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Autoren
Anne Heintze
Harald Heintze
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Hochbegabt, hochsensibel – und dann auch noch ADHS? Warum die Diagnose oft übersehen wird
„Du bist doch nicht krank, du bist einfach nur klug!“ Hast du das schon einmal gehört? Vielleicht in der Schule, von Freunden oder von Ärzten, die ADHS bei Hochbegabten einfach nicht für möglich halten? Willkommen im Club der unentdeckten ADHS-Menschen mit Hochbegabung und Hochsensibilität! Das Problem: Unsere Gesellschaft liebt einfache Schubladen – aber was, wenn du in keine einzige hineinpasst?
Warum Hochbegabung und ADHS oft verwechselt (oder übersehen) werden
Hochbegabung und ADHS können auf den ersten Blick erstaunlich ähnlich wirken. Beide gehen oft mit:
- enormer Kreativität,
- blitzschnellem Denken,
- intensiven Emotionen,
- Konzentrationsproblemen bei langweiligen Aufgaben
- und einem rebellischen Geist einher.
Menschen mit Hochbegabung besitzen oft die Fähigkeit, komplexe Zusammenhänge schneller als andere zu erfassen und eigenständige Problemlösungen zu entwickeln. Sie haben eine enorme Auffassungsgabe und können sich neue Themen mit einer Geschwindigkeit erschließen, die für viele andere kaum nachvollziehbar ist.
Doch ADHS bringt eine entscheidende Zusatzkomponente ins Spiel
Die mangelnde Fähigkeit zur Selbstregulation. Das bedeutet: Hochbegabte können sich unter widrigen Umständen oft noch halbwegs zusammenreißen (auch wenn es sie innerlich zerreißt), während ADHS-Betroffene mit Hochbegabung in manchen Bereichen super funktionieren – aber in anderen komplett scheitern.
Sie sind Experten darin, durch ihre Intelligenz fehlende Strukturen zu kompensieren, was oft dazu führt, dass ihr ADHS nicht erkannt wird.
Ein Beispiel: Ein hochbegabtes Kind in der Schule kann trotz ADHS jahrelang exzellente Noten schreiben – nicht, weil es sich gut konzentrieren kann, sondern weil es den Stoff intuitiv versteht und ihn sich in Rekordzeit aneignet. Doch sobald eine Aufgabe auftaucht, die Struktur, Geduld oder langfristige Planung erfordert, kann es sein, dass alles auseinanderfällt.
Eine interessante Studie aus dem Journal of Attention Disorders zeigt, dass hochintelligente Menschen mit ADHS oft spät oder gar nicht diagnostiziert werden, weil ihre Intelligenz die Symptome maskiert. (Quelle)
Hochsensibilität: Das unsichtbare Bindeglied?
Viele Hochbegabte sind hochsensibel – und das macht die Sache noch komplexer. Hochsensible Menschen nehmen Reize intensiver wahr, können sich schwer von Stimmungen abgrenzen und sind oft besonders empathisch. Klingt vertraut?
Jetzt kombinier das mit ADHS, und du hast ein Gehirn, das nicht nur unfassbar schnell arbeitet, sondern auch ständig von Reizen überflutet wird.
Das Ergebnis?
- Reizüberflutung (auch durch eigene Gedanken!)
- Perfektionismus und Selbstzweifel
- Extreme emotionale Schwankungen
- Ein Riesenpotenzial, das oft nicht voll ausgeschöpft wird, weil Struktur fehlt
Die Kombination von Hochbegabung, Hochsensibilität und ADHS kann dazu führen, dass du besonders schnell überfordert bist.
Stell dir dein Gehirn wie eine High-Speed-Autobahn vor: Deine Gedanken rasen mit 300 km/h, doch es gibt keine Leitplanken, keine Ausfahrten und keine Raststätten. Du bist dauernd am Denken, dauernd am Wahrnehmen, dauernd am Fühlen – und irgendwann bricht das System zusammen.
Warum viele Hochbegabte ihre ADHS-Diagnose ablehnen
Der wohl größte Irrtum: „Ich bin doch nicht krank, ich bin einfach nur anders!“ Tatsächlich ist ADHS keine Krankheit, sondern eine andere neurobiologische Funktionsweise. Aber weil Hochbegabte oft früh gelernt haben, sich durchzukämpfen, wird ihnen häufig gesagt: „Du bist doch intelligent, du brauchst das nicht.“ Doch genau das kann der Grund sein, warum es so schwer ist, mit dieser Mischung ein ausgeglichenes Leben zu führen.
Hochbegabte Erwachsene mit unerkanntem ADHS berichten häufig von:
- Schwierigkeiten, langfristig an einem Thema dranzubleiben
- Schwierigkeiten, Routineaufgaben zu erledigen, auch wenn sie wichtig sind
- Hochgradigem Perfektionismus, der oft zum Prokrastinieren führt
- Innerer Unruhe, selbst wenn von außen alles „normal“ aussieht
- Selbstzweifeln und Identitätsproblemen
ADHS ist nicht einfach „mangelnde Disziplin“ oder „Fehlverhalten“. Es geht um eine abweichende Hirnchemie, insbesondere in Bezug auf Dopamin und Noradrenalin. Hochbegabte mit ADHS können das eine Mal hochproduktiv und genial sein und sich im nächsten Moment nicht einmal dazu aufraffen, eine einfache E-Mail zu schreiben.
Was bedeutet das für dich?
Falls du dich in diesen Zeilen wiederfindest, könnte es hilfreich sein, dich mit ADHS näher zu beschäftigen. Vielleicht hast du es nie in Betracht gezogen, weil du dachtest, du seist „einfach nur intelligent, aber ein bisschen chaotisch“. Aber was, wenn du endlich erkennst, dass es einen Grund gibt, warum dein Kopf sich manchmal wie eine Achterbahn fühlt?
Du bist nicht allein. Und du bist nicht „kaputt“. Du funktionierst nur anders – und wenn du das erkennst, kannst du dein Leben bewusst so gestalten, dass es zu deiner Art zu denken und zu fühlen passt.
Was denkst du? Hast du dich in diesem Artikel wiedergefunden? Teile deine Gedanken in den Kommentaren!
Herzlichst,
Anne