gleichzeitig bleibt die eigene Balance gewahrt. So erscheinst du trotz deiner Vulnerabilität als starke Persönlichkeit

Verletzlichkeit im Beruf und das Arbeitsumfeld

Natürlich muss man sich aber auch der Ängste der anderen Menschen vor ihrer eigenen Verletzlichkeit bewusst sein. Wir können das Zulassen der Verletzlichkeit nicht plötzlich von anderen verlangen oder gar anordnen. Wenn du den Mut aufbringst, zu deinem eigenen Selbst deiner Verletzlichkeit zu stehen, musst du mit Rückschlägen rechnen.

Denn ein Teil deiner Arbeitsumgebung verharrt noch in alten, eingefahrenen Mechanismen. Deshalb ist das Zulassen von Verletzlichkeit auch immer ein Risiko. Vermeide unbedingt Schuldzuweisung an Andere, dadurch würdest du in überholte Verhaltensmuster zurückfallen.

Häufig stehen Konventionen und Unternehmenskultur dem Konzept der Authentizität im Wege. In Unternehmen oder Strukturen, die eine Ellenbogenmentalität kultivieren oder in denen Mobbing zum Tagesgeschäft gehören, ist das Risiko, Verletzlichkeit zu zeigen, unkalkulierbar und damit zu hoch.

Trotzdem kann man traditionelle Strukturen, behutsam umbauen, indem man langsam mit dem Aufbau von Authentizität beginnt. Kleine Schritte in die richtige Richtung können sich addieren und Synergieeffekte erzeugen. Ein allmähliches, bedachtes Vorgehen kann also auch in einer traditionellen Unternehmenskultur vielversprechend sein. 

Das erfordert allerdings Mut zur Veränderung von dir.

Herzlichst
Anne



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